Niederschläge dem Boden darbieten. Die wenigen Eukalypten,
welche, wie der blaue Gummibaum [E. globulus), wegen ihres
schnellen Wachsthums gerühmt werden, scheinen auf feuchte Thalgründe
beschränkt zu sein, wiewohl sie auch trockene Zeiten mit
Leichtigkeit ertragen. Denn auf der anderen Seite werden von diesen
Pflanzenformen auch alle Vortheile genutzt, welche das Klima
ihnen gewährt. Während die Succulenten die feuchte Jahrszeit verwenden
, um das Wasser im Gewebe zurückzuhalten und ihre Entwickelungsperiode
zu verlängern, nachdem die Zuflüsse von aussen
aufgehört haben, verharren die australischen Holzgewächse während
der Dürre in demselben Zustande, in dem sie sich gerade befinden.
Sie ziehen Gewinn von jedem Niederschlag, der den Boden befeuchtet,
sie wachsen fort, so lange diese Einwirkung dauert, und von
dem Augenblick an, wo sie anhebt, ohne erst einer Vorbereitung
durch Ausbildung neuer Knospen zu bedürfen, weil die alten Organe
unverändert fortbestanden. Die Succulenten sind Pflanzen periodischer
Klimate, die australischen Hölzer gedeihen im zufälligen
Wechsel der Niederschläge, langdauernder Dürre widerstehend, und
je nach dem spärlichen oder überflüssigen Maass der Befeuchtung
bald zu schwächeren, bald zu lebhafteren Aeusserungen ihres Bildungstriebes
erwachend, ohne an einen regelmässig wiederkehrenden
Gang der Entwickelung gebunden zu sein. Es giebt ferner noch
einige besondere Eigenthümlichkeiten ihrer Organisation, die, wenn
sie auch nur in gewissen Familien oder bei einzelnen Gewächsen sich
finden, doch als Hülfsmittel betrachtet werden können, um das, was
allen gemeinsam ist, noch mehr zu sichern, wodurch denn der Zusammenhang
zwischen Klima und Vegetation noch weiter erläutert
wird. Dahin zähle ich die von R. Brown zuerst beschriebene Bildung
der Spaltöffnungen an den Blättern von Proteaceen \Banksia,
Dryandra]5): diese Organe finden sich hier in besondern, durch
Wolle geschützten Vertiefungen auf der unteren Blattfläche, eine
Einrichtung, die offenbar bestimmt ist, die Verdunstung, welche von
den Spaltöffnungen geregelt wird, zu beschränken. Bei den Casua-
rinen wiederholt sich dieselbe anatomische Bildung der Oberhaut.
Auch kannte man eine ähnliche Organisation schon weit früher am
Oleanderstrauch, der unter den immergrünen Gewächsen des südlichen
Europas gerade dadurch sich auszeichnet, dass er auch nach
dem regenlosen Sommer sein frisches Grün bewahrt und oft erst
dann seine Blumen entwickelt. Der ähnliche, aber noch eigenthümlichere
Bau der Oberhaut bei den australischen Restiaceen wurde
schon früher bei der Kapflora erwähnt.
Grösse und Gestalt des Laubes sind bei den Eukalypten- und
Proteaceenformen höchst mannigfaltig: doch sind Theilungen und
Gliederungen der Blätter, sogar Einschnite des Randes selten,
Haarbekleidungen, wo sie Vorkommen, oft auf die Unterseite beschränkt.
Zu den reichen Familien gehören ausser den Myrtaceen,
Leguminosen und Proteaceen namentlich die Rutaceen und Epacri-
deen; mehr als 20 andere Familien liefern ebenfalls Vertreter dieser
Laubgestaltung.
Die dritte Charakterform unter den australischen Holzgewächsen
ist die der Casuarinen, und eine der wenigen, die auch das indische
Meer weithin überschreitet. Rein ausgeprägt ist diese Baumform
nur durch die Gattung Casnarina selbst, deren Blätter zwar
morphologisch angedeutet, aber nicht physiologisch ausgebildet sind,
so dass ihre Funktion durch die Oberfläche der zarten, wie beim
Schachtelhalm gestreiften Zweige ersetzt werden muss. An sie
reihen sich sodann wegen der ausnehmenden Kleinheit ihrer Blattnadeln
einige australische Coniferen (Callitris. Dacrydium), während
andere in der Bildung ihres Laubes an die Eukalyptus- und Olivenform
sich anschliessen (.Phyllocladus, Araucaria). Die Blattlosigkeit
der Casuarinen wiederholt sich endlich bei einem allgemein verbreiteten
und wegen seines fleischigen Fruchtstiels oft erwähnten Santa-
laceenbaum (.Exocarpus cupressiformis) , sowie in einer Reihe von
Sträuchern, theils aus derselben Familie [Leptomeria] , theils unter
den Leguminosen [Sphaerolobium, Viminaria), die daher in dieser
Beziehung mit der Spartiumform des südlichen Europas zu vergleichen
sind. Blattlose Holzgewächse haben an sich etwas Paradoxes
und sind auch nur in wenigen Ländern, die sämmtlich ein trockenes
Klima oder doch trockene Jahrszeiten besitzen, anzutreffen. Denn
da die Bäume unter allen Gewächsen die grösste Menge von organischen
Nahrungsstoffen bereiten müssen, um den mannigfaltigen Ansprüchen
des Organismus nach einem mit der eigenen Grösse wachsenden
Maassstabe zu genügen, scheint die Fülle der Blätter, als derjenigen
Organe, in denen das zum Wachsthum nöthige Material
entsteht, zu der vielfachen Verwendung desselben in einem angemessenen
Verhältniss stehen zu müssen. Allein wenn das Laub
nicht abgeworfen wird, fällt das Bedürfniss hinweg, Knospen für
die Zukunft zu erzeugen und Nahrungsstoffe für sie abzulagern : die