mit Ausnahme der hier fehlenden Bambusen, die meisten Vegetationsformen
dieselben sind wie in tropischen Gebirgen. Farnbäume
(Cyathea, Dicksonia squarrosa), bis zu 40 Fuss sich erhebend, wachsen
verborgen unter der einförmigen Laubmasse der dikotyledoni-
schen Stämme; die Palmen sind durch eine einzige Art von geringer
Grösse vertreten (.Areca sapida); auch bei den Liliaceenbäumen [Cor-
dyline) verkürzt sich der Stamm, bis er ausserhalb des Waldes in der
mächtigen Laubrosette von Schilfblättern bei dem neuseeländischen
Flachs (.Phormium) ganz verschwindet. Unter den Waldlianen sind
auf der Nordinsel die Pandaneengattung der tropischen Archipele
(.Freycinetia) und eine Smilacee (.Ripogonum) die häufigsten. Die
Epiphyten auf den Baumstämmen sind grösstentheils Farne, die
atmosphärischen Orchideen zählen nur wenige Arten. So mannigfach
endlich die Laubhölzer selbst im Walde gemischt sind, so ähnlich
erscheinen sie doch in ihrer Belaubung, meist entsprechen sie
den Oliven- und Lorbeerformen, auch die Coniferen tragen zum
Theil flache Blätter (.Dammara, Phyllocladus). Die Gesträuche haben
ebenfalls wenig individuelle Eigenthümlichkeit, sie reihen sich im
Allgemeinen an die Myrten- und Oleanderformen. Selbst den Blumen
fehlt es am Reiz der Gestaltung: häufig sind die Blüthen unansehnlich
und grün, in einem grossen Theil der Gattungen unvollständig
und oft eingeschlechtlichÖ3). Den düsteren Waldungen ist das Thierleben
beinahe fremd, keiner farbigen Organe bedarf es, die Insekten
anzulocken, wenn die Befruchtung dem Winde überlassen ist.
Nur die Wälder Neuseelands, in denen durch das Unterholz,
die Farne und Lianen ein unzugängliches Dickicht gebildet wird,
tragen das Gepräge eines dem der Tropen verwandten Klimas.
Durch ansehnliche Bauhölzer bevorzugt, übertreffen sie in einzelnen
Fällen den Tropenwald an Höhe des Baumwuchses. Von der Kaurifichte
(.Dammara australis), die, auf den nördlichen Theil der Nordinsel
beschränkt (340 bis 37 0 S. B.), daselbst in abgesonderten Beständen
vorkommt, wurden kolossale Stämme, Holzsäulen, die
unterhalb der ersten Aeste zuweilen bis hundert Fuss emporragen,
einer von 14 Fuss Durchmesser64), beobachtet. Die eigentlichen
Nadelhölzer wachsen gewöhnlich in zerstreuten Gruppen und treten
daher in der Physiognomie der Laubwälder zurück: unter ihnen
erreicht eine Art der Cypressenform (Podocarpus dacrydioides) häufig
eine Grösse von 150 Fuss, und eben so hoch wird in der Reihe der
Laubhölzer eine Monimiee (Atherosperma Novae-Zeelandiae'), welche
an ihrem Fuss gewaltige Holztafeln, wie ein tropischer Baum, aussendet.
Auch eine der beiden einzigen Proteaceen Neuseelands
(.Knightia excelsa) ist ein hoher Baum, der in seinem Wüchse der
lombardischen Pappel gleichen soll. Man hat über hundert grössere
(über 20 Fuss hohe) Holzgewächse kennen gelernt, darunter mehr
als 40 Nutzhölzer, aber nur einige wenige, namentlich eine Saxi-
fragee ( Weinmannia racemosa), treten in grossem, selbständigen
Forstbeständen auf: die meisten Bäume verbinden sich zu gemischten
Wäldern, in welchen die Myrtaceen (z. B. Metrosideros), Laurineen
und Coniferen eine Mehrzahl von Arten enthalten.
In geselligem Wachsthum sind die einförmigeren, bräunlich oder
matt gefärbten Gesträuche und die Farne verbunden, welche die
offenen Berggehänge und dürreren Flächen bekleiden. Hier herrschen
die mannshohen Manuka-Gebüsche (.Leptospernmm) und eine Rham-
neengattung (Pomaderris), oder in gleicher Grösse das undurchdringliche
Farnkraut- [Pteris esculenta), welches man nur als eine klimatische
Varietät des ubiquitären Adlerfarns zu betrachten pflegt, das
aber wegen seines Gehalts an Nahrungsstoffen hier werthvoll, in
seiner europäischen Form hingegen nutzlos ist. Dies sind auch die
Standorte der Veronika-Sträucher, einer der wenigen Gattungen,
von der die neuseeländische Flora eine grosse Reihe von Arten zählt.
Ueberall schwach vertreten sind die Gräser und Leguminosen, auch
fehlen die einjährigen Kräuter. Nur die vulkanischen Gerolle der
Nordinsel65) erzeugen ein mageres Weideland, wo dürftiges Gras mit
stechenden Blättern von einem Dornstrauch (der Rhamnee Discaria)
und ebenfalls dornigen Stauden (der Umbelliferengattung Aciphylla)
begleitet wird.
Die Gebirge Neuseelands, auf denen auf der Südinsel die Gletscher
bis in die Waldregion hinabreichen66), sind wegen der Aehn-
lichkeit des Klimas und ihrer geographischen Lage mit den südlichsten
Anden zu vergleichen. Auch hier finden wir, dass die Baumgrenze
gegen die Schneelinie ziemlich hoch hinaufrückt, doch mit
dem Unterschiede, dass die letztere bei Weitem nicht so tief liegt
wie unter gleicher Breite in Valdivia, und dass der geschlossene
Wald der alpinen Region freien Raum übrig lässt, wobei aber doch
einzelne Baumgruppen noch im Bereiche derselben übrig bleiben.
Immergrüne, den antarktischen verwandte Buchen (.Fagus fusca und
Menziesii), die auch hier die eigentliche Waldregion im Gebirge
bilden, hören schon bei 4200 Fuss auf65), aber eine andere, ebenfalls