in der nassen Jahrszeit sich sammelt, in der trockenen schmilzt und
verdunstet, aber nur innerhalb enger Höhengrenzen durch den Wechsel
der Temperatur. D ie Verkürzung der Vegetationsperiode, die auf den
Gebirgen der gemässigten und kalten Zonen an die Entfernung des
Schnees gebunden ist, fällt unter den Trop en grösstentheils weg und
damit auch eine der wichtigsten Bedingung en für die scharfe A b stufung
der Pflanzenregionen, die den höheren Breiten eigen ist. Wie
in Ja v a , ist der Ueb e rg an g einer R eg io n in die andere ein allmäliger
und wird je nach der Temperatursphäre der einzelnen Gewächse erst
nach und nach bemerklich. Nur wenn diese durch abweichende Gestalt
oder g eselliges Wachsthum, wie die Bambusen, sich auszeichnen, ist
der Wechsel der Regionen ebenso scharf bezeichnet wie in den Gebirgen
der gemässigten Z one . In der tropischen Zone lassen sich
Bäume in grossen Flöhen denken, die wenig Wärme bedürfen und
doch eine lange D aue r ununterbrochener V eg e ta tion beanspruchen.
Hiedurch erklärt sich die eigenthümliche Ersch e inung in Abessinien,
dass zwei Baumarten noch in den höchsten Erh ebun gen des übrigens
so waldarmen Gebirges gedeihen, der K o s so -B aum [Brayera anthel-
mintica) bis beinahe x io o o , der Gibarra (.Rhynchopetalum) bis über
130 0 0 F u s s h in au s4I). Dies sind Flöhen, die in der tropischen Zone
vom Baumwuchs selten erreicht werden. Nur au f den Anden und
dem indischen Himalaja findet sich Wald noch in ähnlichen Höhen,
wo aber die A b h än g e von geschmolzenem S chnee feucht gehalten
werden, weil das Gebirge höher ist als das abessinische. Nur einzelne
der höchsten Gipfel Abessiniens, die nirgends das Niveau von
14000 F u s s übersteigen, tragen geringe Ansammlungen von Schnee,
der meist in der trockenen Jahrszeit zu verschwinden scheint, und
über der R eg ion des Gibarra giebt es daher keine selbstständig abgesonderte,
alpine V eg e ta tion. Nicht dass der Baumwuchs zu so kalten
Höhen ansteigt, wo das Thermometer zu Zeiten unter den Gefrierpunkt
fällt, sondern dass derselbe so weit über der Wolkenregion
und auf so beschränktem A re a l die erforderliche F eu ch tigk e it findet,
ist schwierig zu erklären. A u ch die plastische Gestaltung Abessiniens
ist der A b sonde rung bestimmter Pflanzenregionen wenig günstig.
S ch ro ff eingeschnittene, felsige T h ä le r unterbrechen die Terrassen,
deren w e ite , ebene Flächen im Niveau von 5000 bis 9000 Fuss
liegen und durch die vulkanischen, pflanzenarmen Gipfel unregelmässig
bekränzt sind. E s fehlt also auch hier die geordnete Bildung
von Gebirgsketten, deren sanftere B ö sch u n g der Entwick elung geschlossener
Wälder förderlich ist. Wenn man den Mangel an W ä ldern
von der vernachlässigten Schonung derselben ableiten w o llte 42),
so ist dabei nicht berücksichtigt, dass eine dem g eselligen B aum wuchs
entsprechende, reichliche und au f weitem Raume gleichmässige
Bewässerung weder auf Hochebenen noch an steilen Thalwänden
stattfinden kann. D a aber das Hochland an Flüssen reich ist und in
dem schönen B e rg se e T san a eine grosse Wassermasse sich sammelt,
so leidet die V eg e tation auch in der trockenen Jahrszeit viel weniger
durch die versiegenden Zuflüsse, als dies im T ie fland e Sudans der
Fall ist. D ie s sind die physischen Bedingungen, unter denen die
Formationen der immergrünen Gesträuche und der Wiesen den Wald
verdrängen, ohne dass der Baumwuchs irgendwo ganz ausgeschlossen
ist. So scheint es wohlbegründet zu se in , dass S ch im p e r41) in
Abessinien nur zwei Pflanzenregionen unterschieden h a t :
die R e g io n der T h ä le r und der K ü ste (o— 6000 Fuss) , wo die
meisten Gewächse in der trockenen Jahrszeit das L au b verlieren, und
die R eg ion des Hochlands (6000— 130 0 0 F u s s ) , welche er die
immergrüne nennt. Hier kann man noch die unteren Terrassen
durch die abessinischen Coniferen [Podocarpus und Juniperus procera),
die oberen durch die Erikenform und den Gibarra unterscheiden42) .
In der unteren R eg io n steht die üppige Tropenvegetation feuchter
Thalschluchten mit der dürren Küstenlandschaft in einem noch viel
grösseren Gegensatz.
Die R eg ionen des Cameruns an der Westküste verhalten sich
trotz der Uebereinstimmung vieler Pflanzen und auf ähnlichem vulkanischen
Substrat doch von denen Abessiniens völlig abweichend.
Auch hier sind nach Mann und Burton nur zwei H aup treg ion en 44)
scharf geschieden, aber die Wälder verschwinden schon in der Flöhe
von 7000 F u s s :
die R eg ion des dichten Tropenwa ldes (o— 7000 Fu ss), dessen
unterer Abschnitt nach Burton’s Darstellung an Palmen reich ist und
den immergrünen Beständen der äquatorialen Westküste entspricht,
während g eg en die oberen Grenzen hin (bei 4500 Fu ss), also in den
Höhen, wo die Wolken sich am leichtesten bild en, die F a rn e h e ir -
schend werden und epiphytische Orchideen auftreten, sodann
die R eg ion der offenen Gramineenabhänge mit immergrünem
Gebüsch (7000— 12 3 0 0 F u s s ) , wo der Boden (mit Ausnahme der
nackten Lavabetten) von R asen bedeckt ist, bis zuletzt an den höchsten
Kraterkege ln das Gesträuch aufhört und das Gras nur noch in
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