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 von  Nebel  und Wolken  geht  leichter  von  Statten  und  dadurch  
 mässigt  sich  der  Gegensatz  der  Zuführung  und  Entziehung  der  
 W ä rm e ,  den  in  diesen  Breiten  die  gleichmässig  lange  Dauer  der  
 Nacht  steigern  würde.  Die  entgegengesetzten Verhältnisse  in Afrika  
 werden  natürlich  in  der  trockenen  Jahrszeit  stärker  als  in  der  Periode  
 der  Niederschläge  hervortreten:  wenn  westliche  Winde  den  
 Passat  verdrängen  und  die  Feuch tigk e it  vom  atlantischen Meere  aus  
 vermehrt  wird,  mindert  sich  der  Unterschied  von  T a g -   und  Nachtwärme. 
   A lle in   es  ist  auffa llen d ,  dass  die  F r a g e ,  wann  die Malaria  
 am  gefährlichsten wirke,  in  den Berichten  der Reisenden verschieden  
 beantwortet wird.  In  Senna a r  und  am  Niger  fürchtet man  am meisten  
 die  nasse Jahrszeit,  während Burton  dieselbe  in  den Aequatorial-  
 gegenden  für  die  gesundere  h ä lt6):  vielleicht  lassen  sich  die  Meinungen  
 durch  die  E rk läru n g   ausgleichen,  dass  zwar  die Malaria  auf  
 feuchtem  Boden  sich  erzeugt,  bei  dem  U eb e rg an g   der  Nässe  in  
 Trockenh eit  in  der  Atmosphäre  sich  ausbreitet  und  die  L u ft  vergiftet, 
   dann  aber  auch  der menschliche  Organismus  durch  die  stärkeren  
 Temperaturschwankungen  der  regenlosen  Periode  geschwächt  
 und  für  Krankheitsstoffe  leichter  empfänglich  ist. 
 V e g e t a t io n s fo rm e n .  D ie   reiche  Entwick elung   der  Gramineenform  
 bildet  den  hervorstechendsten  Charakterzug  der  F lo ra   von  
 Sudan  und  entspricht  der  Periodicität  des  K lim a s,  der  verhältniss-  
 mässig  langen D aue r  der  trockenen  Jahrszeit,  die übei  uneimesslichc  
 Räume  die S avanen  ausbreitet.  Und  doch  ist A frik a  nicht von Hirten  
 bewohnt,  sondern  überall,  wo  die  Gräser  vorherrschen,  blühendem  
 Ackerbau  und  jed e r  tropischen  Pflanzenkultur  zugänglich.  Denn  
 wie  die  S avanen  sich  dadurch von  den Stepp en der gemässigten Zone  
 unterscheiden,  dass  sie  den  Baumwuchs  zulassen,  weil  durch  die  
 hohe  Wärme  und  die  Masse  der  F eu ch tigk e it  der  Entwickelungs-  
 process  beschleunigt wird,  so  ist  auch  die Beste llung   des Bodens  unbeschränkt  
 und  die  Neg erra ce   hat  sich  allenthalben  auf die Stufe  des  
 A ck e rb au s  gehoben,  ohne  dadurch,  wie  es  doch  in  Indien  der  Pall  
 war,  zu  geistigem L ebensinh alt  erwacht  zu  sein.  L iv in g ston e  IS),  der  
 grösste  K en n e r  dieses  G eb ie ts ,  der  jedoch  nicht  mit  botanischem  
 A u g e   die  Unterschiede  des  Vegetationscharakters  aufzufassen  vermochte, 
   bemerkte  über  das  Verhältniss  beider  L än d e r ,  dass  dei  
 Boden  und  die  Physiognomie  der  wellenförmigen  E b en en   im  Süden  
 des  tropischen  A frika s  gerade wie  in Dekkan  sich  ausnähmen,  dass 
