eine verstärkte Ablagerung fester Substanz an der Aussenfläche der
Oberhaut, bald durch die Natriumsalze ihres Safts, die sie wegen
ihrer Löslichkeit leicht aus dem Boden aufnehmen. Die letztere Erscheinung
hat darin ihren Grund, dass eine Salzlösung langsamer
verdunstet als reines Wasser, weil das Salz eine zurückhaltende Anziehung
auf das Lösungsmittel ausübt. Willkomms0), der zuerst die
Anwendbarkeit dieses physikalischen Satzes auf das saftreiche Gewebe
der Halophyten aussprach, wies den Zusammenhang beider
Verhältnisse besonders dadurch nach, dass am Meeresufer nicht selten
eigenthümliche Spielarten auftreten, die sich von der gewöhnlichen
Organisation ihres Gewebes im Binnenlande durch fleischige Blätter
unterscheiden, worunter man eben eine Vermehrung des Saftgehalts
versteht, die keineswegs immer von einer verdickten Oberhaut begleitet
wird.
Die Haarbekleidung an den ausgewachsenen, der Luft ausgesetzten
Organen dient, die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf dieselben
zu mässigen und dadurch die Verdunstung zu verlangsamen.
Das zusammenhängende Gewebe der Blätter wird durch den Verlust
des Wassers, welches sie an die Atmosphäre abgeben, bei mangelndem
Ersatz in weit höherem Grade gefährdet als die nur mit einer
schmalen Grundfläche befestigten und daher in ihrer von der Saftfülle
bedingten Schwellung und Zusammenziehung unbehinderten
Haarzellen. Diese letzteren, zunächst von der Sonne getroffen, verdunsten
stärker und auf erweiterter Oberfläche : auch dadurch mindern
sie die Wärme und Trockenheit in ihrer nächsten Umgebung.
Sind sie weich, so können sie sich leichter verkürzen, wenn die Sonne
ihnen den flüssigen Inhalt entzieht, wogegen die Zellmembran, wenn
sie starrer ist, den Saftverlust durch Verdunstung erträgt und, indem
sie sich mit Luft füllt, ihre Gestalt weniger ändert. Unter den
Steppenpflanzen ist die Behaarung der Artemisien , deren Oberhaut
oft mit einem feinen, seidenartig glänzenden Ueberzuge bekleidet
ist, eben dadurch charakteristisch, dass diese Stauden auf dem Salzboden
ebenso spät zur Blüthe gelangen wie die Chenopodeen, in
deren Gesellschaft sie auftreten.
Auch die Bildung der Dornen beruht auf einer Organisation,
die der Verdunstung Widerstand zu leisten strebt, indem sie die Zahl
und Grösse der flachen Organe und durch gehemmte Entwickelung
den Wasserverbrauch des Gewächses vermindert. Die Dornen sind
eben w eiter nichts als die auf Kosten des verdunstenden Blattparen--
chyms abgesonderten, steiferen Gewebe der Gefässbiindel; sie beschränken
die Grösse der Oberfläche, wenn sie am Laube selbst entstehen,
oder die Anzahl der Blätter , wenn sie aus Theilen der Axe
hervorgehen. Ein dorniges Gewächs würde demnach bei einer gegebenen
Anlage der Organisation eine weit grössere verdunstende
Fläche besitzen, wenn diese Umbildung der Organe nicht stattfände.
Je langsamer es aber verdunstet, desto länger kann es sich im Saft-
umtrieb erhalten, wenn der Boden dürr zu werden beginnt und der
Zufluss aus den Wurzeln nachlässt.
Die ätherischen Oele scheinen ebenfalls beschränkend auf die
A b g a b e des Wasserdampfs zu wirken, wenn die Vegetationsorgane
an diesen aromatischen Bestandtheilen reich sind. Das Oel verdunstet
leichter als das Wasser , und umgiebt jedes Blatt mit einer
Atmosphäre, die mit wohlriechenden Dämpfen beladen ist. Bekanntlich
sind Dämpfe verschiedener Art zwar in einem Raume, der von
ihnen gesättigt ist, von einander unabhängig, aber anders verhält es
sich mit der Geschwindigkeit ihres Entstehens aus tropfbaren Flüssigkeiten
unter Umständen, wo an eine Sättigung nicht gedacht werden
kann. Diese Geschwindigkeit wird allerdings verlangsamt, wenn
schon ein anderer Dampf, der sich leichter bildet, vorhanden ist.
Das ätherische Oel hat die Pflanze als einen Auswurfstoff nur zu entfernen
, das Wasser ihres Safts muss sie möglichst zurückhalten,
wenn es darauf ankommt, die Dauer der Lebensfunktionen zu verlängern.
Von einiger Bedeutung mag auch die Verdunstungskälte
sein, die bei dem raschen Uebergange der ätherischen Oele in Dampf
entsteht und der durch Insolation erhöhten Wärme der Blätter ent-
o-eeenwirkt, von deren Maass der Gang der Verdunstung ebenfalls
bestimmt wird.
Bei Stauden und Sträuchern werden diese verschiedenartigen
Hülfsmittel in vielen Fällen verwendet, um die kurze Vegetationszeit
möglichst auszunutzen, aber nur selten genügen sie, die Organisation
über die Dürre des Sommers hinaus thätig zu erhalten. Diese Aufgabe
wird fast nur bei den Artemisien, bei einigen Polygoneensträu-
chern und bei den Chenopodeen gelöst, und in dieser letzteren
Pflanzengruppe ist hiedurch die Möglichkeit gegeben, im Wachsthum
zu Grössenverhältnissen fortzuschreiten, für welche der Frühling zu
kurz ist. Im Inneren des Steppengebiets kennt man indessen doch
nur ein einziges Beispiel, wo unabhängig von zugänglichen Wasser-
vorräthen baumartiger Wuchs erreicht wird. Plierin liegt das Inter