guay dringt die Flora der Hylaea tief in den Süden Brasiliens ein.
die Formationen des Waldes wenigstens sind die nämlichen, aber
ihre Bestandtheile wechseln allmälig, manche Nutzhölzer des Amazonas
sollen am Guapore (130 S. B.) aufhören20). Dass es nicht das
Klima, sondern die Bewässerung des Bodens sei, wodurch die Pan-
tanal-Wälder sich von den Campos absondern, geht daraus hervor,
dass diese auch noch jenseits des Paraguay in der bolivischen Provinz
Chiquitos bis zu den Vorbergen der Anden, zonenförmig mit den
ersteren wechselnd, wiederkehren.
Schärfer bestimmt, und ohne dass der physische Charakter des
Tieflands an den zum Rio de la Plata strömenden Flüssen sich
wesentlich ändert, ist die Südgrenze der Pantanals [210 S. B.]22), über
welche hinaus die palmenreichen, höchstens 575 F'uss über dem
Meere gelegenen Ebenen von Gross-Chaco und das waldige, mit
offenen Grasflächen wechselnde Hügelland von Paraguay den Raum
zwischen den Anden und dem südlichen Tafellande Brasiliens fast
vollständig ausfüllen. Schon am Rio Grande de Chiquitos, einem
bolivischen Nebenflüsse des Madeira, hören die Campos mit ihren
Holzgewächsen auf (i8 °S . B.). Die offenen Gegenden bestehen
nun nur aus Gräsern und Stauden und werden von den Einwohnern
nicht mehr Campos, sondern Pampas genannt, wenn sie gross sind,
oder Potreros, wenn sie von Wäldern eingeschlossen werden. Auch
die Wälder besitzen nicht mehr den Formenreichthum Brasiliens,
oft bestehen sie nur aus Algaroben, derselben Gattung von Mimo-
seen wie in Texas (.Prosopis). In der Ebene von Gross-Chaco sodann
und am Paraguay, wo die Pantanals bei Nueva Coimbra aufhören
(210 S . B.), ist der sandige oder sumpfige Boden oft salzhaltig,
er wird von einförmigen Beständen der brasilianischen Wachspalme
(Copernicia cerifera) oder von Algaroben bewaldet. Ein Palmenwald,
der, wie der der Dattelpalmen Afrikas, für sich besteht,
eine in Amerika übrigens so seltene Erscheinung, tritt hier in noch
viel grossem Verhältnissen auf, als dies in den östlichen Landschaften
mit ihren Mauritia-Palmen der Fall war. Die Bed in gu n g en
möchten nicht sowohl im Klima, als in der Bewässerung und tiefen
Lage dieser weiten Ebenen begründet sein.
Vegetationsformen. In den Urwäldern der Küstenlandschaften
Brasiliens. von den Höhen der Sierra do Mar bis zu den
Mangrovebildungen am Meeresufer, sind die Vegetationsformen die
nämlichen wie in andern feuchtwarmen Klimaten des tropischen
Amerikas. Aber in den höheren Breiten wird der Eindruck der
Ueppigkeit und Mannigfaltigkeit des Pflanzenlebens im Gegensatz
zur Frondosität der Hylaea durch das häufigere Auftreten von grossen
und schöngefärbten Blüthen erhöht, sowie auch der Blumenreichthum
in den Savanen des Tafellandes eine Eigenthümlichkeit Brasiliens
ist. Von den Prachtgewächsen der Küstenwälder erwähnt Martius20)
mehrere Rutaceen (.Erythrochiton, Alvieidea) und Mutisiaceen (Stiftia,
Mutisia). Die letztere Gruppe, die Synanthereen mit Lippenblüthen
überhaupt, sind charakteristische Erzeugnisse der Vegetationscentren
Südamerikas, wodurch dieser Kontinent mit den Holzgewächsen
einiger oceanischer Inseln des atlantischen und stillen Meers vei-
knüpft wird.
Die Palmen der feuchten Wälder mit langen Regenzeiten stehen
an Mannigfaltigkeit der Bildungen denen der Hylaea nur wenig nach,
aber auch die Campos werden von einigen besonderen Arten bewohnt23).
Unter den grösseren Formen überwiegen in Brasilien die
Cocoineen [Cocos, Attalea), bei den kleineren ist die Bewaffnung mit
Stacheln häufig (Bactris) und mehrere zeigen zugleich ein lianen-
artiges Wachsthum [Desmoncus). Farnbäume bewohnen die schattigen
Bergabhänge der Serra do Mar-bis über den Wendekieis hinaus.
fehlen aber in einem grossen Theile Brasiliens: bemerkenswerth
ist ein Farnbaum am Orgelgebirge bei Rio (Hemitelia polypodioides)
wegen seiner nahen Verwandtschaft mit einer Art des Kaplandes.
Die Formen der Bambusen (Guadua) und des Pisang (.Heliconia)
verhalten sich ähnlich wie in den übrigen Floren Südamerikas. Dasselbe
gilt auch von den dikotyledonischen Bäumen der immergrünen
Urwälder: als besondere Erzeugnisse der Lorbeerform verdienen die
Vochysiaceen und die Ochnaceen (Luxeviburgia) erwähnt zu werden,
sowie die Leguminosen der Tamarindenform, welche die werthvollsten
Nutzhölzer liefern [Dalbergieen und Caesalpinieen, namentlich
Jacaranda von Dalbergia nigra2*) und Brasilienholz von Caesalpinia
echinata]. Die Fülle von Lianen und Epiphyten in den Wäldern der
Küstenzone , wie sie von Rugendas2S) nach ihrer malerischen Wir-
kung und von Martius2Ö) nach dem Wechsel ihrer Formen dargestellt
wird. findet ihres Gleichen vielleicht in keinem andern Tropenlande.
In den Wäldern der Campos sind diese Gewächse weniger formenreich,
unter den Epiphyten gedeihen hier besonders die parasitischen
Loranthaceen, die atmosphärischen Orchideen sind hier so