westlichen Armenien und Anatolien verglichen, liegen diese Hochgipfel
tiefer im Inneren des Landes und sind daher dem Einflüsse
des Meers in höherem Grade entzogen, dessen Nähe die Schneelinie
der politischen Ketten herabdrückt. Ganz abweichend verhalten sich
die Baumgrenzen Armeniens , wo die Wälder so selten sind. Während
die Schneelinie des Ararat so bedeutend elevirt ist, sehen wir
die Bäume daselbst fast in demselben Niveau aufhören wie am östlichen
Kaukasus, und doch höher ansteigen als am Pontus. Denn
durch die Trockenheit der Atmosphäre ist der Baumwuchs eingeschränkt
und kann den Wärmeeinflüssen, welche die Schneelinie
nach aufwärts drängen, nicht in gleichem Grade Folge leisten, findet
aber doch vermöge der beträchtlicheren Anschwellung des Bodens
günstigere Bedingungen als am Pontus und in Anatolien, nicht um
zu Waldregionen sich auszubreiten, sondern nur um an geeigneten
Standorten ein höheres Niveau zu erreichen. Reicher bewaldet sind
nur die dem kaspischen Meere freier gegenüberliegenden Abhänge,
die Thäler der Provinz Karabag'h, wo die das Kurthal aufwärts
wehenden Luftströmungen das Randgebirge häufig in Nebel und
Regenwolken einhüllen. An der Binnenseite fehlen die Wälder gewöhnlich
ganz und werden durch Eichengebüsche ersetzt; oft hören
die vereinzelten Gehölze schon in einem tieferen Niveau auf (7000
Fuss). Aber auch die alpine Region, die unter diesen Verhältnissen
auf dem armenischen Randgebirge einen so viel grösseren Umfang
hat als am Kaukasus, erzeugt nur selten reine Alpenmatten, die
Vegetation der Hochsteppe überwiegt, und selbst auf dem Alages,
wo diese Matten am reichsten entwickelt sind, folgt am Südwestab-
hange über der Region der Eichengebüsche und dem Wachholder-
Krummholz eine Bekleidung des Bodens mit Traganthsträuchern.
Aehnlich, aber in noch höherem Maasse dem Steppen bildenden
Plateauklima unterworfen , verhalten sich die Gebirge Persiens. Die
nördliche Kette des Elborus besitzt nur am kaspischen Abhange die
dichten Laubwaldregionen von Masenderan und Gilan; ausser vereinzeltem
Taxus fehlen demselben die Nadelhölzer. Auf der Höhe
der Pässe fand Bunge den Uebergang zur persischen Flora durch die
Abdachung- genau bestimmt, welche das feuchte, kaspische Klima
von dem Einflüsse des trockenen Plateaus abscheidet. An der Südseite
herrschen Dornsträucher und Steppenpflanzen, in der oberen
Region mischen sie sich mit alpinen Stauden : von Bäumen findet sich
nur der Wachholder (bis 500 Fuss unter dem nicht gemessenen Pass).
Uebrigens sind in Khorasan, zwischen Nischapur und Mesched , nur
Pappeln, Weiden und Platanen in den Flussthälern angetroffen. Auf
dem Zagros II8), dem westlichen Randgebirge gegen Kurdistan und
Mesopotamien, ist der Eichenwald auf die unteren Abhange über
dem Plateau von Schiras eingeschränkt (bis 6000 Fuss) : dann folgen
Gesträuche, und in der alpinen Region sind die Vegetationsformen
der Steppe noch sehr bemerklich. Denn auch hier steigen die Tra-
o-anthsträucher hoch hinauf (bis 9300 Fuss) und beschranken den
Raum, der auf dem dürren, felsigen Boden den alpinen Stauden nur
karg zugemessen ist.
Noch viel öder sind die Gebirge von Khorasan und der westliche
Hindukusch am Nordrande Afghanistans -°). Hier sind beide
Abhänge vollkommen baumlos, über beide verbreitet sich die Hochsteppe
, aber noch unfruchtbarer ist die dem Tieflande Turkestans
zueewendete Nordseite, wo die Halophyten zunehmen. Ueppig grünende
, von dichtem Gebüsch bewachsene Stellen sind nur an den
Flussufern zu finden. Bis zur Höhe der Pässe des Hindukusch
(12000 Fuss) reicht die Vegetation von dornigem Gestrüpp \Acan-
tholimon) und von Artemisien: doch gedeihen in feuchten Schluchten
und nur hier allein auch alpine Stauden (z. B. Gentianeen, Pedi-
culctvts) •
Zu dem schon oben geschilderten Vegetationscharakter des inneren,
waldlosen Himalaja sind die Beobachtungen Lehmanns121^
an dem zum System des Bolor gehörigen Fontau bei Samarkand (40
N. B.) hinzuzufügen, wo aber das Niveau der Regionen noch nie t
gemessen wurde. Der Bolor begreift die hohen Gebirge, welche den
Künlün und Hindukusch mit dem Thianschan verbinden; der hontau
ist ein am Särafschän auslaufender , alpiner Nebenzweig. Die untere
Region ist auch hier waldlos, die dürren Hügel sind mit Steppen
sträuchernbewachsen. Weiter thalaufwärts nehmen lichte, anmuthige
Laubgehölze von niedrigem Wuchs die sanften Gehänge ein [Ptstaaa,
Betula, Crataegus, u. a.). Neben diesen mannigfach wechselnden
Baumformen bekleidet der im Allgemeinen überwiegende Wae
holderwald den Fontau {Juniperus foetidissima, s. o.). Aber auch
dieses Nadelholz ist keineswegs hochwüchsig; mächtig sind zwar die
Stämme an Dicke, aber ihre Höhe scheint nicht viel über 18 huss
zu messen. Von Steppenpflanzen stets begleitet, besteht das Unterholz
aus Stäuchern der Rhamnus- und Spartiumform (z. B. Lonicera,
Ephedra). Durch einige Arten ist eine Verwandtschaft mit der per