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 in  entgegengesetzte  Jahrszeiten  fallen,  ist  eine  F o lg e   des  im  
 Sommer  herrschenden  Seewinds,  der  in  der  Küstenebene  noch  stärker  
 erhitzt  wird  und  erst  am  Geb irg e   seine  Feuchtigke it  abgiebt,  
 während  im  Winter  die  Luftströmungen  vom  Fe stlan d e   ausgehen  
 und  gelegentlich,  aber wenig  regelmässig  die  kalte L u ft der Gebirgs-  
 höhen  herabsinkt  und  zu  den  doch  nur  seltenen  Niederschlägen  des  
 L ito ra ls  den  Anla ss  bieten  mag.  Da s  tropische  A rab ien   ist  ein  
 kleines  Monsungebiet  für  s ic h ,  wo  die  S e e -   und  Landwinde  nach  
 den  Jahrszeiten  wechseln,  wie  in  Ostindien,  aber  in  verschiedenen,  
 durch  die  Küstenlinien  bestimmten  Richtungen  wehen.  In  dem  
 nordwestlichen  Theile  des  indischen  Oceans,  der  die  Küste  von  
 Hadramaut  b e spü lt,  wird  der  Sommermonsun  zu  einem  Südostw 
 in d e 60),  und  zu  derselben  Z e it  wird  Yemen,  also  die  Westküste  
 der  Halbinsel,  im  südlichen  T h e ile   des  rothen  Meers  durch  einen  
 Nordwestwind  getroffen,  und  dieser  ist  es,  der  die  tropischen  Regen  
 im  G eb irge   hervorbringt.  Die  Insel  So co to ra   ( 12 0 N.  B .) ,  wiewohl  
 nicht weit  entfernt  von  der  arabischen  Südküste,  liegt  schon  im  Bereich  
 der  indischen Monsune,  des  Südwest  im  Sommer,  des Nordost  
 im W in te i.  A b e i  so  verschiedenartig  hier  am  A u sg an g e   des  rothen  
 Meers  die  abessinischen  Passatwinde  und  die  arabischen  und  indischen  
 Monsune  sich  berühren,  so  hängt  doch,  wie  in  Sudan,  die  
 Vegetation  nicht  von  dem  Z e itp u n k t,  sondern  von  der  Dauer  und  
 Intensität  der  Niederschläge  ab.  Im  Gegensatz  zu  der  heissen  
 S an d -  und  Fe lsküste   A rabiens  ist  S o c o to r a 6l)  eine  grüne  Insel  mit  
 bewaldetem  G ebirge .  Die  nördlichen  Gehänge  tragen  einen  reichen  
 Humusboden,  ü pp ig e   Veg e ta tion  mit  reichlichem  Graswuchs.  Und  
 doch  fällt  auch  hier,  wie  in  der  T eh am a ,  die  Entwickelung'speriode  
 der  Pflanzen  in  den Winter,  weil  die  R eg en ze it  der Nordküste  von  
 dem  winterlichen  Monsun  veranlasst  wird.  S o   ist  diese  Insel  als  
 ein  neues  Verbindungsglied  zwischen  der F lo ra   des  östlichen  Sudans  
 und  des  tropischen  A rabiens  anzusehen,  sowie  sie  auch  von Hadramaut  
 die  F o rm   der  A lo e   und  der  Dracaenen  entlehnt,  von  denen  
 die  letzteren  in  dem  Geb irg e   [800— 3000  F u s s ] 6l)  sehr  verbreitet  
 sind. 
