58 V I. Indisches Monsungebict.
meinsam, und der verschiedene Grad ihrer Bewaldung scheint von
der Häufigkeit der Niederschläge abzuhängen. Das feuchtere Kaschmir
hat prächtige Hochwälder, in Kunawur ist die Bewaldung ganz
unbedeutend, der Graswuchs ärmlich und durch die bis hieher verb
re ite ten , tibetanischen C a ra g an en 5«) zurückgedrängt. Untersucht
man den Ursprung der F lo ra dieses Ueb ergan gsg eb iets, so ergiebt
sich, dass wenige A r ten , unter den Bäumen eine eigenthümliche
K iefer (.Pinus Gerardiana), endemisch sind, und dass die übrigen
grösstentheils aus den Nachbarländern abstammen, die meisten Waldbäume
aus dem jenseitigen indischen Himalaja, jedoch ohne bis hieher
von tropischen Gewächsen begleitet zu sein, die Steppenpflanzen
aus T ib e t , europäische aus weiterer F e rn e. Im S p iti-T h a l ist der
einzige wildwachsende Baum jene r asiatische Wachholder (Juniperus
foetidissimd] , von dessen V erbre itung zum K au k asus und Taurus
früher gehandelt wurde, und der auch in Balti am Indus auftritt, in
Kaschmir mit den Nadelhölzern des Himalaja zusammentrifft.
A u f den Nielgherries w) , der höchsten E rh eb u n g der westlichen
Ghauts über der K ü ste von Malabar (bis 8000 F u s s ), treten nur in
den Schluchten und Thälern des zerrissenen R an d geb irg s kräftige
Waldjungles au f, eine Combretacee [Anogeissus] ist in gewissen
Höhen (von 2000— 4000 Fuss) vorherrschend. Die wellige Hochfläche
und die ihr aufgesetzten B e rg e (5000— 8000 F u s s hoch) sind
meistentheils waldlos, eine zarte Krautvegetation von blassem Grün,
nur einzeln von niedrigen Baumgruppen unterbrochen, bedeckt sie,
Gesträuche kommen ebenfalls vor, bis zu den Gipfeln dasselbe Rhododendron
(.R . arboreum), welches am Himalaja die häufigste Art
dieser Gattung ist und hier zum Gebüsch verkümmert. Unter den
Stauden dieser b aumlosen R eg ion sind manche europäische'Gattungen
vertreten, die den indischen Eb en en fehlen (z. B . Gentianeen, L a biaten,
R o sa ce en ), und die hier zu einem viel tieferen Niveau (bis
5000 Fuss) hinabsteigen als am Himalaja. D ie E rk läru n g liegt
darin, dass sie der Insolation bedürftige Gewächse offener Standorte
sind, welche die Waldbekleidung des Himalaja von den tiefer gelegenen
Regionen ausschliesst. Dieselbe Ersch e inung wiederholt sich
an den K h a siab e rg en, die ähnlich gebaut sind wie die Nielgherries,
und auch in ihrer Vegetation manches Uebereinstimmende zeigen.
V ie le A rten der gemässigten R eg ion sind dem K h a s ia mit Sikkim
g em e in sam 58), die hier erst bei 9400 Fu s s , dort schon bei 5000 auf-
treten, also reichlich 4000 F u s s tiefer hinabsteigen. D a s Plateau-
Nielgherries. — Gebirge im indischen Archipel. 59
klima drängt den W a ld zurück und lässt den Sonnenstrahlen in der
trockenen Jahrszeit freien Spielraum.
Die grossen Sunda-Inseln bieten uns das Problem ungleicher
Höhengrenzen bei denselben Pflanzenformen50) , während das Niveau,
wo de rBaumwuch s selbst aufhört, nur solche Unterschiede erkennen
lässt, die nach der Beschaffenheit des Bodens und aus der stärkeren
oder geringeren N e igu ng der Gipfel leicht erklärlich sind. In ihrem
allgemeinen T y p u s stimmen Sumatras Wälder mit denen von Ja v a
überein. Diese Aehnlichkeit finde ich besonders darin begründet,
dass die weit verbreiteten Eichenwälder mit einer Fü lle tropischen
Pflanzenlebens ausgestattet sind, dass über der Eichenregion Podo-
carpus-Arten folgen, die in Gesellschaft von Ternstroemiaceen den
oberen Waldgürtel bilden, und dass in der höchsten Reg ion E n ce en
und holzige Gnaphalien [Gn. javanicum) vorherrschen, von welchen
letzteren der L a v ab o d en der Vulkane (bei 9000 Fuss) bedeckt wird.
Wenn Sumatra viele endemische Pflanzen vor Ja v a voraus hat, wenn
die Gruppirung der Waldbäume abweicht, wenn hier die R asam a la -
Wälder fehlen, d agegen Coniferen mit Nadelblättern auftreten [Pinus,
Dacrydium), und die E ich en eine Verbindung mit Kampherbäumen
(.Dryobalanops) eingehen, so sind dies Erscheinungen, wie sie der
schöpferische Reichthum der tropischen Natur nicht anders erwarten
lässt, wenn auch die Ursache der Verschiedenheiten ve rborgen bleibt.
Allein anders verhält es sich mit der veränderten L a g e der W a ld regionen
und der Höhengrenzen ihrer typischen Bestandtheile, wofür
es ohne Zweifel eine klimatische Bedingung geben muss. D ie Eichen,
welche in Ja v a erst bei 4500 F u s s häufig werden, steigen in Sumatra
fast zur Meeresküste h e rab , Coniferen wachsen dort abwärts bis
5000, hier bis .3000 Fu s s . Erice en [Agapetes) finden sich in Sumatra
schon am Ufer des Meers und bewohnen in Ja v a nur die Gebirge in
beträchtlichen Höhen. E s ist demnach eine allgemeine Thatsache,
dass gleiche Pflanzenformen und wahrscheinlich zum T h e il auch dieselben
Arten auf Sumatra in einem v ie l tieferen Niveau Vorkommen
als in Ja v a , und dass dies gerade diejenigen Gewächse sin d , auf
denen der T y p u s der R eg ion en beruht. Junghuhn**) meint, es liege
die Wolkenregion Sumatras tiefer, allein hierbei wäre zu erklären,
weshalb dies der F a ll sei und wie die F euch tigke it auf die Verschie
bung der R eg ionen von Ein fluss ist. Die in vertikaler R ichtung
stufenweise eintretende Veränderung der Pflanzenformen kann nur
als eine Wirkung der in demselben Sinne allmälig veränderten Warme