atmosphärischen Formen, eine Blumenpracht von Epidendreen und
Vandeen neben den kleineren und zierlichen Malaxideen in den
Eichenwäldern unerschöpflich sich darbietet. Unter den Lianen
Mexikos sind wegen ihrer merkantilischen Bedeutung die Smilacee,
welche die Sassaparilla liefert (Smilax officinalis), und die Vanille
(Vanilla aromatica) hervorzuheben: die letztere ist die einzige Gattung
von Schlingpflanzen unter den Orchideen, die in den feuchtwarmen
Urwäldern, namentlich in Oaxaca einheimisch ist.
Vegetationsformationen und Regionen. Die feuchten Wälder
eines heissen Klimas, in denen die Vegetation niemals gleichzeitig
und vollständig unterbrochen ist, und die periodisch ausgetrockneten
Savanen mit ihrem Winterschlaf in der regenlosen Jahrszeit
sind die Hauptformationen des tropischen Amerikas und in den
meisten Floren von übereinstimmendem Charakter: die ersteren
gleichen denen des indischen Archipels, die letzteren erinnern an die
Physiognomie Sudans. In den Schilderungen der reich bewässerten
Tropenwälder von Tabasco und vom südlichen Theil der Provinz
Vera Cruz findet man keine bemerkenswerthe Verschiedenheit von
denen aus Guiana und Brasilien. So sehr auch die Bestandtheile in
systematischer Beziehung abweichen mögen, so ist doch die Verbindung
der Vegetationsformen die nämliche. Aber da sie dem
Raume nach, den sie einnehmen, in Mexiko noch mehr als in den
südlichen Anden zurücktreten, die durch tiefere Einschnitte häufiger
gegliedert sind, so gewinnt hier die Unterscheidung der Regionen
eine wreit grössere Bedeutung und wird daher passend mit der der
Formationen zusammengefasst. Die Hauptzüge dieser Abstufungen
des mexikanischen Florengebiets wurden jedoch in der klimatischen
Uebersicht bereits erwähnt, und es bleiben uns zunächst nur noch
die oberen Regionen der hohen vulkanischen Kegelberge f zu erörtern
übrig, die aus der Massenerhebung der Anden am Golf sowohl
als im inneren Hochlande zerstreut oder über bestimmten Spaltungslinien
geordnet hervortreten.
M e x ik a n is c h e A n d en (210—17 0 N. B.).
{Tropische Region. 0 '—6000'5).
Heisse Region mit überwiegend tropischen Familien, bis 3000'.
Region des immergrünen, mit tropischen Formen gemischten Eichenwalds.
3000—6000'.
Gemässigte Region. 6ooo'—12300' [Baumgrenze] *).
Region des selbständigen Eichenwalds, bis 7800'5).
der Coniferen. 7800'—1230 0'(bis 110 0 0 'am Pik von Orizaba).
Alpine Region. 12300' (11000') — 13900' [Schneegrenze 33) 15000' am
Pik von Orizaba]6).
Golfzone
und <
Hochland.
V u lk an e über der H o ch eb en e von Guatemala (i41/2° N. B.).
Hochebene. 5000'.
Waldregion. 7000' 27) — 10400'.
Region der Coniferen. 8800'—10400' zo).
V u lk a n I r a su in C o s ta r ic a [io° N. B.] 34).
Hochebene von. Carthago. 5000'.
Eichenregion. 7000'—10000'.
Alpine Region. 10000' —11000' (Gipfel).
Ewigen Schnee tragen nur wenige Hochgipfel der mexikanischen
Anden, die sämmtlich in der Nähe des 19. Parallelkreises gelegen
sind. Die Schneelinie ist in tropischen Gebirgen nicht so sehr von
der geographischen Breite als von dem Relief der Gebirgsmassen
und ihrer Feuchtigkeit abhängig. Ungeachtet des Plateaueinflusses
ist sie in Mexiko etwas deprimirt, weil die Nebelbildungen aus dem
Passat bis zu den grössten Höhen hinaufreichen: aber am Pik von
Orizaba, der frei und schlank aus der Kordillere sich erhebt, scheint
dies nicht der Fall zu sein. In dieser geographischen Breite sind
indessen die Temperaturunterschiede der Jahrszeiten schon in höherem
Grade als in äquatorialen Gebirgen bemerkbar. Humboldt1)
fand, dass die Schneegrenze, wenn sie sich im Januar am tiefsten
herabsenkt, 2500 Fuss tiefer liegt (11400 Fuss) als im September.
Die Verkürzung der Vegetationsperiode durche periodische Schneefälle
ist jedoch nicht so bedeutend, um die Holzgewächse in ihrer
vertikalen Verbreitung erheblich zu beschränken. Unter den am höchsten
ansteigenden Phanerogamen des Piks von Orizaba (14600 Fuss)
wurden noch Sträucher angetroffen \Senecio6), Ribes\4), und einzelne,
jedoch zum Theil verkrüppelte Nadelholzbäume [P. Montezumae)
sah Liebmann weit oberhalb der Grenze des geschlossenen YV aldes
im Bereich der alpinen Region (bis 14000 Fuss), eine Erscheinung,
die mit dem Vorkommen von Bäumen im höchsten Niveau Abessiniens
zu vergleichen ist. Man kann daher wohl nicht annehmen,
dass, wo der Waldgürtel aufhört, bereits der klimatische Grenzwerth
des Baumlebens erreicht sei. Wenn der ungünstige vulkanische
Geröllboden dasselbe nicht beschränkte, möchte der Wald sich wohl