wiederkehren (in Melbourne durchschnittlich 14 Tage lang), so verschwindet
der letzte Ueberrest der Feuchtigkeit aus dem Boden:
denn an solchen Tagen sinkt der Dampfgehalt der Luft auf 30 bis
40, während einiger Stunden sogar auf 13 bis 15 Procent4). So
erscheinen auch die Küsten Australiens nur als der schmale Rand
eines regenlosen Passatklimas, wo zwar durch die stete Wechselwirkung
zwischen feuchter Seeluft und trockener Wüstenatmosphäre
ergiebige Niederschläge stattfinden, aber wegen der Stärke der Verdunstung
die Circulation des Wassers durch die Pflanzen gehindert
ist. Nur die Ostküste, soweit die Seewinde an Bergterrassen hinaufwehen,
steht unter günstigeren klimatischen Verhältnissen, und
hier finden sich daher auch die feuchtesten und am reichsten bewaldeten
Regionen des Kontinents1). Uebrigens lehren alle Darstellungen
des australischen Naturcharakters, dass die dortigen Regenzeiten
auch viel unregelmässiger und unsicherer innerhalb ihrer
Periode als anderswo verlaufen, und dass in der Gesammtwirkung
der Niederschläge gewaltige Gewitterschauer einbegriffen sind, die
durch Stunden des Ueberflusses Monate der Dürre niemals ersetzen
können. Dies gilt ebenso wohl von dem tropischen Norden, dessen
Regenzeit mit der auf den indischen Monsunküsten an Bedeutung
sich gar nicht vergleichen lässt, wie von allen Kolonieen jenseits des
Wendekreises, wo auch in der feuchten Jahrszeit, im Winter, die
dem Sirocco gleich aus dem Inneren wehenden Wüstenwinde den
Boden ausdörren, wo am Murrayflusse (340—36° S. B.) die Regenzeit
zuweilen ganz ausbleibt und ganze Jahre ohne Niederschläge
hingehen können. Man macht sich daher vielleicht eine richtigere
Vorstellung von dem australischen Klima, wenn man annimmt,
dasselbe stehe überall unter dem Einflüsse eines trockenen Passatwindes,
gleichwie in den Wendekreiszonen Afrikas, die Störungen
der regelmässigen Luftströmung seien zwar häufiger als dort und an
die Solstitialbewegung gebunden, aber ihr verschiedenartiger Ursprung
und ihr unregelmässiger Verlauf wenig geeignet, den Boden
dauernd durch Niederschläge feucht- zu erhalten und die Quellen mit
gleichmässigen Zuflüssen zu speisen. Denn wie die Gewitter oft
eine eingeschränkte örtliche Verbreitung zeigen, so fallen auch die
übrigen Niederschläge Australiens nicht mit jener Stetigkeit und in
jener gesetzmässigen Wiederkehr, welche aus den allgemeinen Bewegungen
der Atmosphäre in andern Erdtheilen hervorgeht.
Vegetationsformen. Wie sehr die Vegetation dem Klima
Australiens angepasst ist, lässt sich sogleich an der Lauborganisation
der beiden herrschenden Pflanzenformen erkennen. Die beiden
Formen der Eukalypten (gum-tree) und der Proteaceen bekleiden
den grössten Theil der bekannten Oberfläche des Kontinents, indem
die erstere unter den Bäumen des Kontinents hervorragt, die letztere
besonders für die Gesträuchdickichte oder den Scrub als Typus von
dessen übrigens so mannigfaltigen Bildungen bezeichnend ist. Holzgewächse
höheren oder niedrigeren Wuchses bedecken aber die
Küstenlandschaften bis tief in das Innere: wo sie aufhören, beginnt
bald die wüste Einöde des regenlosen Klimas. In beiden Fällen
nun, sowohl in den lichten Waldungen, wie in dem dicht verwachsenen
Scrub, ist das Laub von einer Starrheit und Saftlosigkeit,
dass, wäre es nicht meist zu einer flachen Gestalt erweitert, die Nadeln
der Tanne damit verglichen werden könnten. Aber auch nicht
das lebhafte oder dunkle Grün der Nadelhölzer ist hier zu bemerken,
sondern ein blasser, ins Graue oder Bläuliche stechender, glanzloser
Farbenton ist so vielen Gewächsen gemeinsam, dass ein Jeder in den
Treibhäusern australischer Holzgewächse diesen Eindruck stockenden
Saftumtriebs empfangen wird. Denn wir sind gewohnt, mit dem
freudigen Frühlingsgrün unserer Wiesen und Wälder die Vorstellung
von reger Lebensenergie zu verbinden, und haben ein Recht dazu,
weil mit der Steigerung des chemischen Processes in den Blättern
auch die Anzahl der durchscheinenden grünen Saftkügelchen sich
mehrt. Aber nicht bloss ärmer an Laubgrün zeigen sich die australischen
Eukalypten und Proteaceen, sondern dasselbe ruht auch
verborgener im Innern des Laubes, weil eine dichte, starre, farblose
Oberhaut dieses von beiden Seiten umhüllt und den P arbstoff aus
den tiefer liegenden Zellensäften wenig hervorschimmern lässt. Diese
schützende Epidermis, welche den Blättern ihre starre Festigkeit
giebt, dient dazu, die Verdunstung des Safts zu beschranken, wie
bei den Succulenten, ohne aber hier mit deren strotzender Saftfulle
verbunden zu sein. So geschützt gegen den Wechsel der Jahrszeiten,
bestehen die Blätter lange Zeit fort und sind nirgends einer
periodischen Zerstörung und Erneuerung unterworfen. Die ganze
Organisation, die Trockenheit des Gewebes, der zurückgehaltene
Saftumtrieb, die spärliche Ansammlung bildungsfähiger Stoffe, alles
dies deutet eine Langsamkeit in der .vegetativen Entwickelung an,
die dem ungewissen Zuflusse an Feuchtigkeit entspricht, den che
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