keine Wälder mehr hervorbringen können. Die Edeltanne aber bewohnt,
wie in Mitteleuropa, auch hier mit der Buche gleiche Höhen
und bildet daher ebenso oft wie diese die Baumgrenze des Gebirgs.
Ja sie hat, wenn man nach der Mannigfaltigkeit ihrer Variationen 74)
auf den östlichen Halbinseln urtheilen darf, auf diesen südlichen
Bergen den günstigsten Schauplatz ihres Gedeihens. Die Pinsapo-
Tanne (P. Pinsapo) ist dadurch merkwürdig, dass sie, wiewohl gleichfalls
zu Wäldern vereinigt, sich von ihrer ursprünglichen Heimath
fast gai nicht entfernt hat. Von dieser Panne kannte man früher nur
wenige Bestände auf der Sierra deRonda und einigen anderen isolir-
ten Bergen in der Nähe der Seeküste von Andalusien, bis sie kürzlich
auch in Kabylien auf den gegenüberliegenden Höhen des Atlas
entdeckt worden ist. Die südwestlichen kolchischen Abhänge des
Kaukasus, sowie einen grossen Pheil der Randgebirge Kleinasiens
bewohnt endlich noch eine der Rothtanne verwandte Art [P. orientais
■), welche Ledebour mit der sibirischen Tanne für identisch hält,
wogegen indessen schon nach dem klimatischen Gesichtspunkte erhebliche
Bedenken obwalten. Das Problem freilich, welches ein so
weites und zugleich unterbrochenes Wohngebiet bieten würde, wäre
nicht ohne Analogieën, da wir eine ganze Reihe von Coniferen kennen,
die auf weit entlegenen Gebirgen die Wälder zusammensetzen und
in den dazwischen liegenden Ländern nicht gefunden werden. Unter
diesen letzteren Bäumen sind die merkwürdigsten die beiden noch
übrigen Pinus-Arten des Gebiets, bei denen eine grössere Zahl von
Nadeln in derselben Scheide vereinigt ist. Da in dem Abschnitt über
die Vegetationscentren auf dieselben näher einzugehen ist, so soll
hier nur bemerkt werden, dass die eine die Ceder des Atlas, des
Taurus und Libanon ist [P. Cedrus), die andere innerhalb des Gebiets
bis jetzt nur auf einem einzigen Berge Macédoniens und auf dem
Koni an den Grenzen Montenegros, dann aber im fernen Osten des
Himalaja beobachtet wurde [P. Peuce oder P. excelsa). Aehnliche
Erscheinungen von getrennten Wohngebieten, deren Zusammenhang
dunkel ist, wiederholen sieh bei den baumförmig wachsenden Wachholderarten,
einer Gattung, die sowohl im Westen als im Osten des
Gebiets, aber nur in gewissen Landschaften hochstämmige Wälder
bildet. Diese Wachholderbäume, die im Archipel gegen 3 0 F 1 1 S S hoch
werden, gleichen in der Bildung ihrer Blattorgane durchaus den Cy-
piessen, von denen sie sich durch ihre Beerenfrüchte unterscheiden.
Sic leihen sich daher mit diesen an die Tamariskenform, welche die
Holzgewächse begreift, bei denen die Kleinheit der den Zweigen angedrückten
Blätter durch die grosse Zahl und dichte Anordnung derselben
ersetzt wird. Bei diesen Coniferen wird die Blattnadel zu
einer grünen, dem Zweige genau anschliessenden Schuppe von festem
Gewebe, die sich oft unter das Maass einer Linie hinab verkürzt.
Indem aber diese Schuppen in dichtgedrängten Reihen die Zweige
bedecken, erscheint die Krone zwar grün, aber blattlos. In einem
Falle verschmelzen diese Blattschuppen durch Anwachsen mit den
Zweigen selbst, wodurch die Form der Cypressen und Tamarisken
in die der ganz blattlosen Casuarinen übergeht. Diese Erscheinung
ist dem Atlas eigenthümlich, in dessen Gebirgswaldungen eine solche
Conifcre vorkommt (Callitris quadrivalvis). Die Systematik der
Wachholderbäume ist noch nicht genügend auseinandergesetzt 75),
aber nach meinen Untersuchungen bewohnt jede der drei Arten ein
abgesondertes Gebiet. Am frühsten ward die spanische Art [Juniperus
thurifera) bekannt, welche auf dem östlichen Tafellande die
Wälder von Valencia vorzugsweise bildet und bis nach Aragonien
und Murcia verbreitet ist. Derselbe Baum kommt auch in Sardinien
und auf dem Atlas vor und kehrt dann auf dem entlegenen Taurus
von Cilicien in den mittleren Waldregionen in nicht zu unterscheidender
Gestaltung wieder. Eine sehr ähnliche, aber doch ohneZweifel
verschiedene Art [J. aegaea) bewohnt die Inseln des Archipels, wo
ich sie auf Thasos bis zur Küste hinab in der immergrünen Region
beobachtete. Die weiteste Verbreitung hat der asiatischeWachholder-
baum [ J . foctidissima oder excelsa), der Europa nur an der Südküste
der Krim zu berühren scheint und in einigermaassen wechselnden
Varietäten auf den höheren Gebirgsregionen am Kaukasus und Taurus
bis zur Insel Cypern vorkommt, dann aber in weiter Entfernung
am westlichen Himalaja wiederkehrt. Von den Cypressen sind in der
immergrünen Region zwei Arten einheimisch, die Manche nur für
Abänderungen einer einzigen wollen gelten lassen. Es ist allerdings
richtig, dass der schlanke oder, wie man gewöhnlich sagt, pyramidale
Wuchs, der die italienische Cypresse so sehr auszeichnet [Cupressus
sempervirens) , auch bei anderen Bäumen, namentlich der lombardischen
Pappel und bei einer ähnlichen Spielart der Eiche nur als
eine Variation zu betrachten ist, die keine tiefere Bedeutung hat.
Aber die weniger bekannte Cypressen-Art [C. horizontalis), welche
ihre Krone gleich den Wachholderbäumen weithin ausbreitet, hat
auch noch feinere Unterschiede in der Bildung der Nadeln und scheint