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 Strauch  von  4  bis  8  F u s s   Höhe,  den  die  Kolonisten  auch  unter  dem  
 Namen  »Wart  ein  Weilchen«  kennen *9),  und  dessen  ganz  kurze,  
 aber nach  zwei Rich tun gen  aus  einander tretende Dornen wie Widerhaken  
 wirken.  K e in   Gewächs  ist  in  dem  ganzen  Umfang  der Kalahari  
 häufiger  als  dieses.  A ls   B u rch e ll,  so  berichtet  e r ,  dasselbe  
 untersuchen  w o llte ,  wurde  er  von  den  Hottentotten  gewarnt  und  
 näherte  sich  dem  Strauch e   mit  grösster  V orsich t.  Doch  konnte  er  
 nicht  vermeid en,  dass  ein  kleiner  Zw e ig   den  R ock ä rme l  erfasste,  
 und,  indem  er  sich  mit  der  anderen Hand  in  aller  Gemächlichkeit  
 befreien  wollte,  wurde  auch  dieser  A rm   festgehalten,  und  so  fand  er  
 sich  zuletzt,  je   mehr  er  sich  bewegte,  so  vollständig  gefangen,  wie  
 die  F lie g e   im  Netz  einer  Sp inne  verwickelt wird,  so  dass  erst  fremde  
 Hülfe  ihn  mit Mühe  losmachen  konnte.  A n d e re   A cacien  haben  noch  
 viel  kräftigere,  bald  gerade,  sch a rf stechende,  bald  gekrümmte  und  
 Widerstand  leistende  Dornen,  nicht  selten  beide  gemischt  an  demselben  
 Zw e ig e ,  und  auch  die  Bäume  der  K a lah ari  sind  meist  
 mit  solchen  Gebilden  ausgestattet.  Baines J9)  beschreibt  eine  Art  
 mit  zweifachen  Dornen,  die  so  angeordnet  sind,  d a ss,  wenn  man  
 von  den  hakenförmig  g ebogenen  sich  losreissen  will,  andere  berührt  
 werden müssen,  die  g erade   und  paarweise  gestellt,  dabei g eg en   zwei  
 Z o ll  lang  und  spitz  sind  wie  die  feinste Nadel,  so  dass  sie  erheblich  
 verletzen  können.  F in n e   nannte  die Dornen  die Waffen  der Pflanze,  
 und  wo  sie ,  wie  hier,  g ebildet  s in d ,  müssen  sie  in  der  T h a t  dazu  
 beitrag en,  die  weidenden  T h ie re   abzuhalten  und  dadurch  den  Organismus  
 g eg en  A n g riffe   von  aussen  zu  schützen.  E s   ist  gerade  
 eine  Eigenthümlichkeit  mancher  und  eben  der  grösseren  afrikanischen  
 S äu g e th ie re ,  dass  sie  weniger  von  Gräsern  als  von  dem  
 F a u b   der  Holzgewächse  sich  ernähren.  Das  Nashorn  lebte  einst  
 häufig  auf  den  oberen  Karroofeldern  des  Kap lan des,  wo  kein  Gras  
 zu  finden  ist  und  nur  niedriges  Gesträuch  den  Bo d en   bedeckt,  und  
 die  Giraffe  ist  schon  durch  ihren  B au   au f höhere  Pflanzenformen  angewiesen. 
   A b e r wenn,  wie  dies  in  einem  früheren  Abschnitt  gezeigt  
 wurde,  die  g eo graph isch e   Verbreitung  der  dornigen  Pflanzen  zu  der  
 Trockenheit  des  Klimas  in  Beziehung  steht,  so  dürfen wir nicht  fragen, 
   ob  diese  oder  F in n e ’s  A uffa ssu n g   von  der  Bedeutung   solcher  
 Organe  die  richtigere  sei.  Vielmehr  liegt  es  in  dem  Walten  der  
 Natur  tie f  begründet,  dass  sie  mit  denselben  Hülfsmitteln  die  verschiedensten  
 F ebenszwecke  zugleich  erfüllt  und  wo  möglich  durch 
 geringfügige  Aenderungen  der  Entwickelung  eines  Organs  bald  der  
 einen,  bald  der  anderen  A u fg ab e   mehr  zu  entsprechen  scheint,  je   
 nachdem  diese  oder  jene   in  höherem  Grade  gefordert  ist. 
