der Sennwirthe dem Wohlstände der Schweiz als charakteristisch
gegenüber. Die geringe Ausbreitung des Firns und der Gletscher
trägt dazu bei, diese Nachtheile zu erhöhen, die dem Botaniker freilich
leicht entgehen können, indem er sie durch den Reichthum an
endemischen Erzeugnissen, durch die Mannigfaltigkeit der Arten von
alpinen Gewächsen ersetzt sieht.
Die Regionen der centralen Pyrenäen, von denen doch auch
schöne Laub- und Nadelwaldungen nicht ausgeschlossen sind, lassen
sich mit denen der übrigen Gebirgsabschnitte schwielig vergleichen,
da die einzelnen Baumarten sich verschieden verhalten. Die Baumgrenze
am Canigou in den Ostpyrenäen liegt fast in demselben Niveau
wie die des centralen Theils der Kette, aber sie wird dort
durch die Fichte, hier durch die Kiefer gebildet. In den Centralpyrenäen
scheint die Region der Fichte herabgedrückt zu sein (gegen
den Canigou um mehr als 1400 Fuss), wogegen die Buche höher
ansteigt (gegen 700 Fuss). Auf der cantabrischen Kette wurde die
Fichte gar nicht bemerkt, aber die Kastanie (bis 2500 Fuss) und die
Edeltanne (bis 6000 Fuss) steigen daselbst bis zu gleicher Höhe wie
am Canigou. Es möchte noch nicht an der Zeit sein, die Verbreitung
der Bäume in den Pyrenäen mit den klimatischen Eigenthümlich-
keiten der drei Gebirgsabschnitte in nähere Beziehung zu setzen. Es
ist wohl denkbar, dass die verlängerte Vegetationszeit oder die Milde
des Winters an der Bai von Biscaya auf gewisse Arten ähnliche
Wirkungen hervorbringt wie das mediterrane Klima im Osten, auf
andere aber nicht, und dass in den centralen Pyrenäen, wo die Vegetation
der nordeuropäischen ähnlicher ist, auch die Lage der Regionen
der in den Alpen mehr entspricht. Allein theils sind die
Beobachtungen zu wenig umfassend, theils durch die eingeschränkte
Bewaldung zu sehr erschwert, als dass es möglich erschiene, solche
Betrachtungen auf eine sichere Grundlage zu stützen. Viel bestimmter
als in der Anordnung der Regionen tritt der Gegensatz der drei
Gebirgsabschnitte in der Vegetation selbst hervor. Die westlichen
und cantabrischen Pyrenäen gleichen in ihrer Bekleidung der atlantischen
Küste des südlichen Frankreichs, deren Flora mit ihren Gesträuchdickichten
aus hohen Eriken und Ulex mit der reichlicheren
Beimischung von immergrünen Holzgewächsen sich gleichmässig von
der Gascogne bis zum nördlichen Portugal erstreckt und mit den
höheren und östlicher gelegenen Gebirgsabschnitten nur durch einzelne
Charakterpflanzen, wie den Buxus, vermittelt ist. Indessen
steht die Temperaturkurve am Fuss der centralen Pyrenäen, in
Pau I?s), wo die Küstenvegetation noch nicht bemerkt wird , ebenso
sehr wie dort unter dem Einfluss des atlantischen Meers, und die
Eigentümlichkeit der Flora an der Bai von Biscaya scheint daher
mehr von der Feuchtigkeit als von der Wärme des Klimas beeinflusst
zu sein. Das Litoral der spanischen Nordküste ist ein romantisches
Bergland, wo auf einer schwachen Erdkrume das feuchte Klima und
der Quellenreichthum des Bodens eine sehr üppige Vegetation entwickeln.
Neben den vorherrschenden Gesträuchen der Gascogne
tragen die Wiesen daselbst doch durchaus den mitteleuropäischen
Charakter und sind grösstentheils aus den Wiesenpflanzen Deutschlands
zusammengesetzt: auch scheinen die aus Spanien und Portugal
hieher eingewanderten südlichen Pflanzenarten nicht eben zahlreicher
zu sein als in dem benachbarten südwestlichen Frankreich.
Mit den Alpen verglichen ist ungeachtet der südlicheren Lage
der Pyrenäen die Anordnung der Regionen daselbst wenig verändert.
Die Schneelinie liegt am Nordabhang nicht höher als auf der
mittleren Alpenkette, für die meisten Vegetationsgrenzen kann man
in gewissen Theilen dieser oder der südlichen Alpen ganz dieselben
Werthe nachweisen. Nur die Kastanie und die Buche, als die eigen-
thiimlichen Bäume des Seeklimas, steigen hier nirgends so hoch wie
auf den Pyrenäen. Nach Maassgabe der geographischen Breite ist
hingegen in der Höhengrenze der Fichte auf den Centralpyrenäen
ebenso wie in der Schneelinie der deprimirende Einfluss des atlantischen
Meers nicht zu verkennen.
Vegetationscentren, Die Anordnung der Pflanzen auf den
Kontinenten zeigt uns in den meisten Fällen zusammenhängende
Wohngebiete, so dass, wenn die äussersten natürlichen Fundorte der
Arten auf einer Landkarte durch Linien umgrenzt werden, die eingeschlossene
Fläche ein Ganzes bildet, ohne grosse Lücken übrig
zu lassen. Die Unterbrechungen der Verbreitung sind zwar in der
Regel leicht aus den Bedingungen des Vorkommens zu erklären,
aber, wo dies nicht der Fall ist und wenn die Zwischenräume gross
sind, scheint die Annahme eines einheitlichen Ausgangspunktes
schwierig festgehalten werden zu können, wiewohl im Verhältniss
zur Masse der Arten solche Erscheinungen doch nur seltene Ausnahmen
bilden. Zwei verschiedene Hypothesen sind bemüht gewesen,
dieselben aus früheren Zuständen herzuleiten und dadurch dem allgemeinen
Gesetze einfacher Vegetationscentren unterzuordnen. Die