unregelmässige Anordnung feuchter und trockener Klimate ihrem
Austausch ein mächtiges Hinderniss bieten, und gerade durch die
beschränkten Standorte alpiner Gewächse sind die anatolischen Gebirge
merkwürdig. Nicht bloss die einzelnen Abschnitte der Nord-
und Südküste zeichnen sich hiedurch aus, sondern auch die Flora der
westlichen, jonischen Gliederung der Halbinsel zeigt ähnliche Eigen-
thümlichkeiten und eine mannigfaltigeFülle der Erzeugnisse, weil hier
ein zusammenhängendes Randgebirge fehlt, die einzelnen, alpinen
Gipfel vom Olymp bis zum lycischen Taurus räumlich weiter von
einandei abgesondeit sind und die innere Hochebene durch vielfach
verschlungene Abstufungen und niedrigere Höhenzüge in die Mediterranflora
der Küste allmälig übergeht. Klima und plastische Gestaltung
der Oberfläche vereinigen sich also, den Reichthum der
anatolischen Flora zu erhöhen. Aber schroffer werden die Gegensätze
, wo die Steppenflora des Innern durch das Randgebirge'von
den Küsten schärfer abgesondert ist. So liegt unmittelbar hinter
dem lycischen Taurus eine Hochebene von Steppenformationen, die
Forbes als eine besondere Region (3—6000 Fuss) zwischen’den
beiden Waldgürteln unterscheidet, von denen der untere auf die dem
Meere zugewendeten Abhänge eingeschränkt, der obere beiden, sowohl
der Binnen- als der Aussenseite des Gebirgs gemeinsam ist.
So ist ferner der Argaeus dem cilicischen Taurus zwar benachbart,
hat aber nicht dessen Waldregionen, sondern nur Gesträuche I29),
weil seine Schneedecke wenig ausgedehnt ist und den tieferen Gehängen
die Feuchtigkeit durch die vorliegenden Randgebirge entzogen
wird. Auch schon an dieser Tauruskette selbst ist der Gegensatz
der inneren und äusseren Gebirgsseite durch die Anordnung der
Wälder ausgedrückt, indem an demjenigen Abhange, der dem kara-
manischen Plateau zugekehrt ist, die Baumgrenze um 1000 Fuss
höher ansteigt. Hier finden wir die jedoch nur scheinbare Anomalie,
dass über derselben Hochebene die Schneelinie des Argaeus verhält-
nissmässig tief, die Baumgrenze an der Nordwestseite des Taurus
hingegen hoch liegt, während doch beide Werthe unter dem Einflüsse
des Plateauklimas in gleichem Sinne wachsen sollten. Die Erklärung
scheint darin zu liegen, dass der Argaeus den Taurus an Höhe
übertrifft. Sein Gipfel wird noch von den Seewinden getroffen, aus
deren Wasserdampf der Schnee sich ansammelt, wogegen die geschützten
tiefer hegenden Abhänge und ebenso die Binnenseite des
Taurus der austrocknenden und erwärmenden Einwirkung des
Plateaus unterliegen, welche entweder die Wälder gar nicht auf-
kommen lässt oder sie in ein höheres Niveau hinaufrückt. Die tiefe
Lage der Baumgrenze am bithynischen Olymp endlich lässt sich nicht
so leicht aus den klimatischen Bedingungen ableiten, sie ist vielleicht
eine Folge der kalten Steppenwinde, die über das schwarze Meer
von Russland herüberwehen und diesen frei liegenden Gipfel treffen.
Von den Gebirgen Syriens und der Insel Cypern lässt sich nach
den vorliegenden Nachrichten annehmen, dass die Regionen, abgesehen
von ihrer vorgeschrittenen Entwaldung, denen des cilicischen
Taurus ähnlich sind.
Libanon [Westseite]^).
Immergrüne Region (0—1500').
Waldregion (1500—6000') :
Gürtel von Eichensträuchern bis 3000';
Kieferwald 3400—4000';
Bestände von Cypressen (C . h o r iz o n t a lis ) und Ueberreste des Cederwaldes
4000—5800';
Ackerbau bis 6000'.
Alpine Region (6000—9000').
Cypr i s che r Olymp. I3°)
Region des Oelbaums (o—2500').
Waldregion (2500— 6000': Gipfel) :
Seestrandskiefer (P in u s m a r i t im a ) o—4000';
Lariciokiefer ( P . L a r ic io ) 4000—6000';
Baumwachholder (J u n i p e r u s fo e t id i s s im a ) 6000'.
An der Binnenseite des Libanon wird die Baumgrenze durch den
Wachholderbaum {Juniperus foetidissima) gebildet, der am nördlichen
Abhange über Ceder- und Tannenwaldungen bis özooFuss ansteigt.
Ueber dem östlichen Thale von Baalbek reicht die Region dieses
Baums nicht so hoch (4000—5500 Fuss) und grenzt abwärts an
einen Gürtel von Eichenwald (3000 — 4000 Fuss). Es geht aus
diesen Angaben hervor, dass der Breitenunterschied zwischen dem
cilicischen Taurus und dem Libanon (370—340 N. B.) ohne Einfluss
auf die Anordnung der Regionen und die Baumgrenze auch hier die
nämliche ist. Die noch tiefere Depression derselben am östlichen
Abhange des Libanon erklärt sich wohl daraus, dass das Thal von
Baalbek nur nach Nordosten geöffnet und von südlichen Luftströmungen
durch den Antilibanon abgeschlossen ist. Die Insel Cypern
soll einst von Nadelholzwäldern durchaus bewaldet gewesen sein,