vereinzelter Höhenzüge und Flusslinien entstehen Oasen, und unmittelbar
an wasserlose Sandwüsten grenzen zuweilen, wo die Trappgesteine
anstehen, prächtige Weidegründe1).
Die Dauer der Regenzeiten ist in Australien nicht beträchtlich,
selbst im tropischen Gebiete erstreckt sie sich oft kaum auf drei
Monate2), aber nach der Menge des Niederschlags an den Küsten
sollte man selbst jenseits des Wendekreises eine üppigere Vegetation
erwarten. Berghaus3) hat aus sechs meteorologischen Stationen
(zwischen 33 0 und 43 0 S. B.) ein muthmaassliches Mittel des Regenfalls
von 25 Zoll abgeleitet, was den der Kapstadt (23 Zoll) noch
um ein Weniges übertrifft. Ueberhaupt wiederholt sich in Australien
in vielen Beziehungen das Klima des südlichen Afrikas, und
doch müssen bedeutungsvolle Unterschiede, wenn auch feinerer Art,
unter der allgemeinen Gesetzlichkeit verborgen liegen, um den abweichenden
Vegetationscharakter, j a um gewisse Eigenthiimlichkeiten
der unorganischen Natur zu erklären. Dass bedeutendere Flüsse an
allen Küsten so selten sind, möchte von der plastischen Gestalt des
Kontinents abhängen : aber dass sie allgemein in langen Zeiträumen
versiegen und nur an den tieferen Punkten des Thalwegs allmälig
schwindende Wasserspiegel zurücklassen, dass sie so jenes eigen-
thümliche Naturbild von kettenförmig zusammenhängenden, durch
trockene Räume getrennten Feuchtigkeitsbehältern gestalten, welches
die Sprache der Kolonisten mit dem Namen »Creek« belegt hat, ist
eine durch ganz Australien wiederkehrende und in anderen Ländern
seltene Eigenthümlichkeit, die auf besondere und gemeinsame Bedingungen
der Quellenernährung hinweist. Die Unregelmässigkeit des
Zuflusses, die sich hierin erkennen lässt, ist auch die wichtigste Ursache,
weshalb der Ackerbau in Australien sich nicht entwickeln kann.
Nur in Tasmanien hat derselbe einigen Erfolg gehabt, sowie neuerlich
in Queensland, an der tropischen Nordostküste, wo der Passat, vom
Meere kommend, bewaldeten Gebirgen entlang weht. In allen übrigen
australischen Kolonien ist der Ertrag der Bodenkultur ungewiss,
ihre Entwickelung und Bliithe beruht in erster Linie auf der Viehzucht,
und Neuseeland ist die Kornkammer für ein Land geworden,
das, freilich unter Mitwirkung seiner Mineralschätze, doch zunächst
durch seine einheimische Vegetation so mächtig aufblüht. Denn
diese letztere, welche den Heerden auf unermesslichen Räumen die
reichlichste Nahrung giebt und ihre Züchter nicht, wie in den Steppen
Asiens, zum Nomadenleben nöthigt, sondern das ganze Jahr hindurch
dienstbar bleibt, ist klimatischen Eigenheiten angepasst, welche die
Kulturgewächse des Ackerbauers nicht ertragen. Aber noch viel
auffallender scheint es, wenn wir die Verschiedenheiten des tropischen
und gemässigten Australiens, die Abstufung der Wärme, den
entgegengesetzten Verlauf der Jahrszeiten vergleichen, dass diese
Vegetation mit übereinstimmendem Charakter den ganzen Kontinent
bis zum äussersten Norden überkleidet, während sie von den gegenüberliegenden
Küsten und von den meisten Südseeinseln ausgeschlossen
ist.
Allgemein werden diese Erscheinungen auf die Trockenheit des
australischen Klimas bezogen, allein wir haben bereits gesehen, dass
die Menge des Niederschlags für den europäischen Ackerbau reichlich
genügen würde: haben wir doch in Süddeutschland 25 Zoll
Regen, gerade wie in Sydney, und in der baltischen Ebene noch
weniger. Für das Pflanzenleben aber ist nicht das Maass der Feuchtigkeit
das Bestimmende, sondern deren stetiger Zufluss. Das Wasser
ist ein Nahrungsmittel wie jedes andere und muss während der Entwickelungsperiode
von Tag zu Tag dem Bedürfniss entsprechend in
der Erdkrume den Wurzeln zur Verfügung stehen, es sei denn, dass
eine eigenthümliche Organisation des Gewebes auch andere Formen
des Zuflusses gestattet. Der Regenmesser sammelt, was die Wolken
den Pflanzen zuführen, aber wann und in welchem Verhältniss sie
es empfangen, ist für sie weit bedeutungsvoller und lässt sich schwierig
aus meteorologischen Messungen ableiten.
Die von Neumayer über das Klima der Kolonie Victoria herausgegebenen
Beobachtungen4) zeigen, dass auch an der Südküste
der Dampfgehalt der Luft nur gering ist, und dass daher die Niederschläge,
welche zu Melbourne in allen vier Jahrszeiten fallen, durch
ihre rasche Verdunstung dem Boden bald wieder verloren gehen.
Wir finden hier die bemerkenswerthe Angabe, dass in den J. 1859
und 1860 die jährliche Verdunstung nahezu doppelt so gross war
als die Menge des gefallenen Regens und während des Sommers sogar
das Dreifache dieses Werths betrug. Es ist selbstverständlich,
dass solche Verhältnisse entweder durch örtliche Ungleichheiten oder
durch Thaubildung ausgeglichen werden müssen, allein sie geben
eine deutliche Vorstellung, wie wenig Zeit hier die Vegetation hat,
von den reichlichen Niederschlägen Gewinn zu ziehen, welche so
bald wieder verdunsten und in die Atmosphäre zurückkehren. Treten
nun gar die heissen Winde aus dem Innern ein, die alljährlich
Gr i s eba c h , Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. 13