gegen den Zweig richten, wodurch also beide Oberflächen dasselbe
Vcrhältniss zum Lichte erhalten; diese Einrichtung, welche bei den
Acacien durchgängig stattfindet, ist hier Folge der vertikalen Erweiterung
des blattförmigen Blattstiels, während sie bei Eucalyptus,
wo sie zwar sehr allgemein, aber nicht ohne Ausnahme, eintritt, von
einer Drehung des Blattstiels abhängt«. Späterhin7) fügte R. Brown
noch die Beobachtung hinzu, dass die senkrechten Blätter auf beiden
Flächen Spaltöffnungen tragen, und dass von dieser Eigentümlichkeit
der Organisation der Mangel an Glanz abhänge, der in den
australischen Wäldern so auffallend sei. Den Bäumen der Wald-
savane, die also nicht sowohl durch ihr Laub, als durch ihren
Stamm und ihie lichten Zweigkronen Schatten werfen, kommt vermöge
ihrer immergrünen Blätter eine lange Vegetationsperiode zu;
in demselben Maasse, als ihre Wurzeln tiefer in den Boden reichen,
dauert ihr Saftumtrieb auch längere Zeit fort, nachdem die Regen
aufgehört haben; in der Mitte der trockenen Jahrszeit, wenn der
Rasen abstirbt, stehen sie nebst den parasitischen Loranthen, die sie
tragen, allgemein in ihrem Blumenschmuck. In ihren weiten und
regelmässigen Abständen erreichen die Eukalypten oft eine gigantische
Höhe, aber auf magerem Boden wechseln sie mit weit niedrigeren,
gegen 20 bis höchstens 30 Fuss hohen Baumformen, mit
Casuarinen, deren bräunliche Zweige »im Frühjahr sonderbar gegen
das saftige Grün des Rasens abstechen«IJ), sowie mit Acacien, von
denen eine Art erwähnt wird, die auf mannshohem Stamm doch noch
schirmartig ihre Krone ausbreitet. Das Grasland mit niedrigerem
und seltenerem Baumwuchs wird von den Kolonisten Bay of Biscay-
Land genannt: es scheint allmälig in die baumlosen Steppen überzugehen.
In anderer Weise ändert sich sodann die dürre Waldsavane
des Nordens duich die Holzgewächse aus indischen Gattungen, welche
dieser Formation auf dem tropischen Sandsteinplateau eine entschiedene
Aehnlichkeit mit den trocknen Landschaften Dekkans verleihen
9).
Ein oiganischer Zusammenhang zwischen der Baumvegetation
und der Rasendecke des Bodens ist nicht zu bezweifeln, wenn man
sieht, wie ein gewisses Gleichgewicht unter diesen beiden Gestaltungen
in einem so grossen Theile Australiens besteht. Die dichte
Bekleidung des Bodens durch rasenbildende Gewächse lässt die Samen
anderer Pflanzen nicht leicht aufkommen. Die Wiesen des
Nordens halten sich frei von Holzgewächsen, auch wenn sie sich
selbst überlassen sind : Fremdartiges kann die Wachsthumsenergie
ihres Rasens nicht überwinden. Stauden von ähnlicher Bildung der
unterirdischen Organe schmiegen sich in das Geflecht der Gramineen,
wogegen den Keimen mit senkrechten, unverzweigten Wurzeltrieben
Erdreich und Nahrung entzogen wird. So ist es erklärlich,
dass das Unterholz den australischen Waldsavanen fehlt, und dass
nur in weiten Zwischenräumen die vereinzelten Bäume, als Gewächse
von überwiegender Lebenskraft, zur Entwickelung gelangen. Die
Gramineen und einige ihnen nahe stehende Familien bedürfen einer
verhältnissmässig grossen Menge mineralischer Nährstoffe und namentlich
der Kieselsäure. Aber in dieser Beziehung stehen die
Grasebenen Australiens unter anderen Bedingungen als die Wiesen
Europas, denen sie übrigens in so vielfachen Beziehungen ihrer Bildungsweise
ähnlich sind. Die Wiesen, wie sie im Norden die Flüsse
begleiten und über deren Ueberschwemmungsgebiet sich ausdehnen,
sind auf das fliessende Wasser angewiesen, um die dem Graswuchs
entsprechende Menge mineralischer Bestandtheile zu empfangen,
welche in den Quellgebieten unaufhörlich aus dem Innern der Erde
geschöpft werden. Die Waldwiesen sogar verdanken ihre Entstehung
oft nur dem Rinnsal eines Baches, welcher in den Tiefen der Gebirgsrücken
seinen Ursprung hat. Solche Zuflüsse sind in Australien
nicht vorhanden, am wenigsten dauernd ergiebige, und hier gerade
ist das Grasland von Flusslinien unabhängig und über grosse Tiefebenen
weitläuftig ausgedehnt. Ernähren sich also hier die Gramineen
nur aus der oberflächlichen Erdschicht, in welche ihre Wurzelgeflechte
eindringen, so reichen dagegen die Organe der hochstämmigen
Bäume zu einer verhältnissmässig viel grösseren Tiefe und
haben daher einen weiteren Spielraum, der Erde Mineralstoffe zu
entziehen und auf ihren Blättern abzulagern. Das Laub aber wird
dadurch, nachdem es endlich abgeworfen und verwest ist, auf die
oberflächliche Erdschicht und auf den Grasrasen wohlthätig einwirken.
Die Bäume erweitern die Vorräthe der unorganischen
Natur, zwischen ihnen und den Gramineen hat sich allmälig jenes
Gleichgewicht hergestellt, wie wir es vor Augen haben. Die Bäume
werden, je nach den Schollen wechselnd, dort vorzugsweise keimen
und gedeihen, wo das tiefere Erdreich von früheren Generationen
noch unberührt war, aber nach langen, unermesslichen Zeiträumen
müssen endlich auch die letzten Bodenschichten, die von ihren Wurzeln
berührt werden können, sich erschöpfen: so mag zuletzt der