Caryophylleen und Umbelliferen in den Hochländern des Orients
geht aus diesen Untersuchungen am deutlichsten hervor.
Die Verknüpfung der Steppenflora mit den Vegetationscentren
der Nachbarländer steht in Verhältniss zu den klimatischen Analo-
gieen, aber die Vermischung ist eine weit beschränktere als zwischen
Nord- und Südeuropa, wo sie doch durch die trennenden Gebirgsketten
in viel höherem Grade erschwert erscheint. Allein noch stärkere
Schranken stehen im ersten Falle diesen Verbindungen entgegen.
An der nördlichen Grenze der Steppen, wo sie sich mit den
Wäldern fast überall auf einer ebenen Grundfläche berühren, ist der
klimatische Gegensatz zu gross und die Einwanderung daher auf die
Flusslinien und Gebirgsketten beschränkt, wo derselbe aufhört wirksam
zu sein. Flussverbindungen zwischen beiden Floren aber finden
sich fast nur in Südrussland, und, was die Gebirge betrifft, so sind
sie durch weite Räume oder durch das Meer geschieden, sofern man
vom Altai und Ural absieht, die orographisch mit den übrigen nicht
unmittelbar verbunden sind, und deren bewaldete und alpine Regionen
nicht mehr zum Steppengebiet gehören. So ist es erklärlich,
dass unter ähnlichen klimatischen Bedingungen die Gebirge zwar
niemals einer Reihe von nordeuropäisch-sibirischen Gewächsen entbehren,
aber doch um so ärmer daran sind und sie um so mehr
durch eigene Erzeugnisse ersetzen, je grösser der geographische
Abstand ist. Der Kaukasus und der Taurus sind daher diejenigen
Gebirge, wo die Vermischung mit europäischen Pflanzen den ver-
hältnissmässig grössten Umfang erreicht, der Alatau steht dem Altai
gegenüber in derselben Beziehung zu Sibirien. Die Bäume des Kau-,
kasus beweisen deutlich, dass dieses Gebirge gleichsam wie eine
Brücke die Waldregionen Europas und Asiens verbindet, und unter
ihnen ist keine streng endemische Art bekannt geworden. Der oro-
graphische Zusammenhang mit den Gebirgsketten Anatoliens, die den
Verzweigungen des Balkan am Bosporus genähert sind, macht den
europäischen Charakter dieser Wälder erklärlich. Leicht ist auch
der Uebergang zum persischen Elborus, aber von da ist die Lücke
bis zu den Waldregionen des Hindukusch und Himalaja gross, und
so ist auch die Anzahl übereinstimmender Baumarten erheblich ge- o
mindert. Die Laubwälder des Kaukasus sind grösstentheils aus den
nordeuropäischen Buchen [Fagns und Carpinus), Eichen, Birken,
Linden, Ulmen, Erlen, Ahorn [Acerplatanoides] und Pappeln gebildet;
von Nadelhölzern finden sich die Kiefer, die Edeltanne und der
Taxus. Aus dem Mediterrangebiete,sind die Kastanie, die behaarte
Eiche [Q. pubescens) und ein Ahorn (A. Lobelii) vertreten; die breitblätterige
Erle (Ainus cordifolia) soll dieselbe Art sein wie die italienische
; Steven fand am westlichen Kaukasus auch die Laricio-
Kiefer, und RuprechtIo6) erwähnt in Gurien die Pinie. Hieran
reihen sich die orientalischen Bäume, die Platane, eine Linde [T.
mbra) und eine immergrüne Eiche (Q. castaneifolia), die das südöstliche
Europa erreichen, und von diesen geht die Platane bis Indien.
Die Verbindung mit dem Himalaja ist ausserdem vorzüglich durch
den am Kaukasus noch als einheimisch zu betrachtenden Wallnussbaum
(Jig lan s regia) ausgedrückt, sowie durch den mehrfach erwähnten
Wachholder. Das Wohngebiet der übrigen kaukasischen
Waldbäume umfasst nur noch den persischen Elborus oder den
Taurus: nach ihrer Verbreitung zu schliessen, ist der Kaukasus
selbst wahrscheinlich die Heimath der den Ulmen verwandten Planera
[P. Richardi), die auch in Talüsch beobachtet wurde. Eine zweite
einheimische Juglandee [Pterocarya caucasica) scheint vom persischen
Elborus zu stammen, der Ausgangspunkt der oben berührten Wanderungen
der orientalischen Tanne [P. orientalis) bleibt ungewiss.
Auch die alpine Flora des Kaukasus zeigt ähnliche Beziehungen
theils zu den Alpen, theils zu den asiatischen Gebirgen bis zum Altai
und Himalaja. Ich habe mich nicht bemüht, das Verhältniss der
Arten von weiter Ausbreitung zu den endemischen zu ermitteln,
auch scheint die Kenntniss der alpinen Region noch ziemlich lückenhaft
zu sein: indessen darf man annehmen, dass der Kaukasus mit
eigenen Centren ziemlich reichhaltig ausgestattet sei, wenn auch
nicht in gleichem Grade wie der Taurus und die Alpen.
Die Verbindungen des Tieflands mit den Pussten Ungarns
wurden schon früher erörtert, ähnlich verhalten sich übeihaupt die
östlichen Zonen des Waldgebiets. Nach Westen werden die Pflanzen,
welche das Steppenklima ertragen, allmälig immer seltener. Schon
jenseits Ungarns sinkt die Zahl bedeutend, das Becken von Wien ist
für einige Steppenpflanzen eine deutliche klimatische Westgrenze 7j .
Mit der Mediterranflora ist das Steppengebiet in der Weise vei-
kntipft, dass an der westlichen Abdachung Anatoliens und in Syiicn
keine scharfen Grenzen bestehen, sondern ein allmäliger Uebergang
anzunehmen ist. Aus ihrer Verbreitung kann man indessen bei den
diesen beiden Floren gemeinsamen Pflanzen in vielen Bällen auf die
Richtung ihrer Wanderungen schliessen. Entweder bewohnen sie, über