kung, dass die Seefahrer erst in einer beträchtlichen Entfernung von
der peruanischen Küste den Südostpassat des stillen Meers antreffen.
An der tropischen Westküste Südamerikas selbst herrschen südliche
und nördliche Luftströmungen, welche der Hebungslinie der Anden
parallel wehen und daher keine Elevationsniederschläge erzeugen
können. Allein damit ist noch nicht erklärt, weshalb auch die Sol-
stitialregenzeiten an der peruanischen Küste fehlen, die doch diesseits
des Aequators unter anscheinend gleichen Bedingungen eintreten.
In diesem Gegensatz von zwei pacifischen Küstenklimaten, deren
Wendepunkt unter dem vierten Grade südlicher Breite liegt2), ist
die Ursache enthalten, weshalb die Westküste von Neu-Granada und
Ecuador an der tropischen Vegetation des Isthmus Theil nimmt, die
Abdachung der peruanischen Anden hingegen von Wäldern entblösst
ist. Auch noch weiter über den südlichen Wendekreis hinaus müssen
dieselben Einflüsse wirksam sein, da jenseits der Wüste von Atacama
die chilenischen Anden in einem weiten Umfange ebenfalls der zusammenhängenden
Waldregionen entbehren. Wie die Tropenwaldung
in der Nähe des Kap Blanco (40 S. B.), gerade da, wo die
Küste Perus nach Südosten umbiegt, völlig aufhört, so kehren die
Bedingungen des Baumlebens überhaupt erst im Süden der chilenischen
Hauptstädte Valparaiso und Santiago (33 0 S. B.) wieder, und
nun beginnen bald, über Concepcion hinaus (36° S.B.) jene dichten
Wälder, welche dem feuchten Klima von Valdivia und Chiloe entsprechen,
und weiterhin die Bestände der antarktischen Buchen bis
zur Magellanstrasse und zum Kap Horn. Der weite, über 29 Breitengrade
ausgedehnte Zwischenraum von Kap Blanco bis Valparaiso
ist vermöge der Trockenheit des Klimas waldlos, diese Dürre
ist das bestimmende Moment für den Naturcharakter und die Produktion
von Peru, Bolivien und Chile. Wo der Regen fehlt oder an
Menge und in seiner Dauer unzureichend ist, wo derselbe weder
durch fliessendes Wasser noch durch Thau ersetzt wird, können
Gewächse von langer Vegetationsperiode und grossem Feuchtigkeits-
bedürfniss nicht gedeihen. Die Meinung, als ob die Waldlosigkeit
nicht die Folge, sondern die Ursache des Regenmangels sei, kann da
nicht zur Geltung kommen, wo es möglich ist die Dürre des Klimas
von allgemeinen, auf grossen Räumen wirksamen und von der Vegetation
ganz unabhängigen Einflüssen, von Bewegungen der Atmosphäre
oder Strömungen des Meers abzuleiten. Im vorliegenden
Falle ist indessen kaum versucht worden, einen Zusammenhang dieser
Art nachzuweisen, durch welchen das trockene Klima der südamerikanischen
Westküste erklärt werden könnte.
Ausführlicher hat sich mit diesem Problem Raimondy3), ein
peruanischer Naturforscher, beschäftigt. Er erkennt, dass in Peru
durch die Bewegungen der Atmosphäre die Wolkenbildung gehindert
werde, und bemerkt, dass die Regenwinde fehlen, welche die Kor-
dillere in senkrechter Richtung treffen müssten, um Niederschläge
zu erzeugen. Aber er wirft ein, dass dies auch in Guayaquil und in
Chile der Fall sei, es müsse daher noch eine andere Ursache der
Regenlosigkeit der peruanischen Küste zu Grunde liegen, und diese
meint er in der sandigen Beschaffenheit des Bodens zu finden, über
dessen erhitzter Fläche die Wasserdämpfe sich nicht verdichten
könnten. Allein ungeachtet ihrer Bewaldung hat die Küste von
Ecuador ein bei Weitem wärmeres Klima als die peruanische, die
trotz ihres heitern Himmels nach Verhältniss der Polhöhe kühl ist.
Weder nachgewiesen ist sodann, noch anzunehmen, dass die regenlose
Zone mit einer gleichmässigen Beschaffenheit der Erdkrume zusammentrifft.
Nirgends sind die grossen Wüstenbildungen der Erde
von den physischen Eigenschaften des Bodens bedingt, die nach viel
kleineren Maassstäben regellos wechseln. In andern Kontinenten beruhen
sie auf austrocknenden Luftströmungen, welche keine Verdichtung
des Wasserdampfs zulassen, hier aber grenzt das Meer, die
unerschöpfliche Quelle atmosphärischer Feuchtigkeit, unmittelbar an
das regenlose Litoral. Der Wasserdampf ist also vorhanden, aber
er verdichtet sich nicht, oder doch nur zu schwachen Nebelbildungen
im Winter.
Die Wolkenbildungen aus dampfreichen Seewinden hängen davon
ab, dass diese mit kälteren Körpern in Berührung treten, und
dazu bieten Küstenberge, wie der Tafelberg am Kap, die allgemeinste
Veranlassung. In Peru aber ist die Wärme des Festlands,
selbst bis zu beträchtlichen Höhen, doch noch höher als die des
Meers, welches die Küsten bespült. Nach Humboldt*) war bei
Callao zu Anfang November die Temperatur des Meerwassers nur
i2°,4 R., die der Luft i 8°,2, der Unterschied betrug also beinahe
sechs Grade Reaumur. Dies ist. die Bedeutung des antarktischen
Humboldt-Stroms, der aus hohen Breiten unaufhörlich kalte Wassermassen
herbeiführt und auf die kahlen Küsten Perus abkühlend einwirkt,
gerade entgegengesetzt wie der Golfstrom auf Europa. Hier
ist das Meer selbst der kältere Körper, an welchem der Wasserdampf