math sich daher selten ermitteln lässt, ist der Austausch mit Mexiko
beinahe ebenso geringfügig wie mit Florida und Louisiana. Von
den übrigen Gewächsen hingegen, die auf dem tropischen Festlande
ein engeres Gebiet bewohnen, lässt sich in vielen Fällen nachweisen.
dass der Ausgangspunkt ihrer Wanderung auf dem südlichen Kontinent
und nicht auf den Antillen selbst lag. Hier sind nicht, wie es
zwischen Westindien und Florida der Fall war, die Meeresströmungen
ein die Floren trennendes, sondern das sie verknüpfende Element.
Der Guiana bespülende Theil des grossen Aequatorialstroms, der,
aus dem atlantischen Meere kommend, längs der Nordküste Südamerikas
nach dem Isthmus und Yukatan geht, trifft auf seinem
Wege gleich Anfangs die karaibischen Inseln. Durch ihn werden
die schwimmenden Früchte der Manicaria, einer in Guiana einheimischen
Palme, auf Barbadoes und an die Südküste von Jamaika
angetrieben. Leichter, als die Erzeugnisse der Inseln auf das Festland
übergehen, siedeln sich kontinentale Gewächse auf einem
fremden Boden an, wenn sie ein grösseres Gebiet bewohnen und daher
in grösseren Massen ihre Samen ausstreuen. Der geringere
Flächeninhalt der Archipele und die kleinere Anzahl der daselbst
vorhandenen Individuen sind ein Moment, ihre endemischen Arten
zurückzuhalten. Nach der systematischen Stellung und nach der
Gestalt des Wohngebiets beurtheilt, sind nur wenige der dem Festlande
und Westindien gemeinsamen Pflanzen von den Inseln, die
meisten vom südlichen Kontinent ausgegangen. Mit wachsendem
geographischen Abstande vermindert sich ihre Zahl. Auf den grossen
Antillen wachsen weniger südamerikanische Gewächse als auf den
Karaiben, weil der Meeresweg länger ist, und weil sie eine bei Weitem
reichere endemische Vegetation besitzen, die der Einwanderung
einen grösseren Widerstand entgegensetzen konnte.
In vielen Fällen lässt sich nicht ermitteln, ob der Austausch mit
dem Festlande durch natürliche Ursachen erfolgt, oder ob eine
Pflanze mit den Kulturgewächsen zufällig eingeführt worden ist.
Die Ungewissheit ihrer Abstammung und der Geschichte ihrer Wanderungen
wächst, je grösser der Umfang ihres Wohngebiets ist. Aber
selbst bei denjenigen Arten, die über beide Tropenzonen Amerikas
verbreitet sind und deren Anzahl bei Weitem grösser ist 23), als man
früher vermuthen mochte, fehlt es nicht an Andeutungen, die zu
einer Lösung dieser Fragen dienen können. Unter den Pflanzen von
einem so sehr erweiterten Wohngebiet ist die Verschiedenheit der
Verhältniss zum Festlande. — Transcceaniscke Pflanzen. 333
Holzgewächse erheblich geringer2«) als unter den endemischen;
mannigfaltiger sind die Familien, deren Keime die Lebenskraft längere
Zeit bewahren25); das Verhältniss der Arten zu den Gattungen
vermindert sich. Diesen Erscheinungen liegt stets die ungleiche,
natürliche Wanderungsfähigkeit zu Grunde : in noch höherem Grade
zeigt sich dies bei der Vergleichung der kryptogamischen Sporen mit
den schwer beweglichen Samen der Phanerogamen und erklärt die
Seltenheit des Endemismus bei den westindischen Farnen26), deren
Keime der Passat mit Leichtigkeit dem südlichen Festlande zuführen
kann.D
ie systematische Verwandtschaft mit Arten, die in ihrer Hei-
math endemisch geblieben sind, ist das wichtigste Mittel, die wahrscheinlichen
Bahnen der natürlichen Wanderung zu erkennen. Zuweilen
kann auch die Form des Wohngebiets zu Aufschlüssen über
die Abstammung von bestimmten Vegetationscentren nützlich sein.
Dies ist namentlich bei solchen Arten der Fall, die nicht allein das
ganze tropische Amerika bewohnen, sondern auch in die wärmeren
Gegenden der gemässigten Zonen vorgedrungen sind. Ueberschreiten
dieselben nur in einer Richtung den Wendekreis 2?) , so ist anzunehmen,
dass der Ausgangspunkt ihrer Wanderung in der gleichnamigen
Hemisphäre gelegen war.
Die ubiquitären und die mehreren tropischen Kontinenten gemeinsamen,
die transoceanischen Pflanzen Westindiens (300) sind
fast sämmtlich entweder Wasser-, Sumpf- und Litoralgewächse,
(nicht ganz 100) , oder Begleiter der Kulturfelder, die den Kolonisationen
über die Erdkugel gefolgt sind (über 200). Die Mehrzahl
der letzteren besteht, wie auf den Aeckern der gemässigten Zone,
aus vergänglichen einjährigen und vielsamigen Pflanzen. Viele derselben
überschreiten auch den Wendekreis, indem sie wegen der
Kürze ihrer Vegetationszeit auch innerhalb der Tropen die Sommerwärme
finden, deren sie bedürfen: sie können noch als tropische
Segetalpflanzen gelten, wenn ihre Verbreitung nicht über den
40. Breitengrad hinausreicht, und werden ubiquitär, wenn der klimatische
Gegensatz der gemässigten und heissen Zone sie unberührt
lässt. Bestimmter äussert sich dieser bei den Holzgewächsen. Unter
den Tropen verwandeln sich auch die Stauden leicht inHalbsträucher,
bei denen der weiche Stengel nach abwärts verholzt, und in der
gleichmässigen Temperatur des Jahres verschwinden die Grenzen
zwischen ein- und mehrjährigem Wachsthum. Flier findet man unter