den Gewächsen, welche mit der Bodenkultur unabsichtlich verbreitet
wurden, auch wirkliche Sträucher28) , welche die Pflanzungen der
Bäume begleiten, oder, wenn die Plantagen verlassen werden, sich
massenhaft ausbreiten. Hierzu gehören auch die Gebüsche von verwilderten
Orangen, welche besonders in Cuba häufig sind und, da
sie schon vor der Zeit der Europäer in Westindien vorhanden gewesen
sein sollen 29|| auf vorhistorische Verbindungen Amerikas mit
Asien schliessen lassen.
Die weiten Wohngebiete der Wasser- und Sumpfpflanzen sind
eine allgemeine Erscheinung, die alle Zonen und die entlegensten
Florengebiete der Erde unter einander verbindet. Sie erklärt sich
theils aus der Verbreitung der Samen durch Zugvögel, theils daraus,
dass die Temperaturunterschiede des Wassers geringer sind als die
der atmosphärischen Luft. Die tropischen Litoralpflanzen werden
durch die grossen oceanischen Strömungen von einer Küste zur andern
geführt, wo sie ähnliche physische Bedingungen wiederfinden:
manche bewohnen den Mangrovewald, dessen Erzeugnisse zum Theil
in allen Tropenländern übereinstimmen. R. Brown stellte die ersten
Verzeichnisse solcher transoceanischen Gewächse zusammen und
meinte 3°) . dass ihr Samen meist einen sehr entwickelten Keim enthalte
und dadurch eine längere Dauer der Lebenskraft verbürge.
Seitdem ist eine bei Weitem grössere Anzahl bekannt geworden, und
nun erscheinen die Verschiedenheiten ihres Baues so viel grösser,
dass jene Ansicht sich nicht länger festhalten lässt. Die Mittel,
durch welche die zu so weiten Wanderungen erforderliche Dauer der
Keimfähigkeit erhöht wird, sind nicht überall erkennbar.
Neben den Küstenpflanzen und denen, die durch die Kolonisation
verbreitet sind, giebt es auch einige Gewächse des Binnenlandes
3I) , die das atlantische Meer innerhalb der Tropen überschritten
haben. Aber auch hier weist ihr Vorkommen in den Uferwaldungen
der Flüsse häufig daraufhin, dass ihre Früchte mit dem
fliessenden Wasser in das Meer gelangen und von dessen Strömungen
aufgenommen werden konnten. Das Meerwasser in seiner Ruhe ist
die wirksamste Schranke gegen die Vermischung der Vegetations-
centren, durch seine Bewegungen befördert es sie unter der Voraussetzung,
dass Küsten mit entsprechendem Boden und Klima von den
Strömungen wirklich berührt werden. Dies ist mit den grossen Aequa-
torialströmen nicht der Fall, von denen der atlantische erst in einem
gewissen Abstande von Afrika anhebt und der pacifische von der
wüsten Küste Perus ausgeht und Asien nicht erreicht. Die transoceanischen
Wanderungen der Pflanzen gehen in den meisten Fällen
nicht, wie diese, von Osten nach Westen, sondern in beiden Meeren
von Westen nach Osten. Ueber das atlantische Meer haben sich
ursprünglich amerikanische Gewächse an der afrikanischen Küste
angesiedelt32). Der Golfstrom , der die Verbindung zwischen Cuba
und Florida hemmt, ist der Träger schwimmender P'rüchte nicht blos
zu den Bahamas , sondern auch zu den Bermudas, und zuletzt auch
die einzige Bahn, auf welcher sie zu den Kontinenten der alten Welt
gelangen können. Die Bermudas (32°N . B.) , ein den Bahamas
ähnlich gebauter, aber über 200 g. Meilen von ihnen entlegener
Archipel von Korallenkalk, haben zwar einige eigenthümliche Landmollusken
erzeugt, scheinen aber kein abgesondertes Vegetationscentrum
zu besitzen, sondern ihre Flora theils von Westindien, theils
von den Südstaaten des Festlandes entlehnt zu haben33). Sie sind
zum grossen Theil von Wäldern der Bermuda-Ceder [Jiinipenis
barbadensis) bedeckt, unter deren Schutz die trefflichsten Orangen
gezogen werden.
Nach ihren endemischen Erzeugnissen verglichen, verhalten
sich die Inseln eines Archipels ebenso zu einander wie zum Festlande.
Das Meer hemmt den Austausch ihrer Vegetationscentren
und erhält sie in ihrer ursprünglichen Absonderung. Mein Katalog
westindischer Pflanzen, in welchem indessen Haiti und Portorico
wegen Mangels an Htilfsmitteln unberücksichtigt geblieben sind, enthält
nach Ausschluss der Insel Trinidad, die passender mit Venezuela
verbunden wird, unter etwa 4500 Gefässpflanzen 2240 endemische
Arten. Abgesehen von den Farnen, die leicht über das Meer
sich verbreiten können, und von den Orchideen, deren Wohngebiet
nicht genügend bekannt ist, wurde mehr als die Hälfte der endemischen
Gewächse (1270) nur auf einer einzigen Insel beobachtet34).
Die Vertheilung richtet sich zunächst nach der so ungemein verschiedenen
Grösse der einzelnen Inseln, aber diese ist keineswegs allein
entscheidend. Cuba, mit einem Areal, welches beinahe die Hälfte
von ganz Westindien umfasst35), hat bei Weitem die meisten endemischen
Arten geliefert 1)929) , aber verhältnissmässig hat sich bis
etzt das zehnfach kleinere Jamaika doch noch bedeutend reicher
erwiesen (mit 275 Arten). Eine ungleiche Ergiebigkeit zeigen auch
die kleinen vulkanischen Antillen, wo von Dominica die meisten (29)
eigenthümlichen Arten bekannt wurden. Endlich konnten kaum