zu ihrem Fuss manche südliche Pflanzen anzutreffen sind und dem
Klima der französischen Alpen in dieser Beziehung sich annähern.
Allein abweichend in ihrer geognostischen Bildung zeichnet sich die
vulkanische Auvergne durch ausgedehnte Bergwiesen aus, die, arm
an alpinen Bestandtheilen, zu den ähnlichen Formationen auf gleichartigem
Boden in Deutschland, zu den Basalten der Rhön manche
Anknüpfungspunkte auch in ihrer Vegetation zeigen. Der Jura hingegen
mit seinen Kalkgesteinen, an seinem Fuss von dem Buxus-
gesträuch der Kastanienzone umgürtet, besitzt eine alpine Region,
die auch nach Maassgabe der Bodenverhältnisse sich leicht mit der
Flora des Dauphiné verbinden konnte ” 9).
Ganz anders ist das Verhältniss der Vo g e s en und des
Sch war zw aides zu den nördlichen Alpen aufzufassen. Indem die
Baumgrenze noch tiefer herabsinkt, finden sich auch hier, wiewohl
die Gipfel minder hoch sind, die Spuren einer alpinen Region, noch
deutlicher als am Harz. Da die höchsten Erhebungen dieser Gebirge
fast unter gleicher Breite mit den nördlichsten Alpen Bayerns
und Oesterreichs liegen und doch der Wald noo bis 1300 Puss tiefer
als dort aufhört, so entsteht die Frage, ob diese Erscheinung nur der
grösseren Höhe der Alpen zuzuschreiben sei. Allein die schroffen
Kalkalpen sind wenig geeignet, durch ihre Masse zu wirken, und ein
viel intensiverer Einfluss dürfte darin bestehen, dass dieselben aus
der bayerischen Hochebene aufsteigen, die, gegen 1500 Fuss hoch
gelegen, jenen Unterschied der Baumgrenzen nahezu ausgleicht, indem
die Vogesen und der Schwarzwald unmittelbar aus dem so viel
tieferen Thaleinschnitt des Rheins (300 Fuss) sich erheben. Die
Sommerwärme von München und Augsburg ist in der That nur um
nicht ganz anderthalb Grade niedriger als die von Karlsruhe ^3).
Diese Verbindung der nördlichen Kalkalpen mit einer Plateaulandschaft
giebt auch einen neuen Aufschluss über ihr Verhältniss zu der
südlichen Kette, die an das tiefe Niveau der lombardischen Ebene
angrenzt. Die Vegetationsgrenzen und ebenso die Schneelinie sind
in den nördlichen Alpen durch den Einfluss der bayerischen Hochebene
über die Norm elevirt, und daher ist ihr Unterschied von der
solchen Einwirkungen entzogenen südlichen Kette geringer, als er
sein würde, wenn nur die geographische Breite und die geschütztere
Lage allein in Betracht gezogen würden.
Diese Auffassung findet endlich auch eine, wiewohl beschränktere
Anwendung auf die Vegetationsgrenzen in den südlichen
Karpaten. Obwohl die so viel östlichere Lage eine Elevation erwarten
Hesse, finden wir daselbst die Höhengrenzen der Fichte und
der Buche fast in demselben Niveau wie in den nördlichen Kalkalpen.
Das kontinentalere Klima sollte diese Grenzen erhöhen, wie im Tatra,
aber, aus dem tiefen Thale der Donau ansteigend, verhalten sich
die Karpaten des Banats ähnlich wie die südlichen Alpen. An der
Nordseite hingegen grenzen sie ebenfalls an die Hochfläche Siebenbürgens
(1200 Fuss), die wenig niedriger ist als die bayerische, und
hier möchte die klimatische Höhengrenze von der Fichte kaum erreicht
werden, weil das Gebirge (gegen 8000 Fuss hoch), von Firn
und Gletschern frei, oberhalb des Waldgürtels die hinlängliche
Feuchtigkeit nicht darbietet. Der Buchenwald aber hält sich wegen
der Dauer des Winters ebenfalls in einem tieferen Niveau und wird
aus dieser Ursache vom Kriwan im Tatra bis nach Bosnien unter
gleichem Meridian, aber fünf Breitengrade hindurch fast an derselben
Höhengrenze zurückgehalten. Die alpine Region der Karpaten
ist, wie am Tatra, so auch auf dem breiten Gebirgswall, der
Siebenbürgen von der Wallachei trennt, am reichsten entwickelt und
steht hier an Mannigfaltigkeit der Arten den Alpen nur wenig nach,
obgleich durch die mächtige Ausbreitung des den Boden bedeckenden
Krummholzes die Räumlichkeiten beschränkt sind, die den Stauden
und Gräsern übrig bleiben. Aber auch nach ihrem orographischen
Bau lassen sich die natürlichen Htilfsquellen der südlichen Karpaten
mit den Alpen nicht entfernt vergleichen und werden selbst vom
Tatra übertroffen, der durch seine Thalgliederung bevorzugt ist.
Die Thäler der Karpaten Siebenbürgens sind eng, durch die sich
selbst überlassene Bewaldung fast unzugänglich und grossentheils
unbewohnt, die Sennwirthschaft daher wenig ausgebildet. Durch die
Einsamkeit der Wälder, den Mangel an Ansiedelungen und durch
die Seltenheit leichter Verbindungen über den doch vielfach gegliederten
und wohl zehn g. Meilen breiten Gebirgsrücken wird das
deutsche Leben der siebenbürgischen Sachsen von der dem Orient
bereits verwandteren Bevölkerung der Donaufürstenthümer abgesondert,
deren Eindringen es demohngeachtet keine hinreichende Widerstandskraft
entgegensetzt.
Endlich haben wir mit den Alpen noch die Py r enä en zu
vergleichen.
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