 Durch  ansehnlicheren Wuchs  und  abgesonderten  Stamm  gehen  
 die Domsträucher  der  Ka lah ari  in  Baumformen  über,  unter  denen  
 die Acacien  ebenfalls wiederum  die  erste  Ste lle   einnehmen.  Burchell  
 hat  fünf  A rten   von  diesen  Bäumen  beschrieben,  darunter  die  
 Giraffen-Acacie  (A.  Giraffae),  deren  Name  sich  darauf  bezieht,  
 dass  dieses  grosse   Säug e th ie r  von  ihrem  Daube  vorzugsweise  
 sich  ernährt.  D ie se   A cac ien   sind  20  bis  40  F u s s   hohe  B äum e ;  
 sie  gedeihen  auf  dem  dürrsten  B o d e n :  nur  eine  A r t   [A .  horrida) 
   macht  davon  eine  A u sn ahm e ,  und  dies  ist  die  einzige,  
 die  auch  im  Süden  des  Gariep,  in  den  feuchteren  Flussthälern  der  
 östlichen K ap k o lo n ie ,  allgemein  verbreitet  ist.  S ie t r a g e n   sämmt-  
 lich Dornen,  die  bei  der  letztgenannten  A r t   2  bis  3  Zoll  lang   sind:  
 mit  der  Ausbildun g   der  stechenden  Organe  und  mit  der  T ro ck en heit  
 des  E rd re ich s  steht  es  in Verhältniss,  dass  die  Gliederungen  des  
 Laubs  beschränkt  und  die  Blattfiächen  klein  bleiben.  Obgleich  nun  
 die  Wälder  der  K a lah a r i  in  fortschreitender  Abnahme   begriffen  
 sein  so llen ,  so  muss  man  doch  fr a g e n ,  wie  es  möglich  i s t ,  dass  
 ein  so  zartes  und  empfindliches  G e b ild e ,  wie  das  Acacienblatt,  in  
 einem  so  trockenen K lim a   überhaupt b e steh en,  ja   sogar  die  langen  
 Zeiträume  der  R eg en lo sigk e it  hindurch  sich  erhalten  kann.  Denn  
 weder  die Gesträuche  noch  die  Bäume  sind mit wenigen Ausnahmen  
 in  irgend  einer  Jahrszeit  vö llig   la u b lo s 20).  V on   grossem  E in fluss  ist  
 gewiss  die  g ering e  Zahl  und Grösse  der Blätte r,  die  daher  nur  wenig  
 Wasser bedürfen,  und damit  stimmt das  langsame Wachsthum  uberein, 
  worauf nach  der Härte  und Schwe re  des Holzes  bei  der Giraffen-  
 Acacie2I)  und  anderen Bäumen zu  schliessen  ist.  Im D am a ra-L an d e ,  
 wo  die  Baumgruppen  häufiger  sind  als  im  O sten,  ist  doch  kaum  
 irgendwo  ein  schattiger  P la tz 22)  zu  finden.  S o   wenig  leisten  die  
 Laubkronen  der  A c a c ie n ,  die  Sonnenstrahlen  zurückzuhalten,  die  
 zwischen  ihren  feinen  Blättchen  und  A e sten  den  E rd b od en   fast  ungehindert  
 erreichen  können.  B e i  trockener  L u ft   sollen  sich  die  
 Blätter  der A c a c ien   in  der Mittagshitze  schliessen  ,  wie  des Nachts,  
 aber  sie  verschrumpfen  nicht  und  müssen  also  eine  K ra ft  besitzen,  
 die  ungeachtet  ihrer Zartheit  den  Saftverlust  durch Verdunstung v e r hindert. 
   Und  diese  K ra ft  muss  bei  verschiedenen  A rten   ungleich  
 sein,  weil  eine  derselben  sich  nur  da  findet,  wo  das  Grundwasser