Südeuropa der einzige einheimische Vertreter jener tropischen Familie
ist. In dieser Pflanzenform geht zwar der Stamm der Palmen
gewöhnlich ganz verloren und wird zu einem grösstentheils unterirdischen
Holzgerüst, aber die Rosette langgestielter, immergrüner
Platter, die dasselbe zu stützen hat, ist ebenso wie bei jenen ^ b ildet
und gleicht ihnen in dem ausgespannten, tief geteilten Umriss
Zuweilen erzeugt die südeuropäische Zwergpalme (Chamaerops km i-
hs\ Wohl einmal ausnahmsweise einen niedrigen Holzstamm (var.
arborcscens), aber wo diese Pflanzenform mit Ausschluss fast jeder
anderen Vegetation gesellig verbunden ist und oft über weite Strecken
sich ausdehnt, beruht die Physiognomie der Landschaft darauf dass
die gedrängten, einige Fuss ■ hohen Rosetten von schirmförmio- Q-e-
th eilten Blattern fast unmittelbar dem Boden entsprossen scheinen
Am häufigsten ist die Zwergpalme, die man in Spanien Palmito nennt,
in ndalusien und Nordafrika. Man sollte denken, dass sie, schon als
einheimisches Gewächs und weil ihre Organisation manche Vortheile
vor den hochstämmigen Palmen voraus hat, dem Mediterranklima
besser entspräche und ein grösseres Gebiet umfasse als die Kultur
der Dattelpalme. Allein dies ist durchaus nicht der Fall, sie steio-t
mcht hoher in das Gebirge und geht nicht einmal so weit nach Nord-
OStf n' Palmen sind auf die immergrüne Region eingeschränkt
und der I almito soll am Aetna sogar in einem tieferen Niveau auf-
horen als der Dattelbaum 78). An einigen Küsten, wo die Zwergpalme
von alteren Schriftstellern erwähnt ward, scheint sie ver-
sc 1 wunden zu sein, und ihre Polargrenze ist so unregelmässig, dass
man annehmen möchte, sie sei von örtlichen Einflüssen noch abhängiger
als vom Klima oder reiche nicht so weit nach Norden als (fieses
gestatten wurde. Dies ist besonders auffallend am tyrrhenischen
Meere, wo sie auf der kleinen Insel Capraja besonders üppig gedeihen
soll und auch am-Argentario 79) in den Maremmen von Toskana,
sowm an einzelnen Punkten der Riviera vorkommt, dagegen weder
in Sudfrankreich, noch auf Korsika, das doch so viel südlicher liegt.
on Algarvien verläuftMie Polargrenze des Palmito längs der Sierra
Morena nach Valencia und umfasst, abgesehen von einzelnen, jenseits
ge egenen sporaclischen Stänclorten, nur die Balearen, den südlichen
heil Sardiniens und die neapolitanische Küste nebst Sicilien • am
adnatischen Meere reicht sie in Italien bisBrindisi. An der albanischen
vuste wird sie noch einmal, zwischen Durazzo und Valona erwähnt
die wenigen weiter ostwärts gelegenen Standorte sind zweifelhaft.
Von succulenten Gewächsen ist die Cactusform, bei welcher die
Blätter durch saftreiche Stämme ersetzt werden, in den südwestlichen,
der Sahara benachbarten Gegenden ursprünglich eine äusserst
seltene Erscheinung gewesen. Denn sie wird nur durch zwei blattlose
Salsoleensträucher in der spanischen Salzsteppe, sowie durch
eine denStapelien des Kap verwandte Asclepiadee (.Apteranthes) vertreten,
von deren vereinzeltem Vorkommen bei den Vegetations-
centren die Rede sein wird. Gegenwärtig aber ist die Cactusform
ein wichtiges Glied der Mediterranflora geworden. Die Dürre sonnigen
Felsbodens ist es, wo in Amerika, der Heimath der Cacteen,
diese Familie zur grössten Mannigfaltigkeit des Baus sich entwickelt,
und unter diesen Bedingungen haben die indischen Feigen, nachdem
sie schon zur Zeit der Eroberung Mexikos nach Spanien verpflanzt
waren, eine grosse Bedeutung für die Physiognomie der südwestlichen
Landschaften gewonnen und in geselligem Wachsthum sich auch
weiterhin an den Küsten des Mittelmeers freiwillig angesiedelt, so
dass sie gegenwärtig den einheimischen Gewächsen gleichstehen und
namentlich in Andalusien, Nordafrika und Sicilien weite Landstrecken
bekleiden. Der Zweifel, ob eine Pflanzenform, deren heutiges Wohngebiet
im Westen bis zu den warmen Thälern der südlichen Alpen,
im Osten bis Palästina und Arabien sich erstreckt, nicht schon vor
der Entdeckung Amerikas in der alten Welt bekannt gewesen sei,
ward von Schouw durch die Untersuchung der pompejanischen
Wandgemälde beseitigt8o) , aus denen sich der Charakter der italienischen
Vegetation zurZeit des römischen Alterthums erkennen lässt.
Aber es fehlt auch nicht an historischen Zeugnissen über die Einführung
der indischen Feigen nach Europa, die wegen ihrer essbaren
Früchte und da sie durch ihr Wachsthum und ihre Dornen sich
eignen, ein sicheres Gehäge herzustellen, häufig angepflanzt wurden,
und in der Folge anfingen, auf günstigem Boden die einheimische
Vegetation zu verdrängen. Unter den verschiedenen Stammformen,
die den amerikanischen Cacteen eigen sind, ist in der Mediterranflora
nur die der Opuntien heimisch geworden, die sich vom Boden aus
verzweigt, und deren flache, blattähnliche Stengelglieder wie die
Abschnitte einer Kette an einander gereiht sind. Man unterscheidet
mehrere Arten, die sämmtlich indische Feigen [Fichi indichi) , in
Spanien auch Tuna genannt werden. Die grössere, nur in den wärmsten
Gegenden gedeihende Opuntie (0 . ficus indica) hat einen aufrechten
Stamm, der 8—12 Fuss hoch wird, und dessen fast dornen-
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