bewaldet war, und so ist auch die Erfahrung zu beurtheilen, dass
die Vertheilung der Wälder und der Maquis zunächst von der Beschaffenheit
der Erdkrume, also von einer ursprünglich gegebenen
Bedingung abhängt. Willkomm geht so weit, zu behaupten, dass in
Spanien die Wälder überhaupt nur auf sandigenBoden eingeschränkt
seien. Wenn man indessen die immergrünen Eichen in der Provence
auf dem nackten Felsgestein Entkommen sieht, in dessen Spalten die
knorrigen Wurzeln sich eindrängen, so erkennt man, dass auch hier
die verschiedenen Baumarten in ihren Ansprüchen an den Boden ungleich
sind. Richtig ist in jener Bemerkung aber dies, dass die
dichteren Nadelholzwälder im tiefen Sandboden noch gedeihen, ohne
dann in ihrem Schatten das Unterholz aufkommen zu lassen, und
dass, je schwächer die abgelagerte Erdkrume wird, auch die Waldbestände
sich lichten und die Maquis die Herrschaft zu behaupten
pflegen.
Die Maquis sind unter allen Formationen des südlichen Europas
die eigenthümlichsten und bestimmen in der Küstenregion die Physiognomie
der Landschaft oft allein. Ueberall häufig, bedecken sie
in gewissen Gegenden, wie in Korsika, auf den dalmatischen Inseln,
am Nordgestade des ägäischen Meers, mit Ausschluss jeder anderen
Vegetation die weitesten Räume. Oft ist ihr Bereich eine unheimliche
Einöde freiwillig wuchernder, unbenutzter Sträucher, durch
welche nur enge Fusspfade hindurchführen, und in deren Dickicht
im Orient der Schakal seine Wohnung hat, in Nordafrika andere
Raubthiere sich verbergen. Je nachdem der Boden steiniger oder
die humose Erdschicht stärker wird, ist das Wachsthum lichter oder
gedrängter und die Höhe des Gesträuchs wechselnd. Die nackten,
festen Kalkgesteine sind der Vegetation der Maquis günstig und bestimmen
ihre Verbreitung in Kastilien, wo sie sowohl dem Gyps als
dem granitischen und Sandstein-Boden fehlen und erst mit der Jura-
Formation der Idubeden von Cuença verknüpft sind86). An der
Küste vonThracien und Macédonien finden sie sich hingegen gleich-
mässig auf Glimmerschiefer und Kalk8?) und bilden an der Landzunge
des Athos gerade auf dem reichen Verwitterungsprodukt des
Schiefers, welches sie mit Humus erfüllen, jenes üppige und hoch
aufragende Dickicht, wo der schattige Reitpfad von den fest durchwachsenen,
undurchdringlichen Wänden des Gesträuchs eingeschlossen
wird. Auf dem dürren Boden der spanischen Halbinsel bleiben
die Sträucher niedrig und wachsen zerstreut: hier gleicht die Landschaff
einer Steppe, weil die Belaubung unterdrückt ist, und auch
die lichten Waldungen können ihr keinen Schmuck verleihen, wo die
Bewässerung so spärlich zu Gebote steht. Mit der ungleichen Höhe
und Dichtigkeit des Wuchses ist in den Maquis zugleich die mannigfaltige
oder einförmige Mischung der Pflanzenformen verbunden, die
sie zusammensetzen. In der immergrünen Region ist ihr Charakter
gewöhnlich durch einige wenige Arten von Sträuchern bestimmt, die
in ihnen vorherrschen, indem diese bald der Oleander- und Myrtenform
, bald den Eriken und Genisteen oder den Cisten angehören.
Je reicher der Boden ist, auf dem die Maquis sich entwickeln, desto
mehr vermischen sich diese Formen zu einem durch Mannigfaltigkeit
des Einzelnen anziehenden Ganzen. Diese aber fehlt auch dem
niedrigen Gestrüpp auf sonnigem Felsboden nicht, weil hier die
Zwischenräume durch eine bunte Vegetation von Stauden und Zwiebelgewächsen
imFrühlinge geschmückt sind, die denUebergang zu den
Tomillares vermittelt. Aber nicht bloss vom Boden ist der Charakter
der Maquis abhängig, sondern auch von dem Verhältniss zu den
Vegetationscentren und vom Klima. Auf dem Festlande, wo die
Vermischung der Formen erleichtert ist, sind sie an Bestandtheilen
reicher ausgestattet als auf den Inseln, sofern nach diesen gewisse
Arten einwandern konnten, andere nicht. So sind die Maquis auf
Cypern oft nur aus zwei Sträuchern zusammengesetzt88), am Fuss
des Athos herrschen acht verschiedene Gewächse vor, die, unter
einander gemischt, die Oleander-, Cisten- undErikenformen mit den
Genisteen zu einem Gesammtbilde vereinigen. Die klimatischen Einflüsse
zeigen sich theils in den schon früher erörterten Eigenthüm-
lichkeiten Spaniens, theils bei der Vergleichung der Maquis in den
Regionen verschiedenen Niveaus. Am grössten ist in dieser Beziehung
die Ungleichheit der Vegetationsorgane, je nachdem das Laub
der Sträucher immer grün bleibt oder periodisch abgeworfen wild
und dessen Bildung beschränkt oder durch Dornen ersetzt ist. Viel
eigenthümlicher sind die Maquis der immergrünen Region und des
spanischen Tafellandes als die Gesträuchformationen des Gebirgs.
Nähert man sich dem Steppenklima, so werden die Dornsträucher
häufiger und ersetzen dieLaubsträucher zuweilen ganz. Das niedrige
Dorngestrüpp, welches die wellenförmige, wüste Ebene Thraciens
unmittelbar an den üppig bewachsenen Ufern des Bosporus bekleidet89),
besteht nur aus einem einzigen Gewächs [Poterium spinosum),
welches nach Art der Calluna gesellig wächst und in Cypern, wo es