
 
		durch  das  karaibische  und  atlantische  Meer  das Ausweichen  verhindert  
 wird  und  das Aspirationscentrum  auch  während  dieser Jahrszeit  
 auf dem Festlande beharrend sich behauptet.  Nur insofern ist dessen  
 Lage  auch  hier  von Bedeutung,  als,  wenn  es  auf  die  Llanos  von  
 Venezuela  übergeht und  deren Regenperiode hervorruft,  am  oberen  
 Amazonas  die Niederschläge  nachlassen.  Im Juli  und August  fällt  
 zu Barra  an  der Mündung  des Rio Negro  fast gar kein Regen8),  und  
 einen  südhemisphärischen  Passat  möchte  man  auch  in  dem  kühlen  
 Südwinde  erkennen,  der im Mai  zu Ega bemerkt wird6). 
 So  grossen Verschiedenheiten  in der Vertheilung der Jahrszeiten  
 gegenüber,  wie  sie zwischen  dem  oberen  und  untern Amazonas  bestehen  
 ,  ist  doch  der Charakter der Vegetation vom  Fuss  der Anden  
 in  Mainas  bis  zur  Mündung  in  hohem  Grade  übereinstimmend.  
 Ueberall  wird  der Strom  von  den weithin ausgedehnten Wäldern begleitet, 
   deren Entwickelung  niemals  einen  Stillstand  erleidet.  Dies  
 ist  doch nur  daraus  zu  erklären,  dass  auch  im Wechsel  der Windesrichtungen  
 die  trockeneren  Perioden  hinlängliche  Niederschläge  
 empfangen,  um  die Vegetation  ununterbrochen  frisch  zu  erhalten.  
 Dass  der Wald  sie  sich,  wie  in Guiana,  zum  Theil  selbst bereitet,  
 geht  daraus hervor,  dass  am  unteren  Stromlauf,  ebenso wenig  wie  
 dort,  die  Savanen  und  mit  ihnen  regenlose  Jahrszeiten  nicht  ganz  
 ausgeschlossen  sind.  Savanen  bedecken  die  ganze  Osthälfte  der  
 Insel Marajo8),  der  grössten unter denen  des Amazonendeltas,  und  
 sie  unterbrechen  zuweilen  den Wald  bis  zum Einfluss  des Rio Negro,  
 also  gerade  so weit,  wie  der Passat  seine Kraft behauptet.  Sie  entsprechen  
 einem  sandigen Geröllboden9)  oder  einer  erhöhten Uferlandschaft. 
   Bei  Santarem  sind  sie  besonders  ausgedehnt.  Wo  die  
 atmosphärischen Bewegungen  allein  die  Periode  der  Niederschläge  
 bestimmen,  ist  auch  hier die  trockene  Jahrszeit  fast  ebenso  regenlos  
 wie  in Guiana:  wo  hingegen  der Wald  einmal besteht,  fehlt  es  niemals  
 an  der  erforderlichen  Benetzung  desselben.  Nur  auf  diese  
 Weise  ist der Unterschied der Beobachtungen in Santarem von denen  
 zu  Para  erklärlich,  wo  die Umgebungen  bewaldet  sind.  Die  Luft  
 der Wälder  ist  feuchter  als  in  den  Savanen,  weil  dort  der Niederschlag  
 vom Boden langsamer abdunstet als hier8).  Die Bedingungen,  
 von  denen  die  räumliche Vertheilung  der  beiden Formationen  abhängt, 
   liegt demnach auch hier in ihnen selbst,  ein säkularer Wechsel  
 derselben  erscheint  möglich.  Allein  in  demselben Maasse,  wie  der  
 Amazonas  die  Ströme  Guianas  an Wassermasse  übertrifft,  ist  auch 
 der Wald  in  seiner  seitlichen Ausdehnung erweitert.  Wenn  derselbe  
 einerseits  die  Verdichtung  des  Wasserdampfs  befördert  und  sich  
 dadurch  in  seinem Bestände schützt,  so verdankt er seine Entstehung  
 und Ausbreitung  zugleich  dem  Flusse,  der  den Boden  mit  seinem  
 Grundwasser tränkt und  dadurch  seine Anschwellungen  überfluthet. 
 Diese Anschwellungen  sind  ein Maassstab  für  die  Intensität  der  
 Niederschläge in den Regenperioden des Stromthals,  aber sie hängen  
 auch  zugleich  von denen  der Nachbargebiete  ab,  aus  deren  weiten  
 Fernen  die Nebenflüsse  ihre Wassermassen  herbeiführen.  Der höchste  
 Stand wird  zur Zeit  des  Sommersolstitiums  [21.  Junil8)  erreicht;  
 der  Unterschied  beträgt,  mit  dem  niedrigsten  Wasserstande  verglichen, 
   im Hauptstrome  40,  oft  50 Fuss,  und,  da  die  Uferlandschaft  
 fast  überall  völlig  flach  ist,  wird  der Wald  zu  beiden  Seiten  
 jedes  Jahr  4  bis  5  g.  Meilen  weit  von  den  steigenden  Gewässern  
 überfluthet.  So  weit reicht  die Formation  des  Igapo,  worunter man  
 diejenigen Wälder begreift,  deren Baumstämme Monate lang,  10 bis  
 40 Fuss  tief,  zum  Theil  bis  zu  den  Kronen  unter Wasser  stehen.  
 Der  thonreiche  Alluvialboden  des Ufers  wird  zuweilen  auch  durch  
 die  wachsende Kraft  der  Strömung  zerstört:  neben  dem Thalwege  
 entstehen Kanäle,  Lagunen,  der  Igapo  löst  sich  zu  Inseln  auf,  und  
 indem  der Boden  unterwaschen  einsinkt,  stürzen  die Hochstämme  
 einer  nach  dem  andern  mit  gewaltigem  Schall  in  das Wasser  und  
 setzen den Strom,  den sie mit Treibholz füllen, weithin in brandenden  
 Wogenschwall. 
 Mit  dem  Steigen  und  Sinken  des Flusses  ändern  sich  hier beständig  
 die  Bedingungen  der  vegetativen  Entwickelung.  Hieraus  
 und  aus  der  periodisch  wechselnden  Intensität  der  Niederschläge  
 erklären  sich  die  Ungleichheiten  in  dem  jährlichen  Kreislauf  der  
 Bildungen bei  den  verschiedenen Gewächsen,  je  nachdem  ihre  Organisation  
 eines  grösseren  oder  geringeren Wasserzuflusses bedarf.  
 Zu  der  ununterbrochenen Dauer  des Wachsthums  genügt  e s ,  dass  
 der Boden niemals  austrocknet,  und  dies  leistet  der Wald  durch  sich  
 selbst:  die  Phasen  seiner Vegetation  aber  werden  von  der Periodicität  
 des Klimas und des Wasserstandes beeinflusst.  Bei den Bäumen  
 des  Igapo  zu  Santarem  beginnt nach  Spruce3)  die Hauptperiode  des  
 Blühens  und  die  Entfaltung  neuer  Blätter  im  Juli  und  dauert  bis  
 Ende  September,  sie fällt mit dem  Sinken  der Gewässer zusammen.  
 Allein wie  verschieden  sich  die Formationen oder  die  einzelnen Gewächse  
 verhalten,  scheint  aus  Martius"I0)  Beobachtungen  zu  Para