den Niederlassungen in den Pampas und mit den Versuchen des
Ackerbaus wächst die Gefahr des Verdrängens der Gräser durch
fiemde und weniger nutzbare Pflanzen, deren Samen, vom Winde
oder mit den Getraidekörnern herbeigeführt, leichter aufgeht, wenn
der lockere Untergrund durch die Bearbeitung des Bodens aufgewühlt
worden ist, weswegen man auch gewisse Ruderalpflanzen stets der
Anlage von Gehöften folgen sieht. Von der Artischockendistel weiss
man, dass die ersten Samen um das Jahr 1769 in den Haaren eines
Esels von Spanien kamen, und wenn man jetzt sieht, wie sie in
einem zwar ähnlichen Klima, aber doch viel kräftiger als in ihrer
Heimath, und in einer dort unbekannten Geselligkeit sich ausgebreitet
hat, so erkennt man darin einen der anschaulichsten Beweise für die
Einheit der Vegetationscentren. Denn wie könnte solchen Erscheinungen
gegenüber die Meinung aufrecht erhalten werden dass die
Arten der I flanzen überall entstanden seien, wo die physischen Bedingungen
ihrem Fortbestehen entsprechend sind.
Unterbrochen wird ferner die so gleichmässig gebildete Grasflur,
wo das fliessende Wasser kein hinreichendes Gefälle hat. Hier
erhebt sich Rohrgras5) so hoch, dass es zwar nicht einen Reiter, jedoch
sein Pferd verbirgt. Es ist dies eine dem Pfeilgrase des tropischen
Amerika nahe verwandte, aber kleinere und auch in Chile
vorkommende Art [Arundo Quito), deren silberglänzende Rispen
sich ebenso, wie bei jenem, garbenförmig ausbreiten und »im Winde
sanft bewegt werden«. Dies ist das erste Beispiel von brasilianischen
I flanzenformen, die in den Pampas noch einzelne Vertreter und erst
in einem gewissen Abstande vom Wendekreise ihre südliche Grenze
finden. So kommen auch noch Bambusen in Corrientes und am Parana
vorIj;, ebenso Agaven, diese vielleicht nur eingeführt, Bro—
melien, und auf den Inseln und in den Uferwäldern des Stroms
holzige Lianen aus tropischen Familien l8), eine Scitaminee und einzelne
atmosphärische Orchideen.
Von Bäumen aus brasilianischen Gattungen sind nur wenige in
den bewaldeten Gegenden des Pampasgebiets bekannt geworden, im
Uferwalde des Uruguay eine Dalbergiee [Machaerium), eine Bom-
bacee mit angeschwollenem Stamm in den Sierren von Catamarca5).
Aus tropischen Formen bestehen aber auch die weit ausgedehnten,
lichten Waldungen im nördlichen Theil der Chanarsteppe: es sind
dies reine Bestände entweder von Algaroben (der Mimosee Prosopis)
oder von Bäumen, denen die Belaubung der Olive und Sykomore
zukommt, und die, noch nicht näher untersucht, unter dem Namen
Quebracho T9) zusammengefasst werden. Weniger unvermischt ist der
Baumschlag in den Waldgürteln am Fuss der kahlen Gebirge von
Tucuman und Cordova, dort hauptsächlich aus Laurineen, hier aus
einer Rutacee der Tamarindenform (.Zanthoxylum) gebildet5). Die
durchbrochenen Laubkronen der Algaroben lassen dem Lichte freien
Zugang; einzelnen Lianen (Asclepiadeen) und Epiphyten (.Loranthus
und Tillandsia) wird dadurch freie Entwickelung zu Theil, und auch
die Sträucher am Boden erreicht die helle Beleuchtung. Die Kronen
der Algaroben mögen sich berühren, ohne dass das Wachsthum
dieser Gewächse behindert ist; weitläuftiger sind die Quebracho-
Stämme mit ihrem ungetheilten Laube angeordnet.
Aus manchen einzelnen Zügen kann man ersehen, unter welchen
Bedingungen der Baumwuchs steht und sich dem Regenmangel der
Pampas gegenüber behaupten kann. Die Waldungen finden sich
entweder erst in den feuchteren Grenzbezirken oder an den von dem
Seewinde getroffenen Ostabhängen der Gebirgszüge, in den Anden
aber nicht mehr, wo die Luft bereits zu trocken ist. Die Bäume sind
von geringer Grösse und erheben sich aus dem Gesträuch in offenen
Beständen mit schwacher Belaubung: nur der Lorbeerwald von
Tucuman, wo der Regen reichlicher fällt, spendet, nachdem die
sonnigen Ebenen durchwandert sind, erfrischenden Schatten. Die
beschränkte Stammhöhe der Ufer- und Inselwälder, die vom Grundwasser
des Platastroms getränkt werden, möchte eine Folge der
Weiche des sumpfigen Erdreichs sein: doch ist ihr Anblick anziehend
durch üppiges Wachsthum und Mischung der Formen. Auch hier
herrscht die durchbrochene Belaubung der Leguminosenbäume 2°),
aber gemischt mit dem Weidengehölz, mit immergrünen Laurineen
und verwilderten Orangen und Pfirsich, umwunden von Lianen und
geschmückt mit ihren Blumen und denen der Schattenpflanzen. Unter
den einheimischen Bäumen ist der Ombu (die Phytolaccee Pircunia
dioeca) dadurch bemerkenswerth, dass er in der Grassteppe wegen
seines raschen Wachsthums und seiner schattenden Krone häufig angepflanzt
wird: in Spanien hat man ihm den ansprechenden Namen
Belombra beigelegt. Für das Klima der Pampas scheint sich der Baum
dadurch besonders zu eignen, dass sein Holz5) vielleicht das lockerste
ist, das man kennt, die Jahresringe zerbrechlich und lose, wie Pappbogen,
an einander gelegt, der Stamm von der Stärke einer Eiche
und über dem Boden von hohen Holztafeln gestützt, wodurch seine
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