 Die Verknüpfungen der  indischen F lo ra  mit Sudan beruhen nicht  
 bloss  auf  natürlicher,  durch  A rab ien   vermittelter  Einwanderung,  
 sondern  sind  durch  die Berührung  und V ermisch u ng   der Völker,  die  
 diese Erdtheile bewohnen,  bedeutend  erweitert worden.  In K o tsch y ’s 
 nubischer  Sammlung  sind  80  A r t e n 62),  also  nicht  weniger  als  
 20  Procent  enth alten,  die  auch  in  Ostindien  einheimisch  s in d ,  in  
 Richard’s  abessmischer  F lo ra   sinkt  diese  Verhältnisszahl  indessen  
 auf  6  bis  7  Procent.  D ie se   Vermischung  ist  in  den  meisten  F ällen   
 durch  die  Verbre itung   der  tropischen  Kulturpflanzen  bedingt,  und  
 daher  sind  nur  wenige  Holzgewächse  darunter  begriffen  und  auch  
 diese  zum  T h e il wegen  ihrer  Benutzung  nach  Sudan  eingefuhrt.  Oft  
 lässt  sich  die  indische Heimath  solcher  Gewächse  na chw e isen :  denn  
 allgemein  hat  sich  R .  Brown’s  A n sich t  b e s tä tig t,  dass  die  K u ltu rpflanzen  
 der Neg er,  sofern  sie  auch  in  A s ien   gebaut  werden ,  aus  
 dem  Osten  abstammen ^ .  Mit  diesen  haben  sich  auch  diejenigen  
 Gewächse,  welche  dem Menschen  auf  seinen Wanderungen  folgen  
 und  ihn  in  seine  Ansiede lung en  begleiten  grösstentheils  m  westlicher  
 Rich tun g,  also  von  Indien  nach  A frik a   verbreitet.  K u ltu rpflanzen  
 h in g e g en ,  d ie ,  ohne  A s ien   anzugehören,  in  A frik a   und  
 Amerika  gebaut  w e rd en ,  sind  meist  afrikanischen  Ursprungs  und  
 also  ebenfalls  in westlicher  Rich tun g   über  das  atlantische Meer  g e langt. 
   Ausnahmen finden  sich  an der Westküste,  indem  die  Jesuiten,  
 die  in  beiden  Kontinenten  den  E in gebornen  ihre  T h ätigkeit widmeten  
 z.  B .  nach A n g o la 10)  nicht  bloss  amerikanische Kulturgewachse,  
 sondern  auch  Bäume  wegen  ihres  Holzes  eingeführt  haben  sollen.  
 Hievon  abgesehen,  beweist  die  durch  den  V e rk eh r  vermittelte  V e r mischung  
 transoceanischer  Vegetationscentren,  dass  von  jeh e r  die  
 Kultur  der  Neg e rvö lk e r  von  Indien  und  A rabien  aus  beeinflusst  
 wurde  und  dass  der  Sklavenhandel  sodann  in  den  letzten  Jahrhunderten  
 Amerika   mit  neuen  Pflanzen  bereichert  hat.  Ganz  anders  
 verhält  es  sich  mit  der  Einwanderung  solcher  Gewächse,  bei  denen  
 eine Mitwirkung  des Menschen  undenkbar  i s t 6fl.  Hier  ist  die  V e r knüpfung  
 von  Indien  und Sudan  noch  sehr  bemerklich und wird vorzugsweise  
 durch Arabien,  in  gewissen F ä llen   auch  durch Madagaskar  
 und die Maskarenen vermittelt.  D ie  Verbindungen mit Am erika sin  ,  
 entsprechend  dem Mangel  solcher  Zwischenglieder,  von weit  geringerer  
 Bedeutung  und  fast  nur  auf L ito ra l-  und Wasser-Pflanzen  be  
 schränkt.  So lch e   Ansiedelungen  lassen  sich  auf  die  senegambische  
 Verzweigung des Golfstroms zurückführen und  sind also,  in entgegengesetzter  
 Richtun g  wie  die  asiatischen,  von Westen  nach  Osten  vor  
 sich  gegangen.  D ie se   amerikanischen  B e s t a n d t e ile   der  F lo ra   von  
 Sudan  zeichnen  sich  durch  den  Standort  in  der Nähe  der  westlichen  
 Seeküste  aus,  sie  überschreiten  deren  Terrassenerhebung  nicht  °).