Anordnung weithin gegen die indische Ebene aus. In grossartigen,
aber einfachen Böschungen abfallend, tragen diese alpinen Seitenketten
die grössten Schneemassen. Auf den noch höheren Gipfeln
im fernen Grunde der Thäler wird schon der Einfluss des tibetanischen
Klimas auf die Erhebung der Schneelinie fühlbar. Die Ostseite
der denThälern zugewendeten Abhänge, die ihre Brüstung dem
Monsun entgegenstrecken, ist die feuchtere und stärker bewaldete.
In diesen Thälern hinaufwehend, trägt der Monsun seinen Wasserdampf
zu ungewöhnlichen Höhen, indem die Abhänge sowohl den
unteren Regenwind des Sommers als die obere Gegenströmung im
Winter empfangen. Die Wolkenregion Javas, die Region, wo die
täglichen Niederschläge am regelmässigsten und reichlichsten stattfinden,
umfasst das Niveau von 4500—7500 Fuss*6) , von hier aus
nimmt die Menge des atmosphärischen Wasserdampfs rasch nach
aufwärts ab: in Sikkim ist durch alle Niveaus bis 12000 Fuss hinauf
die Feuchtigkeit der Luft sehr bedeutend 47). Die kegelförmige Gestalt
der Vulkane Javas ist ungeeignet, die Luftströmungen nach aufwärts
abzulenken, auf den meisten Bergen wird von den Bäumen die klimatische
Grenze nicht erreicht, weil der Boden nicht feucht genug ist,
mit der Wolkenregion pflegen die Wälder aufzuhören. Wo sie aber
nicht mehr fortkommen, zeigen sich stets, wie in Südeuropa, nordische
und alpine Gattungen^) (z. B. Gentiana, Ranunculus, Viola
schon bei 7000—8oooFuss). Einen rechtenBoden findet indessen die
alpine Vegetation in Java nirgends. Da die meisten Berge sich wenig
über das Niveau erheben, wo Wälder bestehen können, und da der
Lavaboden der beiden höchsten Gipfel abwärts bis 8500 Fuss von
allem Pflanzenwuchse entblösst ist, so bleibt für eine alpine Region
auf diesen Kegelbergen nur ein äusserst geringer Raum übrig 46). In
der tropischen Zone ist es möglich, wiewohl kaum anderswo, wie in
Java, beobachtet, dass die Baumgrenze mit der Grenze des Pflanzenlebens
überhaupt beinahe zusammenfällt, während in der nördlichen
gemässigten Zone ein alpiner Gürtel der allgemeine Ausdruck jener
durch den Gang der Temperatur auf eine kurze Periode eingeschränkten
Vegetationszeiten ist, die der Entwickelung zuerst von
Sträuchern, dann von Stauden und Gräsern entsprechen, nicht aber
dem Wachsthum grosser Holzcylinder, für deren Ausbildung die
Blätter Monate lang thätig bleiben müssen. In der südlichen gemässigten
Zone, wo durch das Seeklima eine Beständigkeit der
Temperatur eintreten kann, die der tropischen wenig nachsteht,
verhält sich in diesem Falle, wie wir im südlichen Chile sehen »'erden
die Baumgrenze ähnlich wie in Java.
' Den Waldgürtel selbst nach seinen klimatischen Bedingungen
in Regionen abzutheilen ist in den tropischen Gebirgen weit schwieriger
als in den nördlichen Zonen, wo die Abstufung der L au b und
Nadelhölzer sich hiezu darbietet. S o einfach Humboldt’s Unterscheidung
einer tropischen und gemässigten R e g io n erscheint, so ist es
doch nicht immer m ög lich , eine scharfe Grenze derse en von e
stimmten Vegetationsformen abzuleiten. Blume hatte darauf auf
merksam gemacht und Junghuhn bestätigt e s , dass die Reg ionen
lavas nicht so bestimmt, wie in anderen L än d e rn , von einander g e schieden
seien 46). D er U eb e rg an g vom T ie flan d e bis zu den B e rg
Gipfeln sei so unmerklich, dass die Vegetationsgrenzen sich der unmittelbaren
Beobach tung des Wanderers entziehen, wenn dieser auch
zuweilen im V erlaufe weniger Stunden die R eihe der nach dem N iveau
wechselnden Pflanzengestalten vollständig durchschritten a .
Wenn, wie es sonst gewöhnlich der F a ll ist, jed e R eg ion durch eine
einzige, physiognomisch hervortretende Pflanzenform bezeichnet
wird" so muss deren Höhengrenze ebenso scharf sein wie für jede
einzelne A rt, deren Wohngebiet einem bestimmtenMaass klimatischer
Lebensbedingungen entspricht. Wenn dagegen wie in Ja v a m
gleichen Höhen unähnliche Baumformen, dikotyledomsche mit Pa
men und Farnbäumen vermischt Zusammenleben, so wird, sofern
die Vertreter jed e r einzelnen F o rm an eigenthümliche, khmatisc e
Phasen gebunden sind, auch der Wechsel der Reg ionen em allmaliger
sein. Aehnlich ist es im indischen Himalaja. In Sikkim steigen die
Farnbäume und der Pisang bis 6600 F u s s , die epiphytischen Orchideen
bis 9400 F u s s , die Bambusen noch höher bis zur Baumgrenze .
wo bleibt da der B e g r iff einer tropischen R eg ion, der doch an solche
Pflanzenformen geknüpft sein soll? Nur wo ausnahmsweise die B e kleidung
des Bodens einfacher wird, wie in den Wäldern dei t,
Casuarinen im östlichen J a v a , sondert sich deren R e g io n schar er
von den benachbarten als d a , wo die F ü lle tropischer Gestaltung
^ Ferner wird die Unterscheidung der R eg ionen dadurch erschwert,
dass einzelne Arten desselben Formenkreises auf tropischen e irgen
oft in hohem Grad e ungleich sich verhalten und in ihren klimatischen
Lebensbedingungen von einander abweichen. Die o o en ,
die in Borneo und Sumatra tief in die tropische W aidregion hina -
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