Gebirgen Südeuropas die Wälder in ein tieferes Niveau herabdrückt,
in Japan auch in den oberen Regionen nicht besteht oder durch stärkere
Schneemassen ausgeglichen wird, wie sie die Monsunwinde bei
etwas geringerer Wintertemperatur daselbst anhäufen. Die Bodeneinflüsse
sind auf beiden Bergen gleichartig, die unzersetzten Laven
und Eruptivblöcke, welche sie bedecken, beschränken den alpinen
Pflanzenwuchs und lassen in der Nähe des Gipfelkraters keine Vegetation
auf kommen.
Am lycischen Taurus und auf dem Fusiyama ist die Höhe der
Baumgrenze übereinstimmend, aber in Folge ganz verschiedener Einwirkungen
, dort durch den Einfluss einer umfangreichen Massenerhebung
gesteigert, hier, auf einem isolirten Bergkegel, durch die
Feuchtigkeit des Bodens. Würde der Schnee nicht durch die Som-
merwärme entfernt oder zu langsam beseitigt, so müsste die Baumgrenze
sinken. Dies aber wird am P'usiyama durch den japanischen
Meeresstrom verhindert, der die Temperatur an diesen Küsten so
bedeutend erhöht. Wiewohl das Gegentheil behauptet worden ist
und der Gipfel den grössten Theil des Jahres hindurch weiss in die
Ferne leuchtet, erreicht dieser Berg, wie aus Alcock’s Darstellung37)
hervorgeht, ebenso wenig die Linie des ewigen Schnees wie der
Aetna. An der Westküste von Nipon hingegen, die dem erwärmenden
Einflüsse jenes Meeresstroms) entzogen ist, soll der Siroyama
bei einer Höhe von kaum 8000 Fuss ewigen Schnee tragen. Ein
so grosser Unterschied der Firnlinie an der Ost- und Westküste derselben
Insel, der, wenn diese Nachrichten sich bestätigen, wenigstens
5000 Fuss betragen würde, möchte beispiellos dastehen und wird
auch in den Pflanzengrenzen seinen Ausdruck finden.
Vegetationscentren, Man kann den japanischen Archipel
seiner Lage nach mit Grossbritannien vergleichen. Während aber
zwischen den britischen Inseln und Europa ein vollständiger Austausch
der Vegetation stattgefunden hat, so lässt sich die Verbindung
Chinas mit Japan, so entschieden auch hier die übereinstimmenden
Züge hervortreten, doch nicht in gleichem Umfange nachweisen:
freilich ist auch die chinesische Flora weit weniger bekannt als die
japanische. Die Untersuchungen über den Endemismus im östlichen
Asien müssen sich daher vorzüglich auf Japan stützen. Zuccarini?)
zählte 44 endemische Gattungen in Japan auf, die grösstentheils
monotypisch sind, aber jetzt sind nur noch 18 davon übrig, indem
die anderen entweder auch auf dem Kontinent gefunden wurden oder
sich nicht als selbständig bewährten. Indessen ist durch spätere Entdeckungen
die Zahl der nur in Japan beobachteten und anerkannt
eigenthümlichen Gattungen seitdem wieder auf 35 gewachsen3?).
Dennoch spricht Miquel bereits die Vermuthung aus, dass, nachdem
so viele japanische Pflanzen in China oder im Himalaja aufgefunden
wären, auch bei den noch übrigen endemischen Gattungen Japans
dasselbe zu erwarten sei. So unthunlich nach solchen Erfahrungen
allerdings eine Absonderung der japanischen von der chinesischen
Flora erscheinen muss, so halte ich es doch für wahrscheinlich, dass
Japan auch seine besonderen Centren besitzt, die sich von denen
des Kontinents getrennt erhielten.
Schon Zuccarini legte bei seinen Erörterungen über den Charakter
der japanischen Flora ein besonderes Gewicht auf die Mannigfaltigkeit
der Gattungen und die auch durch die grosse Anzahl der
Monotypen angedeutete, verhältnissmässige Armuth der Gattungen
an Arten. Unter mehr als 900 Gattungen von Gefässpflanzen, die
in Miquel’s Werk über Japan13) unterschieden werden, zähle ich nur
16, welche ein Dutzend oder mehr Arten enthalten40). Auch unter
den nicht endemischen Gewächsen Japans finden sich manche Monotypen,
und noch häufiger begegnen uns Gattungen, welche hier nur
durch eine einzelne Art , in anderen Floren durch eine Mehrzahl
vertreten sind. Das durchschnittliche Verhältniss der Arten zu den
Gattungen beträgt in Miquefs Flora etwa 2,5: 1 4I) und würde noch
kleiner ausfallen, wenn diejenigen ausgeschlossen würden, deren
Selbständigkeit zweifelhaft ist. Im nördlichen Deutschland4I) , auf
einem Gebiete von ähnlichem Umfang, finde ich das höhere Verhältniss
von 3, 2 : 1 . Den Schlüssel zu dieser Erscheinung in Japan bietet
das vonHooker ermittelte Gesetz4Z), dass der Umfang der Gattungen
einer Flora um so grösser ist, je mehr die endemischen Arten die
eingewanderten an Zahl übertreffen, ein Verhältniss, welches freilich
durch die Monotypen in umgekehrtem Sinne abgeändert wird. Nun
wächst im Innern des alten Kontinents, dem Heerde einiger der
artenreichsten Gattungen, dieses Verhältniss in weit stärkerem Maasse
als nach den Küsten hin : nach de Candolle43) steigt es im russischen
Reiche auf 6,9: 1. Es ist also anzunehmen, dass Japan an eingewanderten
Pflanzen reicher ist als an solchen, die hier entstanden
sind, und ebenso Europa. In einem solchen Falle müssen die in
Japan so zahlreichen Monotypen auf das Verhältniss der Arten zu den
Gattungen in gleichem Sinne einwirken. Die Vorstellung von einer