Burton g elang te von Zanzibar aus, von Osten nach Westen fast
auf denselben Parallelkreisen (5— f S . B r .) fortwandernd, tief in
die centrale Depression des Kontinents. Schon der Umstand, dass
der Reisende in derselben geographischen Breite die Regenzeiten, je
weiter er vorrückte, verändert fand, beweist, dass die Ursache dieses
Wechsels nicht bloss in der Solstitialbewegung, sondern auch in der
Rückwirkung des E rd kö rp e rs enthalten ist. Die den Zenithständen
der Sonne entsprechenden beiden Regenzeiten von Zanzibar reichten
bis zu der hier g egen 50 g . Meilen von der K ü s te entfernten H e bungslinie
der U s a g a ra -B e rg e , an deren östlicher A b d a ch u n g ” )
auch in den übrigen Monaten häufige Niederschläge Vorkommen,
weil der aufwärts wehende Passatwind hier ebenfalls seine Feuchtigkeit
entladet. So b a ld der K am m überstiegen war, begann an der
Westseite desselben das trockene K lim a von U g o g o , wo die R eg en zeit
kaum drei Monate dauert und in den Somm e r der südlichen
Hemisphäre fä llt, zuweilen auch fast ganz ausbleibt. D ie lange
Dürre ist hier vom Südostpassat b e g le ite t, der seine Feuchtigkeit
bereits verloren h a t , und beim Eintritt der Regenzeit durch einen
Nordostwind verdrängt wird, also durch eine Aequatorialströmung,
die von den zu dieser Z e it stärker erhitzten, südlicheren Breiten
aspirirt wird. D ie beiden folgenden Eandschaften, die bis zum See
T an g an y ik a sich allmälig herabsenken, sind dadurch ausgezeichnet,
dass die Regenzeit westwärts immer früher eintritt und sich zuletzt
bis auf 8 Monate v e r län g e r t” ): in Unyamwezi begann sie im November,
am S e e zu Ujiji schon im September und dauerte bis Mitte
Mai. In beiden F ä llen war sie von wechselnden Winden begleitet.
E s ergiebt sich also hieraus, dass in Unyamwezi die Niederschläge
kurz nach dem zweiten Zenithstande der Sonne eintreten, in Ujiji
dag eg en demselben einen Monat vorausgehen. Aehnlich verhält es
sich au f der nördlichen Hemisphäre mit den beiden Regenzeiten von
Gondokoro I2) am Nil ( s °N . B .) , wo die Frühlin gsreg en im Februar,
die des Herbstes im A u g u s t , also in beiden Fä llen ein bis zwei
Monate vor dem Zenithstande der Sonne beginnen, begleitet entweder
von S ü d - oder ‘N o rd o s t-W in d en , die von höher g elegenen L an d schaften
herabwehen. D e r T an g an y ik a -S e e bildet, ebenso wie das
Nilthal von Gondokoro, eine E in senkun g des Kontinents im Verhält-
niss zu den Hochländern an den N y anz a -S een und zu der Küstenterrasse
von Abessinien bis zu den Usag arab ergen . D ie se der Mitte
des Kontinents genäherten Depressionen werden weit stärker durch
die Sonne erhitzt als die höheren L an d sch a ften , die sie umgeben.
Dort bildet sich früher als hier ein aufsteigender Luftstrom aus, aus
welchem der W asserd am pf niederfällt; sie wirken aspirirend auf
ihre Umgebungen, noch ehe die Sonne in den Zenith eingetreten ist.
Die Verschiebung und V erlän g e run g der Regenzeiten ist also eine
FoUe der plastischen Gestaltung des Kontinents. E s scheint in dei
Mitte Afrikas eine Gruppe von abgesonderten Wärmecentren zu
liegen, die jedoch keinen Sch luss auf das Niveau der unbekannten
Landschaften zulassen. E s ist ebenso gut möglich, dass das l i e f -
land des B en u e , welches nach B a ik ie 13) in A d amaw a (9" N. B.)
nur einige hundert F u s s über dem S p ie g e l des Meers liegt, sich weithin
nach Süden e rstreckt, als dass es von dem Einschnitt des T an -
o-anyika durch Hochlande getrennt wird, gleich denen an den beiden
Nyanza-Seen, die nun in ihrer aequatorialen Richtun g vom K ilimandscharo
bis zur Mitte des Kontinents nachgewiesen sind und che
Ebenen am Nil von den südlichen Depressionen absondern. D e r
Charakter dieser inneren Hebungslinie scheint mit der der Ku sten -
terrassen übereinzustimmen, ist daher nicht als Mondgebirgskette,
sondern als A nschw e llung mit einzeln hervorragenden B e rg en aufzufassen.
D ie F r a g e , ob sie sich vom A lb e rt-N y an za westwärts bis zui
Küste des atlantischen Meers fortsetzt, ist, wie späterhin zu erörtern
sein wird, für die Anordnung der afrikanischen Gebirgsflora ausserst
wichtig, aber die R ich tun g der Winde und andere klimatische Werthe
lassen es bis jetzt nicht erkennen, ob in den Aequatorialgegenden
getrennte oder zusammenhängende Wärmecentren vorhanden sin .
Wäre der ganze Kontinent ein einziges T ie flan d , so würde der innere
Raum ein aspirirendes Wärmecentrum sein, stärker erhitzt als die
aequatorialen K ü s ten , weil die F lä ch e so gross ist, dass die v e rschiedene
Erwärmung sfähigk eit von F e stland und Meer sich geltend
machen müsste und man daher auch hier, wenn auch m andeiem
Sinne wie in den gemässigten Zonen, von einem Gegensätze kontinentalen
und Se eklimas sprechen könnte. D a aber die centralen D ep ie s
sionen meistens hoch genug über den Küsten liegen, um lese in u
auszugleichen, so tragen die Niveauverhaltnisse dazu bei, die Bedingungen
des Pflanzenlebens an den K ü s ten und im Inneren übereinstimmender
zu gestalten. D ie Wärmecentren haben zwar längere
Regenzeiten, und dies ist die Ursache einer gewissenMannigfaltlgkeit,
aber ebenso wechselt deren D aue r nach der g eographischen Breite
und nach den Hebungslinien, so dass die Gliederungen der Vegetation