britischen Inseln, in einzelnen Fällen sogar bis Norwegen und
Island*») reichen kann. Indem aber die Vegetationslinie, welche,
der Küstenentwickelung folgend, sie vom Innern des Kontinents
ausschliesst, von beiden Endpunkten aus durch allmälige Ueber-
gänge, aber in ungleicher Weise verkürzt wird, vertheilen sich die
atlantischen Pflanzen auf mehrere Centren, unter denen das portugiesische
das ergiebigste ist, indessen hier noch nicht berücksichtigt
werden kann I9+). Innerhalb unseres Gebiets T93) zähle ich 29 endemische
Arten der atlantischen Flora und eine im'Inneren Frankreichs.
Unter den atlantischen Vegetationscentren ist die südliche Gruppe,
x welche an dei Bai von Biscaya von Asturien bis zur Mündung der
Gironde sich erstreckt, die bedeutendste (13). Die endemischen
Pflanzen dieser Küste sind nach der verschiedenen Bildung des spanischen
und französischen Abschnitts von einander gesondert. Die
cantabiischen Pyrenäen dachen sich felsig zum Meere ab, während
zwischen dem Adour und der Gironde die Sanddünen der Gascogne
das Litoral bilden. Dieser Verschiedenheit des Bodens entspricht
fast ausnahmslos das Vorkommen der asturischen Arten (4) und der-
jenigen, die dem Département des Landes eigenthiimlich sind (9).
Von diesen südlichen Centren aus gehen einzelne Arten, an die Küste
gebunden, bis zur Bretagne (1) oder bis zur Normandie (1), andere
(3) eine gewisse Strecke weit landeinwärts, indem sie ihre Ost- und
Nordgrenze erst in der Nähe von Paris erreichen. An diese letzteren
schliessen sich die über den Kanal bis zu den britischen Inseln
verbreiteten Pflanzen der atlantischen Flora, die ich deshalb von den
endemischen Gewächsen Frankreichs ausschliesse. Ein nördlicher
als die Gascogne gelegenes Vegetationscentrum ist nur noch durch
einzelne Alten an der Küste der Bretagne angedeutet. Es gehört
dazu eine Pflanze, die zwischen La Rochelle und Quiberon (Ompha-
lodes htoralis), eine zweite, die nur im Morbihan bemerkt worden ist
(Eryngium viviparum); eine dritte [Linaria arenaria) folgt dem Litoral
von Nantes bis Dünkirchen.
Die Frage, weshalb die atlantischen Pßanzen nicht landeinwärts
gewandert sind, löst sich bei der Mehrzahl dadurch, dass sie sich
wie Halophyten des Seestrandes verhalten, die daher die Küste nicht
verlassen konnten. Wo dieses aber nicht der Fall ist, sind verschiedene
klimatische Bedingungen zu unterscheiden, namentlich die
Milde des Winters, die überaus verlängerte Vegetationsperiode und
vielleicht auch der Einfluss der grösseren Feuchtigkeit der Luft.
Diejenigen Arten, welche aus Portugal stammen, stehen denen
gleich, die aus anderen Gegenden der Mediterranflora bis zur französischen
Westküste gelangt sind, weil sie hier denselben milden
Winter finden wie im Rhonethal. Die atlantischen Eriken z95) indessen,
von denen eine Art bis zu den Laröer und Bergen in Norwegen,
vier andere bis Cornwales oder Irland sich verbreiten, können
durch die Winterkälte nicht gehindert sein, von der Gascogne aus
ostwärts in die Provence und das Rhonethal vorzudringen: denn die
Januarwärme ist in Avignon fast dieselbe wie in Bordeaux und sinkt
in Irland und an der Küste von Bergen tiefer als dort. An einem
anderen Orte wird gezeigt werden, dass die klimatologischen Erklärungen
überhaupt für diese Eriken noch nicht sicher festzustellen
sind. Die Dauer der Entwickelungszeit, die in Portugal wegen der
Sommerdürre kürzer ist als an der Bai von Biscaya, entspricht am
meisten den endemischen Pflanzen der Gascogne, und ich bin erstaunt
gewesen, wie gross die Zahl charakteristischer Gewächse war,
die ich an der Mündung des Adour erst im September blühend fand.
Solche Arten werden daher ebenso wenig nach Norden als nach
Osten von ihrer Heimath sich entfernen, wenn sie ihre Entwicke-
lungsperiode nicht verkürzen können. Ein geringeres Maass dieser
Ansprüche an das Klima veranlasst sofort eine Erweiterung des
Wohngebiets in beiden Richtungen. Ohne Zweifel sind es solche
klimatische Werthe, welche Frankreich den Vorzug vor Deutschland
geben, die Spuren seiner Vegetationscentren bewahrt zu haben.
Allein es bleiben Fälle übrig,, die auf diese Weise kaum genügend
zu erklären sind, indem die Wanderung nach Norden weiter geht als
sie im Inneren von Frankreich nach Maaasgabe dieser Bedingungen
erschwert werden könnte. Eliebei ist ferner auch zu berücksichtigen,
dass die atlantischen Pflanzen sich in einer ähnlichen geographischen
Stellung befinden, wie die der Pyrenäen den Alpen gegenüber. Indem
sie nur nach Osten oder nach Norden sich verbreiten können, folgen
sie der nördlichen Bahn, wenn sie in dieser Richtung weniger als
landeinwärts gehindert sind. Und wenn ihnen landeinwärts die entsprechende
Wärme noch eine Strecke weit zu Theil würde, so ist es
w7ohl wahrscheinlich die grössere Feuchtigkeit der vom Meere aus
mit Wasserdampf gespeisten Küstenatmosphäre, woran ihr Vorkommen
gebunden ist.
Zu einer Spur von Vegetationscentren im Inneren des Landes
liefert, um ungewisse Fälle T96) zu übergehen, eine Doldenpflanze