Sphäre. Gegen die übermässige Feuchtigke it des Bodens, welche ihr
trockenes Gewebe träge aufsaugt, scheinen sich viele derselben durch
harzige Ausscheidungen oder den Firniss der Oberhaut zu schützen^).
Wiederholte Untersuchungen der Flora haben nur einen Ertrag
von kaum 150 Gefässpflanzen ergeben84), von denen indessen doch
fast 20 Procent endemisch oder wenigstens bis jetzt auf dem
Festlande nicht bemerkt sind. Da aber das Klima abweicht, die Anordnung
der Pflanzen verschieden und auch unter den Sträuchern
wenigstens eine Art (,Senecio falklandicus), unter den Gräsern mehrere
eigenthtimlich sind, so darf man wohl annehmen, dass der Archipel
seine Vegetation nicht durchaus von dort empfangen, sondern eine
V\ anderung auch in entgegengesetzter Richtung stattgefunden hat.
1 8 . T R I S T A N D A C u n h a . Zwischem dem Kap Horn und dem
Kap der guten Hoffnung, dem letztem um mehr als das Doppelte
näher liegend, erhebt sich die vulkanische Insel Tristan da Cunha
(3 7 ° S. B.) zu einem erloschenen Krater von 7 8 0 0 Fuss Höhe®5),
sie hat einen ebenso geringen Umfang wie S. Helena (2 g. Quadratmeilen)
. Die in diesen Breiten herrschenden westlichen Winde hüllen
den Berg, der fast ohne Vorland steil aus dem atlantischen Meere
emporsteigt, fast beständig in Wolken: es regnet stark und zu allen
Zeiten, nur im Sommer (Januar bis März) ist auf heitere Tage und
auch dann nicht sicher zu rechnen86). Nach den gewaltigen Regengüssen
füllen sich die Giessbäche in den Bergschluchten mit Wasser
und stürzen, bald wieder versiegend, periodisch ihre prächtigen Kaskaden
ins Meer. Das fliessende Wasser, welches auch das Klima
der Höhen und Tiefen ausgleicht, hält sich in gleicher Temperatur
[von 8° R .]86); das beschattete Thermometer steigt im Sommer
selten auf ig°, sinkt aber durch nächtliche Abkühlung zuweilen bis
auf 7 0. Da kein Wechsel der Jahrszeiten zu bemerken ist, so wird
die Vegetation in ihrer Entwickelung auch niemals unterbrochen.
Wie sehr dieses gleichmässige Klima den Farnen gemäss ist,
erkennt man daraus, dass die Zahl der auf der Insel beobachteten
Phanerogamen nicht grösser ist als die der Gefässkryptogamen (29).
Noch auf dem Plateau, welches den Kraterdom umgiebt (2800 Fuss
hoch), und abwärts in feuchten Gründen wächst ein Farn mit holzigem
Stamm (.Lomaria robustd), der zuweilen 4 bis 5 Fuss vom Boden sich
erhebt, aber gewöhnlich niederliegt und nur mit der Spitze emporstrebt.
Bis zu demselben Niveau sind die Abhänge des Bergs
grossentheils mit einem endemischen Krummholz (.Phylica arborea)
bekleidet, welches, in den Spalten des anstehenden Gesteins befestigt,
wohl 20 Fuss hoch wird. Einen höheren Baumwuchs lässt die stürmische
Atmosphäre nicht auf kommen. Die Zwischenräume des Gesträuchs
sind vielfach von einem in mannshohen Rasen wachsenden
Rohrgrase [Spartina arundinacea) eingenommen. Auch die obere
Region, wo das Krummholz aufhört, erzeugt bis zu beträchtlicher
Höhe einen zarten Graswuchs (.Agrostis media und ramulosa).
Alle diese herrschenden Gewächse und einige andere sind endemisch86):
eigenthümliche Gattungen hat man nicht gefunden. Nur
zwei derselben haben ihr Verbreitungscentrum imKaplande [Phylica
und Pelargonium) , andere stehen in derselben Beziehung zu dem
doch viel ferneren antarktischen Gebiete Amerikas (.Acaena, Ncrtera,
Empetrum, Uncinia). Eine unmittelbare Einwanderung aus Südafrika
ist nur bei dem Pelargonium anzunehmen [P. australe var.
acugnaticum), aus dessen Stammart im Kaplande auch in Neuseeland
und Australien klimatische Varietäten hervorgegangen
sind6?). Mehrere eingewanderte Pflanzen stammen hingegen entschieden
aus Südamerika8?), auch die Farne sind mit denen dieses
Festlands verwandt oder von dort herübergekommen88). Diese
Wanderungen finden auch abgesehen von den herrschenden Westwinden
ihre einfache Erklärung in dem antarktischen Meeresstrome,
der vom Kap Horn über die südlichen Breiten des atlantischen und
indischen Meers in östlicher Richtung hinfliesst und die entferntesten
Küsten in Verbindung setzt.
19. Kerguelens-Land. Im Süden des indischen Oceans (unter
500 S. B.) liegt die basaltische Insel Kerguelens-Land, beinahe in
gleich grossem Abstande von Afrika und Australien. Die Hebung
der Insel über das Meer scheint nicht bedeutend zu sein (bis 2400P uss),
und sie ist von beträchtlicher Grösse (126 g. Quadratmeilen), aber
sie besitzt dennoch kaum 20 Gefässpflanzen8?), in der Polhöhe von
Mainz nur ein Fünftel so viel wie Spitzbergen. Das Klima ist zwar
stürmisch, aber nicht so sehr rauh : vom Herbst zum Winter (Mai
bis Juli) fiel das Thermometer nur selten unter den Gefrierpunkt und
der Schnee hielt sich in tiefem Lagen nie länger als zwei oder drei
Tage 9°). Die unverhältnismässige Armuth der F lora ist zunächst
vielmehr eine Folge des unfruchtbaren Bodens, dann auch der Entlegenheit
der Insel, wodurch die Einwanderung erschwert wird, ohne
im Endemismus einen Ersatz zu finden. Die Terrassen, zu denen
das Land sich hebt, sind durch Felsbrüstungen geschieden, welche