1 1600 Fuss erreicht wurde, so bleibt der alpinen Region ein Raum
von nur etwa 2000 Fuss Vertikaldurchmesser übrig. Die Schneelinie
ist nämlich in den Rocky Mountains nicht in demselben Maasse
elevirt wie die Baumgrenze. Durch weitere Forschungen bleibt nun
noch näher zu ermitteln, in welchem Verhältniss zwischen dem Sas-
katchawan (5 i°N . B .) , den Windriverbergen (43°) und den Parks
die Hebung der Waldgrenzen anwächst, ob sie allmälig oder mit
dem Ansteigen des Prairieenhochlands plötzlich eintritt.
Vergleichen wir mit den bisherigen Ergebnissen nun unter entsprechenden
Breiten die Baumgrenzen der alten Welt, so finden wir
das Niveau der Wälder auf den südlichen Alpen und auf dem Thian-
schan (6700 Fuss) um mehr als 4000, am Kaukasus noch weit über
3000 Fuss tiefer, an der Nordseite des Kiinliin (36°: 8500 Fuss)
im Verhältniss zu Neu-Mexiko (350) ebenfalls beinahe um 4000 Fuss
herabgedrückt. Dagegen liegen die Schneelinien innerhalb des asiatischen
Steppengebiets fast ebenso hoch als am Fremont’s-Pik. Aus
dem elevirenden Einfluss der Hochflächen am Fusse der Rocky
Mountains lassen sich beide Erscheinungen nicht vollständig erklären.
In der Gegend der Parks erhebt sich das Gebirge über einer Grundfläche,
die an der Ostseite auf 3700, an der westlichen Binnenseite
auf 6370 Fuss geschätzt wurde. Dies ist die untere Grenze der
Wälder, wo die Vegetation der Prairieen beginnt. Einen Maassstab,
wie viel der erwärmende Einfluss hoher Grundflächen wirken kann,
erhalten wir durch die Vergleichung mit den Hebungen Centralasiens.
Im Verhältniss zu den Alpen und anderen Gebirgen des europäischen
Tieflandes erklärt sich hieraus die höhere, im Innern Asiens und
Nordamerikas nahe übereinstimmende Lage der Schneelinie, die von
der gesteigerten Sommerwärme der Hochflächen abhängt, durch
welche der Schnee, der im Winter sich anhäufte, weithin nach aufwärts
geschmolzen wird. Nicht aber können diese Betrachtungen
dazu dienen, die Lage der Baumgrenzen genügend aufzuklären, die
über entsprechend hohen Grundflächen doch in beiden Kontinenten
sich so ungleich verhalten.
Die Bäume bedürfen nicht bloss der Wärme, welche die Vegetationsperiode
verlängert, sondern auch der Feuchtigkeit des Bodens,
die ihre Wurzeln in hinlänglichen Massen aufzusaugen haben. Die
Niederschläge, welche sich aus den westlichen Luftströmungen auf
den nordamerikanischen Hochgebirgen entladen, sind weit bedeutender
als auf denen Centralasiens, die dem Meere so viel ferner
gelegen sind. Der winterliche Schneefall bedeckt die Rocky Mountains
so massenhaft, dass man hieraus wichtige Bedenken bei der
Wahl der Eisenbahnlinien schöpfen musste. Es fehlt daher im Sommer,
beim allmäligen Wegschmelzen des Schnees, den Wäldern niemals
an Feuchtigkeit. Zahlreiche Berggewässer, bald zu mächtigen
Strömen vereint, von jenen weiten Wiesenflächen, die eben die Parks
bilden, gelegentlich umschlossen, beweisen ebenfalls dieses Verhältniss.
In Centralasien ist nur die Vertheilung der Wärme ähnlich,
die Feuchtigkeit hingegen fehlt, und wenn an einigen Orten in Tibet
einzelne Bäume in noch höherem Niveau (12600 Fuss) fortkommen,
als in Neu-Mexiko, so ist dies nur eine Folge örtlicher Bewässerung.
Wälder besitzt der innere Himalaja ja überall nicht. Hier, wo das
Hochland plateaumässig bis zur Schneelinie ansteigt, ist der winterliche
Schnee gar bald verzehrt, derselbe verdunstet im Schmelzen,
ohne den Boden zu befeuchten. So ist es auch die Dürre des Erdreichs,
wodurch die Wälder des dhianschan und die Baumformen
des Künlün in ein tieferes Niveau herabgedrückt werden, als die
Temperatur der Luft gestatten möchte.
Nirgends finden wir daher unter südeuropäischen Polhöhen die
Wälder so ausgedehnt wie an den Rocky Mountains. In der ganzen
gemässigten Zone der nördlichen Hemisphäre sind es die indischen
Abhänge des Himalaja allein, wo die Baumgrenze ebenso hoch liegt,
und hier erst unter südlicheren Breitegraden. In beiden Fällen
führen feuchte Seewinde die der Waldvegetation genügende Feuchtigkeit
herbei. Was aber die Dauer der dem Baumleben nöthigen
Entwicklungsperiode betrifft, so ersetzt in Nordamerika die Plateauwärme
, was die Nähe des tropischen Indiens dem Himalaja gewährt
.D
ie grossen, wenn auch meist nur periodischen Schneemassen
des Winters sind beiden nordamerikanischen Gebirgsketten gemeinsam.
Aber an der Sierra Nevada sind die Bedingungen des Baumwuchses
nicht überall so günstig wie auf den gleichmässiger gehobenen
Rocky Mountains. Ueber die Baumgrenze der Sierra Nevada
ergiebt sich aus den später anzuführenden Messungen, dass die Wälder
daselbst kaum über 8000 Fuss hinausgehen, also nicht so hoch
ansteigen wie auf den Rocky Mountains. Die höchsten Erhebungen
am Oregon, welche das System der Rocky Mountains überragen
[16550 Fuss]28), sind in dieser Beziehung zwar noch nicht untersucht
worden, werden aber nach Analogie der ihnen benachbarten