strömens ist derselbe wie bei anderen Pflanzen. Die Feuchtigkeit
der Atmosphäre dient nur, den Saftumtrieb zu verlangsamen und dadurch
die Gefährdung zu beseitigen, welcher beim Wechsel der Nässe
und Trockenheit die freiliegenden Wurzeln unterworfen sind, denen
der ununterbrochene Zufluss aus dem Humus des Erdbodens nicht
zu Gebote steht. Denselben Zweck haben auch die weiss glänzenden
sogenannten Pergamentschichten, welche die Oberhaut der Wurzeln
vollständig bis zur unbekleideten Spitze hin einhüllen, und die, hier
allein bekannt, aus Zellen mit elastischen Spiralfasern bestehen.
Wenn der Zufluss stockt, wenn die Säfte durch die stetige Bewegung
zu den Blättern sich mindern und die Wurzeln daher anfangen, sich
mit Luft zu füllen, kann das Gewebe sich nicht leicht zusammenziehen,
weil die Spiralfasern die Zellen der Pergamentschicht auch
im saftleeren Zustande ausgespannt erhalten. Eine noch nicht
genügend aufgeklärte Schwierigkeit in der Ernährungsweise der
atmosphärischen Orchideen besteht darin, das man nicht wohl einsieht,
aus welcher Quelle sie ihre mineralischen Bestandteile beziehen,
wenn sie nur aus Regentropfen ihre Feuchtigkeit empfangen,
die mit dem Erdreich noch nicht in Verbindung getreten waren. Man
muss annehmen, dass der Staub und Schmutz, den die Stürme des
Jungle aufwirbeln, und den die Niederschläge, an Bäumen und Felsen
herabrieselnd, ansammeln und herbeiführen , zur Ernährung dieser
Gewächse hinreicht. Man staunt, wie vollkommen so verwickelte
Bedingungen des Lebens in den feuchten Tropenwäldern erfüllt sind,
und wie genau die Organisation den Gefahren, die doch übrig bleiben,
angepasst ist. Die geographische Verbreitung der atmosphärischen
Orchideen, ihre Anhäufung, die mit der Intensität der Niederschläge
gleichen Schritt hält und daher an den Khasiabergen und in
der Wolkenregion Javas zur höchsten Ergiebigkeit gesteigert ist.
ihre Abnahme in Hindostan, bis sie in den dürreren Klimaten ganz
aufhören, alles dies ist die nothwendige Folge ihres Baus. Aber
doch können sie vermöge ihrer Knollen lange Pausen des Wachsthums
ertragen, sie bedürfen , um den Kreis ihrer Entwickelung zu
durchlaufen, nur einer kurzen Zeit und erneuern ihre Thätigkeit.
Laubrosetten von geringem Umfang, aber Blüthenähren von lieblicher
Gestaltung aus ihren Nahrungsspeichern hervorzutreiben,
nachdem sie Monate lang in unscheinbarer Form die Saftbewegung
unterbrochen hatten. Auch gegen den Wechsel und den Grad der
Temperatur sind die indischen Orchideen weit weniger empfindlich,
als man bei ihrer K u ltu r vorauszusetzen p fleg t: die schöneren Arten
der K h a s ia -B e rg e bewohnen Be rgk lim a te über dem Niveau von
4000 F u s s , wo die Niederschläge lange unterbrochen, aber in der
nassen Jahrszeit am intensivsten sind und die W ä rm e , während sie
blühen, zwischen 1 2 ° und 2 1 ° R . wechselt. In Sikkim fand sie
Hooker sogar bis 10000 F u s s an den feuchten Abhäng en des Himalaja
an ste ig en d 3»). Gering aber sch e in t, wie bei allen Orchideen,
ihre F äh igke it, durch den Samen über weite Räume sich auszubreiten.
Der Wohnort der meisten Arten ist beschränkt und die Fortpflanzung
vorzugsweise auf die Brutknospen ihrer Kn ollen übertragen, weshalb
auch die tropischen F lo ren an endemischen Orchideen so besonders
reich zu sein pflegen. D a s Monsungebiet zählt einige der schönsten
Gattungen (z. B . Vanda, Phajus, Grammatophylluni), und unter den
vorherrschend endemischen einige der artenreichsten (z. B . Dendro-
biuni]. Manche Dendrobien scheinen nur auf einzelnen Inseln des
Archipels vorzukommen. Wenige B e isp ie le von grossen und unterbrochenen
Verbreitungsbezirken sind b e k an n t, bei einigen ist eine
absichtliche Einführung oder zufällige E in schlep p un g zu vermuthen
(z. B. bei Phajusgrandifolius in Westindien).
Die vom Bod en aus verzweigten Holzgewächse sind in der tropischen
Zon e noch häufiger durch Mittelformen mit den Bäumen v e rknüpft
als in gemässigten Breiten. Baumstämme von geringer
Grösse mischen sich mit dem G e b ü s ch , welches das dicht verwachsene
Unterholz des Jun g le bildet und daselbst vorzugsweise aus
Sträuehern der Oleander- und Myrtenform besteht (z. B . Rubiaceen,
Urticeen, E r ic e e n , Melastomaceen). Selbständig e r tritt in dürreren
Klimaten Hindostans ein daselbst als Gebüschjungle b e z e ich n te s
Gestrüpp auf, in welchem bald kleine Bambusen, bald Dornstraucher
nebst einigen an die Maquis erinnernden F o rm en 33) vorwalten und
die zerstreut eingemischten Bäume niedrig bleiben, auch meist in der
trockenen Jahrszeit das L au b verlieren. Je trockener das K lim a im
Nordwesten der indischen E b en e und an den Ghauts wird, desto
häufiger erscheinen die Dornsträucher (z. B . Mimoseen, Baiamtes,
Zizyphus) , so dass der U ebergan g in die Step p en - und Wustenflora
ein fast unmerklicher zu sein scheint. D ie Oschurgebüsche [Calo-
tropis) und die Succulenten (.Euphorbia) verknüpfen das nordindische
Flachland auch mit dem afrikanischen Sudan. Cactusahnhche
Euphorbien sind auch inD e k k an und auf gewissen Inseln des A re 11-
pels ein A usd ruck dürrer Standorte.