 aber  dort  die  Zeugnisse  menschlicher  A rb e it,  die  Lan dstrassen,  die  
 Denkmale  fehlen,  das  Reich  der  Neger  erscheine  ihm,  als  sei  es  so  
 eben  aus  der Hand  des  S ch öp fers  hervorgegangen  und  der Mensch  
 habe  nichts  Dauerndes  g eleistet.  Nicht  einmal  das  Thierleben  hat  
 er  zu  unterjochen  und  einzuschränken  gewusst,  und  so  tritt  es  g e waltig  
 und  feindlich  auf,  wie  in  der  europäischen Diluvialzeit  A b e r  
 gerade  darin  zeigt  sich  ein  eigenthümlicher Zusammenhang,  dass die  
 sich  selbst überlassene Natur hier ein so vollkommenes Gleichgewicht  
 zwischen  T h ie r -  und  Pflanzenleben  hergestellt  h a t,  oder  vielmehr  
 dass  dasselbe mehr  in  die  A u g en   fällt  als  in  anderen  L än dern,  wo  
 die  Säugethiere  minder  zahlreich  sind.  Hier  steht  die  Masse  der  in  
 den  Savanen  gebotenen Nahrungsstoffe  in  einem  so  auffällig  ang e messenen  
 Verhältnisse  zu  den  Schaaren  grosser,  weidender  Thiere,  
 und  diese  wieder  zu  den  in  ihrer  spärlicheren Fortpflanzung zuruck  
 stehenden  Fleischfressern.  Allein  weit  merkwürdiger  ist  die  T h a t-  
 sache  dass  dieses Verhältniss  nicht bloss  in  der Z ahl der Individuen,  
 sondern  auch  in  der Mannigfaltigkeit  der A rten  sich ausspricht.  Wie  
 es kein  L an d   giebt,  wo  die  Verschiedenheit  der  grossen  Säugethiere  
 auch  nur  entfernt  dem  Reichthum  der  afrikanischen  F au n a   sich  
 näherte,  und  wie  unter  ihnen  wiederum  das  Geschlecht  der  in  Heelden  
 vereinigten  Antilopen  die  bei Weitem  zahlreichsten  A rten   her-  
 vorbrino-t  so  sind  auch die Gramineen nicht bloss durch  ihr geselliges  
 Wachsthum,  sondern  auch  durch  die  grösste Mannigfaltigkeit  aus-  
 gezeichnet.  S ie   bilden  in  A b e s s in ie n l6)  fast  12   Procent  von  der  
 Gesammtzahl  der  Phanerogamen,  während  beispielsweise  in  We stindien  
 unter  den Gefässpflanzen  nur  4— 5  Procent Gramineen  entha  
 ten  sind.  In  Abessinien  trägt  die  E rh eb u n g   des  L an d e s   zum  A rten reichthum  
 der  Gräser  bei,  aber  auch  in  den  ebenen  Landschaften  ist  
 das Wachsthum  des  R a sen s  ungemein  wechselnd,  bald  die  höchste  
 Enerme  tropischer  Natur  entfaltend,  bald  in  der  Verkürzung  un  
 dichten V erbin d un g  der Organe dem Wiesenteppich  des Nordens v e rgleichbar  
 oder  auch  zur Dürftigkeit  der  S tep p e   herabsinkend.  D ie   
 Gruppe  der  Paniceen  und  Andropogoneen,  welche  in  den  Savanen  
 der  heissen  Zone   stets  überwiegend  vertreten  sind *?),  zeigen  eine  
 grössere  Verschiedenheit  in der Bildung   ihres R asens  als  die Poaceen  
 höherer  Breiten.  Gewöhnlich  sind  ihre  Blätter  indessen  harter  als  
 bei  diesen  und  dadurch  den  Stepp en gräsern  äh n lich e r:  sie  entsprechen  
 den  periodischen  Niederschlägen,  erhalten  sich  in  der  Dürre  
 eine  Zeit  lang,  bis  sie  zuletzt  gelb  werden  und  absterben,  wahrend