Nyanza und T an g an y ik a auch in diesen aequatorialen Landschaften
erschlossen ist.
In den höheren Breiten Sudans dauert die Periode der Niederschläge
gewöhnlich nur drei bis vier Monate. In den Aequatorial-
g egenden folgt die kürzere R eg enzeit dem ersten, die längere dem
zweiten Zenithstande der S o n n e : die Gesammtdauer pflegt sechs bis
acht Monate zu umfassen, aber oft ist die Mannigfaltigkeit dieser
Erscheinungen weit grösser. Denn in gewissen Landschaften und
namentlich in den Gebirgen hängen die Regenzeiten nur mittelbar
von der Solstitialbewegung ab, die Gestaltung des Kontinents nach
seiner E rh eb u n g und A usdehnun g bestimmt hier die Periode und
Dauer der Niederschläge. S o fällt im Hochlande am Viktoria-
N y an z a -S e e R eg en in allen Monaten <•), weil sowohl nördliche wie
südliche Luftströmungen aus tieferen Gegenden kommen und hier
ihre F euch tigke it verlieren. Wie ferner bereits von der K ü ste von
Natal bemerkt wurde, dass daselbst im Sommer ein Passat herrscht,
der, an schräger F lä ch e hinaufwehend, dadurch eine nasse Jahrszeit
hervorbringt, so wiederholt sich dieselbe, den indischen Monsunen
vergleichbare Pe riod ic itä td e r Luftströmungen in dem Meerbusen von
Guinea. Hier aspirirt das nördliche Strom g ebiet des N ige r während
der Sommermonate, indem es soviel stärker erhitzt wird als das
atlantische Meer, und eine südwestliche Luftströmung weht alsdann
in der R ichtung dieses Wärmecentrums g egen die Küsten von Guinea,
so weit diese nach Süden gerichtet sind. V om K ap Palmas bis zum
Camerun bringt ihnen der Südwestwind die R eg en z e it, die an der
Elfen b e in kü ste s) von Mitte März bis zum November dauert. Ebenso
beginnen im März die südlichen Luftströmungen und werden im November
durch den Nordostpassat verdrängt. Uebereinstimmende
Beobachtungen liegen auch aus Jo ru b a 6) vor. Die R eg enzeit beginnt
also an der Südküste von Guinea (50 N. B.) einen Monat
früher, als die Sonne im F rüh lin g in den Zenith eintritt, wo'raus hervorgeht,
dass nicht die Solstitia lbew egung allein, sondern zugleich
der U ebergan g der Luftströmung vom Meere auf das Festland die
ersten Niederschläge veranlasst. Im weiteren V erlaufe macht dann
die Sonne ihre Rech te geltend. Mit wachsender Sommerwärme
rückt der aufsteigende Luftstrom tiefer in den Kontinent nach Norden.
Mitte Ju li und A u gu s t tritt eine Minderung der Niederschläge ein,
eine Unterbrechung zweier Regenzeiten, aber, wie Burton bemerkt,
nicht so bestimmt wie am Gabun. Nebelbildungen sind auch dann
noch häufig. E s ist merkwürdig, dass in einem so geringen A b stande,
nicht bloss am Gabun, der in der Nähe des Aequators mündet,
sondern auch au f der Inselreihe von Fern an do-Po bis S . Thome ,
die Regenzeit fast entgegengesetzt sich verhält wie an der Südküste
von Oberguinea: auf der Insel Corisko (x° N . B .) halten die Niederschläge
vom S eptem ber bis Mai an und die Monate Juni bis A ugust
sind heiter und regenlos 7). Hier entspricht die nasse Jahrszeit deutlicher
dem Zenithstande der Sonne in den Aequinoctien. E s mochten
dabei aber auch andere Verhältnisse mitwirken, theils die R ich tung
der K ü s te , theils der Einfluss der Meeresströmungen8) . Die
Küste b ieg t sich vom Camerun aus nach Sü d en , der im Sommer
herrschende Wind weht also ihrer Hebungslinie entlang, ohne zu
höheren und kälteren Schichten der Atmosphäre abgelenkt zu werden.
Sodann geht dieser Wind von dem südatlantischen Meeresstrom
zu der wärmeren Guine a -Strömung über und wird, auf seinem
Wege erwärmt, von einem heiteren Himmel begleitet. A lle in es v e rdient
näher untersucht zu werden, ob an den hohen B e rg en, die auf
den Inseln und namentlich in F e rn an d o-Po auftreten, nicht Wind-
und L e e -S e ite sich verschieden verhalten und die erstere, wie zu erwarten
ist, nicht auch im Sommer befeuchtet werde. S o wird von
S. Thome und Principe erwähnt, dass die Gebirge fast das ganze
Jahr hindurch von Nebel und Wolken verhüllt sind?).
Im Inneren [des aequatorialen Afrikas beobachtet man V e r schiebungen
der Regenzeiten, die, diesem Kontinent eigenthümlich,
von seiner Grösse und plastischen Gestaltung bedingt sind. L iv in g -
stone10) warf die F r a g e auf, weshalb die Quellgebiete der grössten
afrikanischen S tröm e , des N il, Zambesi und Congo ,s ü d lic h vom
Aequator liegen, wahrscheinlich sämmtlich in L o n d a sich berührend
^5__I2 » Und diese Gegenden so v ie l feuchter zu sein scheinen
als z. B . Darfur. In L o n d a fand er immergrüne Wälder, die
in Afrika so selten sind. Im Norden des A equ ators ist offnes T ie fland,
auf welches der Passat der S ah ara einen austrocknenden E in fluss
ausübt. E r s t im Süden der höher gelegenen Aequatorialterrasse
beginnt die abgeschlossene Depression des südafrikanischen Hochlandes,
deren L a g e die Niederschläge verstärkt und verlängert.
Burton hat das V e rd ien s t, auf seiner berühmten R e ise nach dem
T a n g a n y ik a -S e e diese Verhältnisse bestimmter nachgewiesen zu
haben: ich will versuchen, an seine Darstellung einige allgemeine
Folgerungen zu knüpfen.