welche die höheren Abhänge bekleidet (Caragana versicolor). Aber
auch die Gesträuchformationen sind selten und finden sich nur da,
wo die Feuchtigkeit im Boden sich sammelt65). So begleiten auch
die Flüsse Tamarisken, Weiden und ähnliche Gebüschformen. An
den Berggehängen, die von schmelzendem Schnee getränkt werden,
wachsen zahlreichere Weidenarten mit jener Caragana in Gesellschaft.
Ueberhaupt zeigt sich eine durchgreifende Verschiedenheit zwischen
der Vegetation derThäler und des geneigtenBodens über denselben:
allein dies sind nicht, wie Thomson meinte, zwei durch Höhe und
Klima gesonderte Regionen, sondern durch den Bodeneinfluss und
dessen verschiedenartige Befeuchtung gesonderte Pflanzenformationen.
Die Beschränkung des Begriffs einer alpinen Region auf die
oberen Abhänge passt hier um so weniger, als auch dieThäler ebenso
wohl alpine Gattungen enthalten und der Charakter der ganzen Flora
daher auf der Vermischung von arktischen und Steppen-Formen
beruht. Darin besteht eben die Eigenthümlichkeit Tibets, dass die
Klimate der Steppe und der alpinen Regionen hier verbunden sind,
dass auf dem dürren Boden die Vegetationszeit durch die Trockenheit
der Luft und am fliessenden Wasser durch die Dauer des Winters
verkürzt wird. Aber auch in den Flussthälern sind die Steppenpflanzen
noch mehr als auf den Bergen begünstigt, weil sich häufig in alten
Seebecken ein salzhaltiger Boden findet, der dann sofort Chenopodeen
und Artemisien hervorruft. Der wesentlichste Unterschied des landschaftlichen
Charakters der Thäler und . der Gebirgsabhänge besteht
offenbar darin, dass jene eine zusammenhängende Pflanzendecke
erzeugen können, und dass diese grossentheils eine pflanzenlose
Wüstenei darstellen, weshalb Jacquemont ?8) mit Recht an den Pässen
des Spiti-Thals von einer 2000 Fuss breiten, nackten Region zwischen
der Vegetationsgrenze und der Schneelinie sprach : dies ist ein Gegensatz,
der nicht auf der Temperaturabnahme, sondern auf der Ver-
theilung des fliessenden Wassers, der ersten und nothwendigsten
Bedingung des Pflanzenlebens in einem so trockenen Klima, beruht.
Allein die Oede der Natur auf einem grossen Theil der Oberfläche
des Gebirgs, die im Himalaja keine Sennwirthschaft sich hat entwickeln
lassen, wird einigermaassen durch das ungemein hohe Ansteigen
alpiner Pflanzenformen auf befeuchtetem Boden ausgeglichen.
Die höchste phanerogamische Vegetation Tibets fanden die Gebrüder
Schlagintweit79) in dem Niveau von 18590 Fuss, gegen 600 Fuss
oberhalb der Schneegrenze. Nirgends ist die Unabhängigkeit der
Steppenflora von dem Niveau deutlicher ausgedruckt als in T ib e t,
wo man Gräser von b e son d e rem B au findet, die zugleich in dem kasnischen
D ep re ssionsg ebiet einheimisch s in d 8o) .
V on der Gobi sind nur die östlichen Gegenden naher erforscht
worden, wo diese S tep p e auf dem W e g e von Sibirien nach Peking
gekreuzt wird, und wo sie über die russische Grenze in Daunen ein
tritt A b e r g erade das W e n ig e , was man vom K lim a und von der
Kultur der westlichen Landschaften (von Thianschannanlu) weiss,
ist von besonderer Bedeutung . Hier erhebt sich über e ‘ ne
blühender S tädte der Thianschan beinahe waldlos, indem dei W a -
gürtel dieses hohen Gebirgs grösstentheils seinen ausseren A -
dachungen anzugehören scheint, die dem songarischen T ie f an e zugewendet
sind. In gleichen Breiten mit Buchara und der K irg isen steppe
g e le g en , aber diesen Tiefebenen als ein östliches Tafelland
o-egenüber stehend, erstreckt sich die G o b i, vom Thianschan un
Altai im Norden und im Westen vom B o lo r begrenzt is zu en
flachen Stromgebieten Chinas. Diese R an d g eb irg e , welche sie nebst
dem Künlün im Südwesten und dem Chingan im Osten umkranzen
sind an mehreren Stellen durch weite Lücken unterbrochen, wodurc
die Vermischung ihrer Steppenflora mit den Erzeugnissen anderer
Gegenden erleichtert wird: solche Uebergänge finden sich zwischen
dem Thianschan und Altai zur Kirgisensteppe, im Osten des Kun un
zu Tibet, und im damischen Ononthal (50° N . B . ) , welches das
Apfelgebirge von Chingan trennt, zu Sibirien Auch an der chinesischen
Seite scheinen ununterbrochene Abdachungen zum Tief lande
vorzukommen. Das Niveau der Gobi ist durch Messungen nur an
einigen Orten81) bekannt, wo es dem der persischen Hochebene
entspricht (4000 Fuss) und auch, wie diese, tiefer emgesenkte Landschaften
einschliesst. . , t-
Auf das Klima üben die Randgebirge einen bedeutenden E
fluss. Im mongolischen Osten, wo jene offene V e rb in d u n g mit S ib irien
besteht und auch die Polhöhe zunimmt (42— 50 N. B.) ist d
kontinentale Wärmevertheilung stark ausg epräg t, im turkestamschen
Abschnitt zwischen dem Thianschan und Künlün (37 43 ) n e
wir mit gleichfalls hoher Sommerwärme einen so milden Win er g e p
aart, wie man im Herzen von A s ien und auf hoher Grundflac
(4250 Fuss) durchaus nicht erwarten sollte. D ie se Ersche inung ,
durch die Kulturprodukte des L an d e s angedeutet, beschäftigte Humb
o ld t82) lebhaft. D en Weinbau von Hami (43° N. B.) zu Grunde