deren Physiognomie von der der indischen Flora völlig verschieden
ist. Schon Försters?) fand den Gegensatz gegen die Neu-Hebriden.
die er eben verlassen und wo die tropische Vegetation auf das Uep-
pigste entfaltet sei, höchst auffallend, Neu-Kaledonien gleiche vielmehr
dem australischen Kontinent, in den Wäldern fehle das Unterholz,
auf einer dürren Grasflur seien Myrtaceenbäume (.Melaleuca)
in weitläufigen Abständen zerstreut, der steinige Boden der öden
Berge lasse auf die Trockenheit des Klimas schliessen. Die Insel
wird nur durch Solstitialregen (Januar bis April) befeuchtet: die
Dürre der übrigen Monate ist offenbar dadurch bedingt, dass der
Passatwind den Küsten und der von Nordwest nach Südosten streichenden
Gebirgsaxe entlang weht.
Sind aber auch die Formen der Vegetation denen des tropischen
Australiens ähnlich, so ist doch die maritime Entfernung (150 g. Meilen)
zu gross, als dass ein erheblicher Austausch stattfinden könnte,
und einige der grössten kontinentalen Familien und Gattungen sind
auch unter den endemischen Arten nur schwach oder gar nicht vertreten.
Das Verhältniss des Endemismus zu der geographischen
Lage und zu den klimatischen Analogieën erkennt man an den
Nadelhölzern, welche im Süden von Neu-Kaledonien und auf der benachbarten
Ile des Pins stattliche Hochwälder bilden (Araucaria):
verwandte, aber selbständige Arten gleicher Gattung bewohnen das
tropische Australien und Norfolk, dann kehrt dieselbe, in Neuseeland
fehlend, in Südamenka noch einmal wieder. Von endemischen Gattungen
sind in Neu-Kaledonien bereits zwanzig anerkannt worden,
unter denen die Myrtaceen und Saxifrageen dreimal, die Tiliaceen
und Euphorbiaceen zweimal Vorkommen und die übrigen unter
10 verschiedenen Familien sich vertheilen.
1 3 . N o r f o l k . Zwischen Neu-Kaledonien und Neuseeland
liegt die kleine Gruppe der Norfolkinseln (% g. Q.-M.), die durch
ihre endemische Conifere (.Araucaria excelsa) merkwürdig ist, eine der
schönsten der Erde, von welcher Bäume von 180 Fuss Höhe und
18 Fuss Durchmesser beobachtet worden sind58). Ausserhalb des
Wendekreises gelegen (290 S. B.) und wenig fruchtbar, hat Norfolk
doch unter seinen endemischen Erzeugnissen manche tropische Be-
standtheile (z. B. Urticeenbäume, Freycinetia). Uebrigens schliesst
sich die Flora59), welche 6 endemische Gattungen aus 5 verschiedenen
Familien geliefert hat, durch eine Palme [Areca Baueri) und
zwei endemische Farnbäume (.Alsoplnla excelsa, Cyathea) näher an
Neuseeland als an das 200 g. Meilen entfernte Australien, und von
dort hat sie auch eine charakteristische Liliacee (.Phormium tenax)
entlehnt.
Zwischen Norfolk und Australien, aber doch näher der Küste
von Sydney (75 : 125 g. Meilen) liegt die Lord-Howe’s Insel (311 f f
S. B.), deren Flora sich demohngeachtet an das Centrum von Norfolk
anschliesst und mit Australien sehr wenig Verwandtschaft zeigt60.
14. N E U S E E L A N D . Nach ihrer geographischen Lage in der
gemässigten Zone (340 — 48° S. B.) und nach der Feuchtigkeit
des Klimas6l) stehen die neuseeländischen Inseln dem südchilenischen
Waldgebiete näher als Australien. Sie verhalten sich zu diesem
letztem, doch nur wenig über 200 g. Meilen entfernten Kontinent
wie die antarktische Flora Amerikas zu den Pampas, wie ein waldreiches
und ergiebigem Kornbau geöffnetes Küstenland zu dürrem
Steppenboden, wo nur die Viehzucht blühen kann. Die Urbewohner
Australiens blieben wegen der Schwierigkeit ihres Unterhalts wenig
zahlreich und verharrten auf der niedrigsten Stufe menschlichen Daseins
: in Neuseeland lebt der kräftige und bildungsfähige Stamm
der Maori’s, dem die Natur zur Ernährung ein geselliges Farnkraut
[Pteris esculenta), ein anderes Gewächs (.Phormium tenax) zur Bekleidung
gewährt hat. Wenn auch reich bewässert und zu vulkanischen
Berggipfeln, auf der Süd- oder Mittelinsel zu einer hochalpinen
Kette (12400 Fuss) hoch über die Schneelinie sich erhebend, unterscheidet
sich Neuseeland doch dadurch von dem antarktischen Gebiete
Südamerikas, dass es nicht so dicht wie Chiloe von Wäldern
bedeckt ist, sondern dass offene, keineswegs malerische Hügellandschaften
besonders an der Ostseite einen grossen Raum einnehmen.
Hier werden die Farne zu Stellvertretern der Gräser, sie bedecken,
mit Gesträuchen wechselnd, unermessliche Strecken offenen
Landes62), und auch der Wald ist überreich an Kryptogamen65).
Kein Land der Erde kommt Neuseeland an massenhaftem Farn-
wuchse gleich, wodurch die Vegetation jenen ältesten Floren der
Vorwelt ähnlich wird, in deren Ueberresten die kryptogamischen
Gefässpflanzen vorwalten. Durch die gleichmässige Wärme der
Jahrszeiten61), welche Neuseeland mit den übrigen Ländern dieser
südlichen Breiten theilt, ist hier zugleich die Analogie mit dem Klima
tropischer Gebirge am grössten.
Der immergrüne Wald ist gemischt, wie unter den Tropen,
deren Ueppigkeit und Fülle doch nicht erreicht wird, wenn auch,