keit findet, und den die Sommerdürre des kastilischen Plateaus ebenso
wie die des arragonischen Tieflandes auf eine schmale Höhenzone
von 1000 Fuss Breite einengt.
Bevor wir nun zur Charakteristik der Regionen in den einzelnen
Gebirgen übergehen, ist noch die Frage zu erörtern, nach welchen
Grundsätzen ihr Umfang zu bestimmen sei. Nach der Physiognomie
der Landschaft, sofern sie auf der Grösse gewisser Pflanzen und auf
dem geselligen Zusammenwachsen der Individuen beruht, wird man
geneigt und auch völlig berechtigt sein , über der immergrünen Region,
der eigentlichen Mediterranflora noch die beiden Abstufungen
der Bergwälder und der baumlosen Höhen zu unterscheiden, das
Bereich der ersteren als mitteleuropäisch und das der letzteren als
alpin aufzufassen. Aber es ist dabei zu erinnern, dass diese Vergleichungen
keine andere Stütze haben, als dass Gewächse von grossen
Verbreitungsbezirken und bestimmte klimatische Bedingungen von
den nördlichen Ebenen aus in den höher gelegenen Gebirgsregionen
des Südens wiederkehren, während sie hier mit einer viel grösseren
Anzahl von Pflanzen in gesellige Verbindung treten können, die
Nordeuropa und den Alpen fremd sind. Eben in dieser Beziehung
erscheinen die Gebirge des Mittelmeergebiets besonders lehrreich.
Sie sind nicht bloss viel reicher an endemischen Erzeugnissen als
die des nördlichen Europas diesseits der Alpen, sondern diese endemischen
Gewächse stehen auch nach ihrer Organisation der Mediterranflora
oft viel näher als den Vegetationscentren höherer Breiten.
Zu ihnen gesellen sich sodann noch die vom Klima unabhängigeren
Pflanzen des Südens, die leichter aus den Thälern auf die Höhen
wandern können als diese aus weiten Fernen Gewächse des Nordens
aufnehmen. So entsteht in den Gebirgsregionen ein buntes Gemisch,
so lassen sich in der alpinen Region der Sierra Nevada sechs verschiedene
Reihen von Arten nach ihrer Herkunft IJ3) unterscheiden.
Was sie unter einander verbindet und es möglich macht, das Ge-
sammtbild einer solchen Vegetation aufzufassen, beruht auf der
Gemeinsamkeit klimatischer Bedingungen, unter denen sie zu leben
bestimmt sind, und die sich in der Bildungsweise ihrer Vegetationsorgane
abspiegeln. Aber um die Grenzen der Regionen festzuhalten,
ist man genöthigt, einzelne, physiognomisch bedeutende, vorherrschende
Gewächse zu Grunde zu legen. Wo diese fehlen, verwischen
sich auch die Grenzen, je nachdem das Klima sich im vertikalen Sinne
allmälig ändert. So ist es erklärlich, dass, wo die Bäume ihre klimatische
Höhengrenze nicht mehr erreichen, die Pflanzen der alpinen
Region tiefer hinabsteigen, bis am Saum des Waldes die meisten
plötzlich aufhören, in dessen Schatten sie, des Lichtes bedürftig,
nun nicht weiter einzudringen vermögen.
Die Gebirge der spanischen Halbinsel entwickeln die beiden,
einer höheren Breite vergleichbaren Regionen erst an den dem Tafellande
aufgesetzten oder dasselbe einschliessenden Gebirgsketten,
weil hier die breite Zone der eigenthümlich spanischen Vegetation
zwischen der Mediterranflora und dem Waldgürtel eingeschaltet ist.
Hierauf gründet sich die Bedeutung Spaniens für die Schafzucht, wo
die aromatischen Tomillares des Hochlandes während des Winters
einen trefflichen Weidegrund darbieten, wo dieHeerdenEstremaduras
und Kastiliens, wie in den Hochsteppen Vorderasiens, im Mai auf die
entlegenen nördlichen Gebirge Asturiens und Aragoniens getrieben
werden und im Herbste nach Süden zurückkehren. Wiewohl es über
die Regionen mancher spanischen Gebirgsketten an Nachrichten nicht
fehlt, so gewähren doch nur diejenigen, welche wir Boissier über die
Sierra Nevada verdanken II4), eine vollständige Uebersicht der vertikalen
Anordnung der spanischen Flora :
o—2000'. Immergrüne Region der Zwergpalme;
2000—5000' (4500' am Nordabhang). Immergrüne, spanische
Region oder Region der Cisten;
5000 (4500) — 6500'. Waldregion (Region der Kiefer) ;
ö^oo—uooo'. Alpine Region, darin Grenzen der grösseren
Sträucher bei 8000'.
Die Region der Zwergpalme besteht an der Küste von Granada aus
Maquis und Matten, einheimische Bäume sind selten, einjährige Gewächse
überwiegend. In der zweiten Region, in welcher die Städte
Granada und Ronda liegen, ändert sich die Physiognomie der Landschaft
nur wenig, aber lichte Waldungen von Nadelholz und immergrünen
Eichen treten auf, die Formationen der spanischen Steppe
wechseln mit den Maquis, in denen nun die Genisteen und Cisten
vorherrschen, die Sträucher und Stauden werden mannichfaltiger als
die einjährigen Pflanzen, und in den Matten scheiden sich deutlicher
die Tomillares von der harten Rasendecke des t>sparto und anderer
ähnlicher Grasformen. Die Selbständigkeit dieser dem spanischen
Tafellande entsprechenden Region, die klimatisch durch den winterlichen
Frost und Schneefall ausgesprochen ist, beruht also weniger
auf den Formationen als auf gewissen Pflanzenformen und darauf,