Thianschan und nördliche Parallelketten des A 1 atau
[42—46° N. B .]io9).
Steppenregion am Nordabhang bis 4000'.
Irrigirtes Kulturland daselbst 1500—4000'.
Waldregion aus P i n u s S c li r e n k ia n a . 4000—7600'.
Alpine Region. 7600—11200' (Schneelinie am Alatau ; 11540' am Thianschan).
Alpine Sträucher bis 9000'.
Inir die botanische Untersuchung des Kaukasus ist zwar schon
in früherer Zeit durch Marschall von Bieberstein, Meyer und Andere
viel geleistet, aber doch musste dieKcnntniss dieses zur Vergleichung
mit den Alpen so wichtigen Gebirgs bis zur Unterwerfung der unabhängigen
Stämme eine lückenhafte bleiben. Seitdem sind Ruprecht
zu den Sitzen der Lesghier in Daghestan und Radde zu denen der
Tscherkessen im westlichen Kaukasus vorgedrungen, allein die Ergebnisse
ihier Porschungen sind bis jetzt nur fragmentarisch mit-
getheilt worden. Dieses Wenige ist indessen gerade für unsere
Zwecke vergleichender Darstellung besonders werthvoll. Obgleich
es an Verknüpfungen der kaukasischen Flora mit den Alpen auf der
einen, mit den asiatischen Gebirgen auf der anderen Seite nicht fehlt,
so sind doch zahlreiche Pflanzen eigenthümlich, wie die isolirte Stellung
dieses grossen Erhebungssystems erwarten lässt. So führt
Ruprecht Io6) es als eine bemerkenswerthe und sicher festgestellte
Thatsachean, dass die Vegetation von Talüsch, die mit der persischen
Gebirgsflora in näherer Verbindung steht, durch die Steppendes
Kurthals vom östlichen Kaukasus völlig gesondert bleibt.
. Die Wälder, die einen grossen Theil des Kaukasus bedecken,
steigen an der nordöstlichen Abdachung Daghestans höher hinauf als
auf der südwestlichen. Der Sommerpassat, an sich zwar trocken
aber über dem kaspischen Meere mit Wasserdampf erfüllt, verliert,’
an der nördlichen Gebirgsseite hinaufwehend, seine Feuchtigkeit’
während am Südabhange selbst der Westwind von einem heiteren
Himmel begleitet wird22) . Hieraus erklärte Abich diesen Gegensatz
der Waldregionen Daghestans und der dürren Südseite des Schach-
dagh, wo er bei westlichem Winde in der Höhe von 11300 Fuss auf
schneefreiem Boden eine ungemein niedrige Dunstspannung beobachtete.
Hier ist also auch die Schneelinie stärker als dort elevirt108).
Dasselbe ergab sich aus der Vergleichung von Ruprecht’s Messungen
der Birkengrenze in Daghestan mit denen Radde’s im tscherkessi-
schen Kaukasus I0?), indem sich die ersteren auf den nordöstlichen
die letzteren auf den südwestlichen Abhang der Hauptkette beziehen.’
Ob indessen die Nordseite des westlichen Kaukasus sich ebenso verhalte
wie die des östlichen, ist noch unbekannt: wahrscheinlich wird
hier der Einfluss der Exposition minder bedeutend sein. Denn der
Unterschied der Baumgrenzen in Daghestan und Abchasien ist wahrscheinlich
eben darin klimatisch begründet, dass der Sommerpassat
dort durch das kaspische Meer mit Wolken gespeist wird und dieselben
höher hinauftreibt, während die Gegenwinde des Pontus die
Feuchtigkeit an den waldigen Vorbergen von Kolchis entladen und
den Plauptkamm des westlichen Kaukasus nicht erreichen. In den
höheren Regionen scheint der von den russischen Steppen kommende
Wind im Sommer die Herrschaft zu behaupten und durch seine
Trockenheit den Waldwuchs einzuschränken. Die Schwankungen
der Baumgrenze sind überhaupt im Kaukasus ebenso wie die der
Schneelinie sehr bedeutend, so dass ihre klimatische Gesetzlichkeit
nicht leicht zu erkennen und eine umfassendere Sammlung derThat-
sachen zu wünschen ist. Wo die Wälder zurücktreten, pflegt auch
die alpine Flora tiefer hinabzusteigen. Viele Gegenden selbst des
feuchten Daghestans fand Ruprecht waldlos, und nicht selten muss
die kaukasische Alpenrose (Rhododendron caucasicmn) das Brennholz
ersetzen Io6). Auch im centralen Kaukasus, inOssetien, ist der PIolz-
mangel fühlbar IID) , oft bedekt hier kaum ein armseliges Gestrüpp
den Boden, welches aus der Rhamnusform und aus mitteleuropäischen
Dornsträuehern gebildet wird.
Nicht die Trockenheit des Klimas allein steht der Bewaldung
entgegen, sondern auch der Bau des Gebirgs. Die Alpen an Ausdehnung
übertreffend, aber nur zu einem einfachen Hauptkamm sich
erhebend, entbehrt der Kaukasus der symmetrischen Bildung grosser
Längsthäler, in denen die fruchtbaren Erdkrumen sich leichter sammeln
können. Die Seitenarme der Hauptkette dehnen sich zwischen
unregelmässigen Thalschluchten zu wasserarmen und deshalb wald-
entblössten Hochflächen aus, an deren schroffen Gehängen nur die
Gewächse des Felsbodens eine grössere Bedeutung erlangen. Die
Niederschläge sind reichlich genug, um auch von den Hochebenen
die Steppenpflanzen auszuschliessen, und hiedurch unterscheidet sich
der Kaukasus von den übrigen Gebirgen Vorderasiens, aber das
Wasser wird auf der Oberfläche der Schiefergesteine nicht zurückgehalten
und findet auch in den Thälern wenig Raum, befruchtend
zu wirken. Der zerrissene Boden Ossetiens ist zur Erzeugung von
Humus wenig geeignet, und deshalb, bemerkt der Reisende Koch,