Dem heutigen K lim a entsprechen sie , wie überall, so auch vom
malayischen Kontinent bis zu den Inseln der Siidsee. Nehmen wir
aber an, dass in einer früheren Periode der östliche Th e il des Archipels
seine Gebirge noch nicht besass und mit Australien verbunden
war, so mochte das australische K lim a bis zum Archip el reichen und
mit der Aend erung des Klimas musste auch die damalige Vegetation
verschwinden. E in e neue F lo ra entstand, aber in der F au n a , die
vom K lim a unabhängiger is t , konnte sich der frühere T y p u s länger
erhalten. Vielleicht ist die jetzige Periode als ein Zustand zu betrachten,
wo die australischen Thierformen N eu -G u in e a s im Aussterben
begriffen sind, weil die Jung lewä lde r ihrer E rn äh rung nicht
entsprechen. E s hat den Anschein, dass nur in gewissen Zeitpunkten
die schöpferische Th ä tigk e it auf gewissen Punkten der Erdoberfläche
erwacht, und dass in den langen Pausen die Natur nur das Bestehende
in seinen K äm p fen zu erhalten bestrebt ist. D ie Vegetation darf
stets als d e n T h ie re n , die sie ernährt, in der g eologischen Entwickelung
vorausgehend betrachtet werden. Während d e rZ e it , seitdem
die Gebirge und das feuchte K lim a von Neu-Guinea sich ausb
ild e ten , hat keine Sch öp fun g neuer Säugethiere stattgefunden.
Nur wenige Marsupialien und fast keine andere Mammalien sind auf
dieser grossen Insel aufg e fun d en 6*). A b e r in anderen Thierklassen
entstanden bereits der heutigen V eg e ta tion entsprechende Formen,
wie die Paradiesvögel, die in Australien unbekannt sin d, und die in
Neu-Guinea die Baumgipfel des Waldes umschweben, während der
Mittagssonne sich in ihrem L au b e verbergen. A u ch die Mollusken
sollen nach Ju k e s 8) die Torresstrasse nicht überschreiten. Indem
dieser Naturforscher durch seine Untersuchung des Barriere-Riffs
die von Darwin erkannte S enku ng Australiens besättigt fand, folgerte
er hieraus, dass N eu -G u in e a ehemals mit diesem Kontinent
zusammenhing, und dass erst nach erfolgter A bsonde rung die Mollusken
sich längs der neu entstandenen Küstenlinien ausbreiteten,
an der Guine a -K üste der M o lu k k en -T yp u s , g eg en übe r die australischen
Arten. Schon in der Tertiärzeit war der heutige Organisationstypus
Neuhollands au sg ep räg t, viel späteren Ursprungs scheinen
die endemischen Pflanzen und Thiere Neu-Guineas zu sein.
In der indischen F lo ra sind fast alle Pflanzenfamilien der Erde
vertreten, und zwar, wie es unter den Trop en gewöhnlich, in einer
gleichmässigeren Vertheilung als in den gemässigten Zonen. Oft
sind die G attungen artenreich, aber nicht in gleichem Maasse einzelne
der vorherrschenden F am ilien , deren Umfang in einem gewissen
Gleichgewichte steht. Im Monsungebiete sind ebenso, wie in We stindien
, die L e g um in o sen , Rubiaceen und Orchideen die grössten
Familien: zahlreicher als dort sind die Urticeen, ärmer die S yn an -
thereen. Die Abnahme der Gramineen und die Zunahme der Orchideen
unterscheidet die Tropenländer A sien s und Amerikas von denen
Afrikas. Nur wenige Gruppen sind der indischen F lo ra eigenthüm-
lich oder stärker als anderswo v e r t re ten , und auch diese sind nur
von geringem Umfang. D ie Aurantiaceen und die Dipterokarpeen
scheinen fast sämmtlich aus Indien zu stammen, die Balsamineen
grösstentheils. Zu der Gruppe der Aurantiaceen gehören nur etwa
6o bekannte A r t e n , von denen einige sich bis China oder zu den
Südseeinseln ve rbre iten: wenige werden im tropischen Australien
oder in A frik a aufg e fund en, ohne in A s ien bemerkt zu sein. V on
Dipterokarpeen kennt man bereits über io o Arten, unter denen nur
eine seneg ambisch , alle übrigen au f das tropische A sien beschränkt
sind (zwei Gattungen auf C ey lon , eine auf Borneo). V on 140 B a lsamineen
wachsen nur 5 in der nördlichen gemässigten Z on e , 20 in
Afrika und Madagaskar, alle übrigen im tropischen A sien und fast
nur auf dem F e stlan d e . Die übrigen Familien, deren Verbre itung scentrum
indisch ist, haben ebenfalls einen verhältnissmässig geringen
Umfang: es sind die C y rtan d ra c e en , E b en a ce en , Jasmineen und
Myristiceen.
Die Reihenfolge der vorherrschenden Familien wird in den
trockenen und feuchten Klimaten höchst ungleich se in, ist aber füi
die ersteren noch nicht festzustellen. Miquel hat in seiner F lo ra des
Archipels 6s) den Reichthum jed e r Familie angegeben. Nach seiner
Uebersicht, dieTür die feuchtwarme, bewaldete Aequatorialzone als
maassgebend betrachtet werden k ann , die F a rn e indessen nicht berücksichtigt,
stelle ich hier diejenigen Familien (nach Procenten der
Gesammtsumme der Phanerogamen) zusammen, welche in seiner
Flora über 200 A rten enthalten: L eguminosen und Orchideen (fast
7 Procent); Rubiaceen (6—7) ; Urticeen (5); Gramineen (fast 5) ;
Acanthaceen, Synanthereen und Cyperaceen (fast 3 ); Euphorbiaceen,
Laurineen, Palmen, Melastomaceen und Myrtaceen (2— 3).
Die nicht endemischen Bestandtheile der indischen F lo ra ordnen
sich nach dem geographischen Zusammenhänge mit den Nachbarländern.
D ie L a g e des Himalaja ausserhalb des Wendekreises b e günstigt
die Einwanderung der Gewächse aus Nordasien und Europ a.