sind und zum Th eil nicht über das tiefe Syrten thal in die Wüste einzudringen
scheinen. Hier mochte das Meer noch lange, nachdem
sie entstanden waren, ihren Wohnort einschliessen, und nun mögen
die A re g -D iin en ihrer Wanderung entgegen wirken.
Unter den Pflanzen, welche Cosson aus der algerischen Sahara
aufzählt, besteht etwas mehr als der dritte T h e il aus endemischen
Arten [etwa 36 P ro c en t]” ). L e g t man diesen Maassstab für die
ganze F lo ra der Sahara zu Grunde und schätzt den Umfang dieses
regenlosen Gebiets auf 180000 Quadratmeilen60), so erhält man nur
je eine endemische A r t auf eine F lä ch e von 520 Quadratmeilen.
Dies ist ein zur V erg leichu ng gee igne ter Zahlenausdruck, um die
Armuth einer F lo ra zu bezeichnen, die in dieser Beziehung allen
übrigen grossen Kontinentalgebieten nachsteht. Oder wir können
diese Ziffer auch so verstehen, dass nirgends in gleichem Verhält-
niss die Vegetationscentren von einander entlegen sind, und dass daher
die geographische Anordnung der F lo ra verständlich ist, wenn
wir nur äusserst wenige Punkte annehmen, von denen die Wanderung
der Pflanzen ausgegangen ist. Mit einer solchen Annahme
stimmen die bisherigen Beobachtungen am besten überein, da in den
wenigen Landschaften, wo durch den beschränkten Wohnort gewisser
Pflanzen bis jetzt wirkliche Centren ifachgewiesen sind, die
Vegetation keineswegs so arm an eigenthümlichen Erzeugnissen ist,
als man unter so nachtheiligen Lebensbedingungen erwarten sollte.
S o lch e Oertlichkeiten sind im Inneren der S ahara nirgends aufgefunden,
sondern nur an ihren nördlichen Grenzen, am sichersten in Algerien,
sodann im Osten in A rab ien und Sind. Nehmen wir also an, dass
von diesen Centren aus die Wadis allmälig ihre dürftige Vegetation
empfangen haben, so kann dieses E rg eb n iss der Meinung, dass der
grösste Th e il der S ah ara erst kürzlich gehoben se i, allerdings zur
Stütze dienen. D er afrikanische Kontinent hätte dann das Eigen-
thümliche, dass er zugleich die jüngsten und die ältesten T h eile des
Festlands der E rd e in sich fasst, die jüngsten in der Sahara, die
ältesten in Sudan.
Nach dem Bau ihrer Pflanzen verglichen zeichnet sich die
S a h a r a -F lo r a 61) am meisten durch die grosse Verhältnisszahl der
Cruciferen aus und stimmt mit dem S tepp en gebie t in der Mannigfaltigkeit
der Chenopodeen überein. Am zahlreichsten an Arten
sind die vier Familien der Synanthereen, Gramineen, Cruciferen und
Leguminosen, und in dieser Beziehung liefern die Sammlungen aus
Algerien, A e g yp ten und aus dem peträischen A r a b ie n 62) das nämliche
E rg ebniss. Berücksichtigt man nur die endemische Arten der
algerischen Sahara, so erhöht sich die Verhältnisszahl dieser P am i-
lien noch mehr, mit Ausnahme der Gräser, die leichter als die übrigen
aus einem Gebiet in das andere übergehen.
Um die Eigenthümlichkeit der F lo ra genauer festzustellen und
die Bedingungen zu beurtheilen, unter denen eine Einwanderung von
Pflanzen aus den Nachbarländern stattgefunden hat, ist es erforderlich,
auf die klimatischen Grenzen der Sahara einzugehen. A n der
Küste des atlantischen Meers geht schon in der Breite der kanarischen
Inseln die Wüstenflora in die marokkanische über, die hier
namentlich durch den A rg an (.Argania) charakterisirt wird. Im
Flussgebiete des D ra a (270 N . B .) , der, in den Oasen von Marokko
versiegend, in der Nähe des Meers wieder an die Obei fläche tritt,
traf P ane t7) au f seiner R e ise von Senegambien nach Mogador die
ersten A rg an -G eh ölz e , und zugleich'begleiteten Gummi-Acacien das
Flussufer. Dies ist der südlichste Punkt, bis zu dem eine V e g e ta tion
gegen die S ah ara vordringt, die man als einen U ebergan g zui
Mediterran-Flora betrachten kann, und, wiewohl von den klimatischen
Verhältnissen der atlantischen K ü s te von Marokko wenig
bekannt i s t 6s) , so lässt sich doch der Einfluss der feuchteren S e e luft
in diesem Verhältniss nicht verkennen. Denn landeinwärts
dehnt sich alsbald die Wüste bis zum A tla s aus, wie in A lg e iien .
Der nächste Punkt, wo die Nordgrenze der Sahara sicher b eobachtet
worden ist, liegt unmittelbar an den südlichen V o rb e ig en des
marokkanischen A t la s 64) (320 N. B .) und erreicht dann, dem Rande
dieser Gebirgskette fo lg en d , in A lge rien und Tunis die höchste
Breite (350 N. B .) . D ie Oasen in Marokko aber haben den V o r zug,
dass die Atlasflüsse eine Strecke weit auch noch innerhalb des
Wüstengebiets wenigstens im Früh lin g Wasser an der Oberfläche
führen, wodurch die Einwanderung von Pflanzen begünstigt ist.
In Algerien hingegen liegt innerhalb der letzten Atlas-Verzwe igung en
das Hochland der Saharasteppe, dessen K lim a zwar dem der Wüste
ähnlich ist und eine Vermischung der Pflanzenformen erleichtert, wo
aber doch der grösste T h e il der V eg e tation sich selbständig absondert,
weil die Niveauunterschiede zwischen dieser Hochsteppe und
dem bis unter den S p ie g e l des Meers eingeschnittenen Syrtenthal zu
bedeutend sind.
Nun folgen von Tun is 6s) bis Cyrenaica die Gegenden, wo die