nicht der Dürre des Klimas, sondern der Unfruchtbarkeit der Erdkrume.
Was von Bäumen im mittleren und nördlichen Chile vorhanden
ist, lässt sich vergleichungsweise mit ähnlichen Klimaten der nördlichen
Hemisphäre dahin zusammenfassen, dass, wie es in der südlichen
gemässigten Zone überhaupt beinahe immer der Fall ist, die
Arten mit periodischem Laubfall fehlen und dagegen tropische Formen
und zum 1 heil auch tropische Familien darunter vertreten sind. Der
Espino (Acacia cavenia), fast der einzige, einheimische Baum in der
Gegend von Santiagos) ist eine niedrige, im Wachsthum verkümmerte
Mimosee mit harten, dornigen Zweigen, der trockeneren Luft im
Innern des Landes entsprechend und der Seeküste fremd2). Ein
gleich zwerghafter Wuchs ist auch einem ebenfalls dornigen Leguminosenbaum
mit winzigen Fiederblättern eigen (der im Pampasgebiete
erwähnten Sophoree Gourliea), der in den nördlichen Provinzen
auftritt und sich auch jenseits der wasserlosen Wüste von
Atacama verbreitet. Die Formen des Lorbeers und der Olive dagegen
sind zu ihrer Erhaltung stärkerer Zuflüsse von Feuchtigkeit
bedürftig: Bäume mit diesen Arten der Belaubung sind an den
Flüssen, in den geschützten Schluchten der Andenthäler2) anzutreffen,
und nur sie erreichen zum Theil eine bedeutendere Grösse8)
(die Laurinee Boldu bis über 50 Fuss ; bis 30 Fuss die Rosacee
Quillaja). Andere sind ebenso klein wie in den dürren Gegenden.
Diese Zwergbäume feuchter Standorte überschreiten grossentheils
auch die Grenzen des südlichen Chile, wo das Klima geändert ist
(z. B. von Rosaceen Quillaja und Kageneckia); sie sind ein Beispiel
von der räumlichen Verwandtschaft der Formen und der Aehnlich-
keit des Wachsthums an nahe gelegenen Vegetationscentren, wo die
Stämme, wie die der dürren Anhöhen, niedrig bleiben können,
obwohl die Zuflüsse und eine stetige Entwickelungsperiode ihnen
bald durch die Bewässerung, bald durch die Niederschläge gleich-
mässig gesichert sind.
Auch eine einzige Palme (Jubaca spectabilis) ist chilenisch (südwärts
bis 350 S. B.), ein Baum von etwa 30 Fuss Höhe mit Fiederlaub,
dessen Stamm nach der Mitte zu anschwillt, ein endemischer
Monotyp, der den geneigten Boden der Anden bis über 4000 Fuss2)
hinansteigt und streckenweise häufig ist, aber, da der zuckerhaltige
Saft benutzt wird, vielfach unter der Axt verloren geht. Sie scheint
der trocknen Jahrszeit kräftig zu widerstehen, indem sie Monate lang
nach den Regenmonaten ihre Saftfülle bewahrt, und würde ein merkwürdiger
Beleg sein, dass in einer Familie, deren Wasserbediirfniss
so gross ist, Fälle Vorkommen, wo lange Zeit hindurch nur wenig
Feuchtigkeit aus dem Boden aufgenommen werden kann. Auch von
einer 15 Fuss hohen Bambuse (Chusquea) wird diese chilenische
Palme zuweilen begleitet, die von denjenigen Arten verschieden ist,
welche das feuchte Valdivia bewohnen, wo diese Vegetationsform
viel besser fortkommen kann.
Auf dem dürrsten Boden, jedoch besonders längs der Küste?),
erscheint die Form der Lilienbäume, hier durch eine besondere Gattung
von Bromeliaceen [Puya] ersetzt. Da ihr Holzstamm meist
niedergebogen wenig hervortritt und die Blattrosette mit Stacheln
bewehrt ist, so hat dieselbe eine gewisse Aehnlichkeit mit den Agaven :
wie bei diesen ist auch der Blüthenschaft, der in die Traube von
gelben Blumen ausläuft, von beträchtlicher Länge (8—xo Fuss) und
hoch aufgerichtet.
Die übrigen Vegetationsformen sind grossentheils dieselben wie
an der pacifischen Abdachung Perus. In den unteren Regionen erblickt
man überall an den dürren Gehängen die grotesken Gebilde
der Cereen und Opuntien, unter den ersteren ist eine der häufigsten
der Quisco-Cactus (1Cereus Quisco), dessen Säule, gleich einem Armleuchter
verzweigt, sich 20 Fuss emporstreckt. Nach aufwärts folgen
die kugelförmig angeschwollenen Cacteen (Echmocactus und Ma-
millaria) , aber auch hier neben den kleineren Arten von Mamillarien
Echinocacten von unförmlich grossem Durchmesser.
An den Gesträuchen ist die Dornbildung, welche oft die Belaubung
zurückhält und sich bis zur Unterdrückung der Blätter steigern
kann (z. B. bei Colletia), noch viel allgemeiner als in andern trocknen
Klimaten Amerikas und steht zu der Dürre des Bodens in Verhält-
niss. An feuchteren Standorten hingegen weichen die Dornsträucher
den immergrünen Gebüschen der Myrten- und Oleanderformen : die
holzigen Synanthereen (Mutisiaceen) werden hier noch mannigfaltiger
als in Peru. An den Flussufern der Andenthäler ist auch hier die
südamerikanische Weide (Salix Humboldtiana) eine häufige Ei-
scheinung.
Aus der Verwitterung vulkanischer Gesteine entsteht in Chile
eine röthlichbraune, in der Dürre erhärtende Erdkrume, und dieser
fibcrall herrschende Thonboden erzeugt eine Menge von Zwiebelgewächsen
und Stauden, auch die Bromelienform, so dass die Land