bald stärker mit Humus füllen, dichter und kräftiger zu gedeihen
pflegen. So sind die grössten Gegensätze des landschaftlichen Charakters,
der doch vorzugsweise von den Holzgewächsen abhängt, oft
geographisch nahe zusammengerückt. Die Insel Cypern besitzt fast
nur Nadelwald, während in dem gegenüberliegenden Syrien die
Laubholzer allgemein vorherrschen 7°). Ist aber die ganze Reihenfolge
klimatischer Werthe von den Baumgrenzen Europas bis zur
afrikanischen Wüste der Coniferenform als solcher angemessen, so
bieten doch die einzelnen Arten von Nadelhölzern einen sehr geeigneten
Maassstab für ihre Abstufung zu Regionen oder nach klimatischen
Limen und Vegetationscentren. Ich unterscheide im Mittel-
mceigebiete 18 Arten von Coniferenbäumen, von denen n zu der
Gattung Linus im weiteren Sinne, die übrigen zu 4 anderen Gattungen
gehören. Sie zerfallen in zwei Hauptformen, je nachdem die Blattnadel
ausgebildet (Linus) oder unterdrückt ist (die Cypressenform).
Unter den Linus-Arten bewohnen zwei fast den ganzen Umfang der
immei grünen Region, die Linie und die Aleppo-Kiefer [P. Pinea und
halepensis). Die Linie, ein hoher, schöner Baum, der mit seinen
aufwärtsstrebenden Aesten einen dichten Schirm von Blattnadeln
bildet, gehört zu den ausgezeichnetsten Gestaltungen der Mediterranflora
und wird, wie er zum Schmuck der Landschaft dient, von keinem
Maler der südlichen Natur vernachlässigt. Mit der Ceder theilt er die
Eigentümlichkeit, dass die Nadeln sich an das Ende der Zweige
drängen, aber bei der Linie ist die Krone gewölbt, bei der Ceder
pflegt das Schirmdach der Nadeln zu einer flachen Ebene ausgebreitet
zu sein. In beiden Fällen ist es unverkennbar, dass die Nadeln sich
da am leichtesten entwickeln, wo ihnen die stärkste Beleuchtung zu
I heil wird, oder dass der Wuchs der Krone mit der Anordnung und
Dichtigkeit der Blattorgane in einem angemessenen Verhältniss steht.
Ls scheint, dass die Linie der Sonne und des heiteren Himmels bedürftig
ist, und wir sehen sie daher fast nirgends die Grenzen der
immergrünen Region überschreiten. Nur in Italien ist dies der Fall,
wo der grosse LinienwaldVon Ravenna sich bis zum Delta der Po-
Mündung (441/3° N. B.) erstreckt 7*). Auch in Toskana ist ein Zweig
c er Apenninkette am linken Ufer des Arno zwischen Florenz und
1 lsa mit wilden Linien bedeckt n) . So häufig dieser Baum in allen
wärmeren Gegenden Südeuropas angepflanzt wird, so sind doch
ursprüngliche Linienwälder, die wahrscheinlich einst in weit grösserem
Umfange vorkamen, jetzt nur noch in gewissen Bezirken, aber durch
das ganze Gebiet, von Spanien bis zur Küste von Anatolien anzutreffen.
Ich sah solche Bestände selbst in der Lrovence und am
ägäischen Meere und finde sie namentlich in Andalusien und von da
bis zur centralen Sierra de Gredos, ferner auf den beiden östlichen
Halbinseln bis nach Bithynien und Cilicien erwähnt: nur der Krim
und der pontischen Küste scheint die Linie ganz zu fehlen. Die
Aleppo-Kiefer steht an Grösse den übrigen Linus-Arten nach und
hat die Neigung, strauchartig zu wachsen. Sie findet sich von Spanien
bis zum Lontus und Syrien, ist indessen häufig mit zwei anderen
Arten verwechselt worden” ), welche ebenfalls die immergrüne Region
bewohnen , aber klimatisch doch nicht unter gleichen Bedingungen
stehen. Die beiden letzteren sind durch ungemein lange Blattnadeln
ausgezeichnet und können als westliche und östliche Seestrandskiefer
unterschieden werden, indem die eine [P. Pinaster) von Algerien bis
zu den französischen Küsten reicht, hier am atlantischen Meere die
Grenzen des Gebiets überschreitet, aber ostwärts nicht über Dalmatien
hinausgeht, die andere hingegen [P. maritima Lamb.) der immergrünen
Region der beiden östlichen Halbinseln eigenthümlich ist.
Die Reihe der Kiefern, cl. h. der Linus-Arten, bei denen zwei Nadeln
in einer Scheide vereinigt sind, umfasst ausser diesen noch zwei
Gebirgsbäume, von denen der eine mit der nordischen Kiefer identisch
ist [P. sylvestris), der andere in mannigfaltig veränderter Gestaltung
auf allen höher gelegenen Theilen des Festlandes und auf
den grösseren Inseln einen beträchtlichen Theil der Bergwälder bildet,
endlich in Oesterreich und Ungarn auch in die mitteleuropäische Flora
übergreift (P. Laricio). Wie die Kiefern uns ein Beispiel bieten, dass
die Gewächse der nördlichen Tiefebenen im Süden das angemessene
Klima im Gebirge finden, so ist dies auch mit dem Taxusbaum der
Fall (Taxus baccata), der ganz Europa von Skandinavien bis zur Sierra
Nevada bewohnt. Bei den Tannen zeigt sich die Abhängigkeit von
klimatischen Einflüssen noch bestimmter. Man darf vielleicht annehmen,
dass die Coniferen um so höher in das Gebirge ansteigen,
je kürzer die Entwickelungsperiode der einzelnen Arten ist. Nun
ist es auffallend, dass die Rothtanne, die Fichte des Nordens, über
die Alpen hinaus im Süden nirgends wiederkehrt und im Mittelmeergebiet
durch die Edeltanne [P. Picea L.) ersetzt wird. Wir werden
sehen, dass, wo die Gebirge Südeuropas auch hoch genug sind und
die Sphneelinie beinahe erreichen, dieselben doch in demjenigen Niveau
, welches der Fichtenregion der Alpen klimatisch entspricht,