hervorzugehen, nach denen die Mehrzahl der Blüthen daselbst in den
Monaten November bis März erscheinen und die Früchte vom Juni
bis zum September reifen sollen. Indessen werden gerade von den
Hauptprodukten der Wälder die Para-Nüsse (:BerthoUetia excelsa)
und die Kakao-Bohnen* (Theobroma Cacao) im März und April geerntet6).
Manche Pflanzen blühen auch mehrmals im Jahre, oder
dies ist nur im oberen, nicht im unteren Theile des Stromthals der
Fall. Die zuweilen ausgesprochene Meinung, dass auch Holzringe
dikotyledonischer Bäume sich in diesem Klima während desselben
Jahrs wiederholt entwickeln könnten, scheint auf keiner einzigen
sicheren Beobachtung zu beruhen. Tief in der Natur der Pflanzen
ist es unstreitig begründet, dass ihre Entwickelungen stets und auch
da, wo die äusseren Einflüsse nur wenig dazu mitwirken, an periodische
und in einem Jahrgange abgeschlossene Phasen geknüpft sind.
Vergleicht man nun unter einem allgemeineren Gesichtspunkte
die klimatischen und hydrographischen Verhältnisse des Amazonas
mit denen im Tieflande Guianas, so unterscheiden sie sich, ohne
wesentlich davon abzuweichen, fast nur durch die erhöhte Grossartigkeit
aller Erscheinungen. Allein gerade dadurch werden sie
hier zu einer viel mächtigeren Schranke für die Wanderungen der
Pflanzen. Solchen Ueberstauungen des Waldes, wie sie alljährlich
der Igapo erfährt, sind nur gewisse Organisationen gewachsen, wenn
auch die meisten Pflanzenformen ohne Schaden eine kurze Zeit dabei
bestehen könnten. Nicht bloss der Zusammenhang der äquatorialen
Wälder von den Anden bis zum atlantischen Meere trennt die diesseitige
von der jenseitigen Flora, sondern auch die Fluthen eines
Stroms, der, wie das Meer von seinen Mangroven, von Bäumen umsäumt
wird, deren Organisation einer periodischen, aber lange Zeit
anhaltenden Berührung mit ihnen entsprechen muss.
Vegetations-Formen und -Formationen. Am unteren Amazonas
erstreckt sich der äquatoriale Urwald vom Fuss der Parime-
Berge durchschnittlich etwa sechs Breitengrade nach Süden [o° bis
5 ° S . B .] 11). Wo aber im Inneren durch die Stromverbindungen
mit dem Orinoko, sowie durch den Madeira und die übrigen brasilianischen
Nebenflüsse das fliessende Wasser über grössere Räume
sich ausbreitet, wächst auch der Umfang der ununterbrochenen
Wälder bedeutend (6° N. B. — 70 S. B.). Martius hat indessen auch
hier das Florengebiet der Hylaea nach Norden auf den Rio Negro
(bis etwa 1 0 N. B.) eingeschränkt und den Casiquiare und oberen
Orinoko als zu Venezuela gehörig ausgeschlossen. Für diese Ansicht
lassen sich allerdings die klimatischen Beobachtungen Humboldt’s
anführen, welche schon früher mitgetheilt wurden12). Wenn man
aber seine Schilderung des Vegetationscharakters von Atures am
oberen Orinoko (6° N. B.) zu Grunde legtT3) , so kommt man vielmehr
zu der Vorstellung, dass diese Wälder mit der zunehmenden
Feuchtigkeit des Klimas ihre Physiognomie allmälig verändern, wie
dies auch an der Küste von Guiana bis zum Delta des Amazonas der
Fall ist. Am oberen Orinoko gehören die vorherrschenden Bäume
zurMimoseen- und Lorbeerform (Mimoseen, Laurineen und Feigenbäume)
; zwischen ihnen erscheinen Gruppen von Palmen, von Bam-
busen und Musaceen (.Heliconia); die Stämme sind mit epiphytischen
Orchideen, Piperaceen und Aroideen bekleidet, durch die Blüthen
ihrer Lianen, der Malpighiaceen und Bignoniaceen geschmückt:
ein einzelner Baum trägt bis zu den Moosen herab mehr verschiedene
Pflanzenformen, als in der gemässigten Zone auf einem grossen
Raume zerstreut wachsen. Unter allen Bildungen der Vegetation
aber stehen die hochstämmigen Palmen als diejenigen voran, deren
Schönheit den mächtigsten Eindruck mache. Dies ist die Schilderung
Humboldt’s, die in ihren Hauptzügen so durchaus mit dem übereinstimmt,
was in einem allgemeinen Ueberblick von den äquatorialen
Wäldern Amerikas überhaupt zu sagen ist, dass der Versuch, die
Floren des Orinoko und Amazonas nach bestimmten Parallelkreisen
scheiden zu wollen, wenigstens bis jetzt keinen Erfolg verspricht
und nur aus klimatischen Gründen und der geographischen Ueber-
sichtlichkeit wegen festgehalten werden kann.
Weit erheblicher und charakteristischer sind innerhalb des Gebiets
der Hylaea, wie es von Martius aufgefasst wurde, die Unterschiede
der verschiedenen Waldformationen, deren Anordnung von
dem Verhältniss zum Strome und von der Beschaffenheit des Bodens
bestimmt wird. Hier ist es die Aufgabe, den Igapo im Ueberschwem-
mung'sraume des Amazonas mit den Wäldern des wasserfreien Bo-
dens zu vergleichen. Die Laubhölzer, die drei bis vier Monate unter
Wasser stehen?), erreichen keine ansehnliche Hochwaldsgrösse und
werden von den Palmen überragtI4) , die hier, dem Feuchtigkeits-
bedürfniss dieser Form entsprechend, am häufigsten und nirgends
auf der Erde mannigfaltiger zusammenwachsend anzutreffen sind.
In dem Wechsel hohen und niedrigen Wachsthum, starker Säulenoder
schlanker Rohrstämme, in der Grösse, Theilung und besonders