^zwischen Holmestrand und Frederiksvärn, 59°N.B.] *?), berührt die
schwedische Westküste von Gothenburg, geht an der Ostküste nur
bis Kalmar [570] lS) und durchschneidet fast geradlinig den Kontinent
vom frischen Haff bei Königsberg aus über Polen bis Podolien I9)
und bis sie jenseits der Steppen in der Krim und am Kaukasus sich
wieder fortsetzt. Im europäischen Russland finden sich daher die
Buchenwälder nur in einigen westlichen Grenzprovinzen. In nordöstlicher
Richtung erhöht sich die Winterkälte sowohl als auch die
Vegetationszeit verkürzt wird. Die Frage, welcher dieser beiden
klimatischen Werthe es sei, wodurch die Buche von Osteuropa ausgeschlossen
wird, löst sich dadurch, dass die Winterkälte in Gothenburg,
wo sie noch gedeiht, strenger ist1?) als an der Westküste von
Norwegen und im Norden von Edinburg, wo sie nicht mehr vorkommt.
Eine Verkürzung der Vegetationsperiode auf einen Zeitraum
von weniger als fünf Monaten aber erträgt die Buche nicht.
Sie belaubt sich in Kopenhagen, nicht fern von ihrer Polargrenze,
zu Anfang Mai20), und zu dieser Zeit hebt sich dort die tägliche
Wärme auf 8° R. Nehmen wir an , dass die Buche ihre Blätter daselbst
wieder verliert, wenn die Temperatur unter diesen Werth gesunken
ist, so erhalten wir eine Vegetationszeit von fünf Monaten,
vom Mai bis zum September, und in der That dauert dieselbe noch
etwas länger, indem die Entlaubung erst etwa bei 6° eintritt. Jenseits
der Verbreitungsgrenze ist die Zeit, in welcher das Thermometer
sich über 8° hält, zu Christiania und Petersburg einen halben, zu
Stockholm einen ganzen Monat kürzer. Die Buche gehört zu den
Bäumen, welche ihre Entwickelungsperiode über jenes Maass hinaus
weder verkürzen noch bedeutend verlängern können. Gerade da, wo
ihre Vegetationslinie den europäischen Kontinent schneidet, erreicht
das Waldgebiet, von Nordwesten nach Südosten gemessen, einen
weit grösseren Durchmesser von Meer zu Meer als in Deutschland
und Frankreich, und somit liegt hier die Grenze des höher entwickelten
Seeklimas, welches der Buche die nöthige Zeit zur Entwickelung
einräumt. Deshalb eignet sich die östliche Buchengrenze
vor allen anderen Vegetationslinien dazu, die beiden Hauptabschnitte
der europäischen und der russisch-sibirischen Waldflora naturge-
mäss zu scheiden. Die erstere hat eine Vegetationszeit von fünf bis
acht, die letztere von drei bis fünf Monaten.
In einer gewissen Harmonie, und auf ähnliche klimatische Werthe
gegründet, verlaufen die Polargrenzen der Eiche von Skandinavien
Klima der russischen Eichenzone. 87
nach Russland und verschiedener Nadelhölzer, welche die Birke begleiten,
die letzteren von der lappländischen Baumgrenze durch das
nördliche Russland und Sibirien, bis zuletzt am Amur wieder andere
laubtragende Bäume auftreten. Nach den hiedurch bezeichneten
Verschiedenheiten des Waldcharakters lassen sich vier engere geographische
Abschnitte in dem Gebiete der russisch-sibirischen Flora
unterscheiden, die Laubwälder des mittleren Russlands diesseits des
Ural, die Nadelwälder, die den Norden und einen grossen Theil
Sibiriens bedecken, und die gemischten Bestände am Amur und in
Kamtschatka, die wiederum unter sich abweichen. Weit schwieriger
ist es, eine natürliche Gliederung der westeuropäischen Flora zu begründen,
wo die Vegetationslinien sich viel mannigfaltiger durchkreuzen.
Es erscheint daher passend, bei dieser Erörterung von den
einfacheren und ursprünglicheren Verhältnissen der russischen Flora
auszugehen.
Die Eiche (Quercus pedunculata) bildet im russischen Tief lande
einen breiten Waldgürtel zwischen dem finnischen Meerbusen und
der Steppengrenze, sie geht also ostwärts weit über die Buchenwälder
hinaus, jedoch nur bis zum Ural, dessen Kamm ihrer Einwanderung
nach Sibirien ein Ziel setzt. Die Polargrenze ist in Schweden ziemlich
unregelmässig, weicht jedoch in ihrem Gesammtverlauf vom
atlantischen Meere bis zum Ural nur wenig von den isothermen
Linien (2 — 30 R.) ab und ist schon aus diesem Grunde auf klimatische
Bedingungen zu beziehen. Von der norwegischen Küste [630] 2I)
senkt sie sich allmälig über Petersburg zur Breite von Perm [schwedische
Ostküste 6 i ° 22), Petersburg 6o° 23), Ural 5 8 ° ]2fi. Diese
Vegetationslinie ist dadurch merkwürdig, dass mit ihr fast überall
auch die Polargrenze der Weizenkultur 2s) zusammenfällt. Die Eiche
ist der charakteristische Baum in den Laubwäldern des mittleren
Russlands, und ihr Gebiet jenseits der Buchengrenze keilt sich westwärts
in Skandinavien zu einem ungleichmässig verschmälerten
Gürtel aus. Es ist also einleuchtend, dass die klimatischen Momente,
welche hier zu Grunde liegen, in einem anderen Verhältniss stehen
als diejenigen, welche die Buchengrenze bestimmen. Wenn dabei
die Verkürzung der Vegetationszeit mitwirkt, so überwiegt doch der
den Breitengraden entsprechende Einfluss der solaren Wärme. Kann
aber überhaupt von einer gegen die Buche verkürzten Vegetationszeit
die Rede sein, da die Eiche in Brüssel sechs, und in Petersburg
sogar noch fünf Monate belaubt ist ? 2Ö) Die Beobachtungen über die