Das Ta felland mit Einschluss der Wüste K a lahari unterscheidet
sich von der S ah a ra in klimatischer Beziehung nicht bloss dadurch,
dass es stärkere Niederschläge em p fä n g t , sondern dass dieselben
auch in die entgegengesetzte Jahrszeit, in den Somm e r fallen, wie in
Sudan. E s ist gewiss eine merkwürdige und nicht ganz einfach zu
erklärende E rsch e in u n g , dass die beiden Wüsten A frik a s bei gleichem
A b stan d vom A equ a tor und bei ähnlicher Bildungsweise und
Unsicherheit der Niederschläge sich doch so verschieden verhalten,
dass die Entwickelung der Pflanzen in der S ah ara in den Winter, in
der Kalah ari in den Sommer fällt. In beiden F ä llen sind es nämlich
Gewitterschauer +) oder der Gewitterbildung ähnliche Regengüsse,
die eine Masse von Wa sser liefern und dann wieder lange Zeit aus-
ble iben, in der K a lah ari nicht selten ganze Jah re hindurch, in der
S ah a ra während noch viel längerer Perioden. Die Niederschläge
fallen zwar in Sudan und in der K a lah ari unter der gleichen Bedingung
des Zenithstandes der S o n n e , aber in Su d an wiederholen sie
sich zu ihrer Jahrszeit so sicher und mit solcher E rg ieb ig k e it, dass
sie grosse Stromsysteme mit W a sser füllen und überall das Füllhorn
tropischer Natur e rg ie s sen , während in der Kalahari die Flussbetten
meist trocken da liegen und nur kurze Z e it bald wieder versiegendes
oder hier und da zu Quellen sich aufstauendes Wasser führen. Je
länger die Sonne in der Nähe des Zeniths verweilt, desto stetiger
wird der aufsteigende L u ft s t rom , der die Niederschläge erzeugt. In
den Wendekreisgegenden, wo diese Periode allmälig immer kürzer
w ird , ist die A usbildun g aufsteigender L u ft s t röm e , wie in höheren
B reiten, eine vorübergehende Erscheinung. Um eine K ra ft zu
gewinnen, die g ross g enu g ist, Gegenströme und dadurch Gewitterschauer
hervorzurufen, kommt nun weniger der Stand der Sonne
selbst als die örtliche Ungleichheit der A tmosphäre und des Bodens
in Betracht, die A tmosphäre nach ihrer Bew ölkung , der Bod en nach
seiner verschiedenen Erwärmungsfähigkeit. So lch e Wirkungen sind,
sofern es auf örtliche Gegensätze der Temperatur ankommt, in allen
Jahrszeiten möglich, aber die Wintergewitter sind Ausnahmen, weil
der hohe Stand der Sonne die Gegensätze stärker ausbildet. Die
S ah a ra mit ihren Wintergewittern ist daher in bedeutendem Nach-
• theil g eg en die Ka lahari, wo man im Sommer eine reichliche Bewässerung
erwartet. S e lb st in Nordeuropa giebt es eine G e g e n d , die
Westküste Norwegens, wo fast nur Wintergewitter Vorkommen, die
in unseren Breiten so selten sind. Aehnlich ist also das Verhältniss
der Sahara zur K a la h a r i, aber in A f r ik a , wo die Bewegungen der
Atmosphäre so viel einförmiger und einfacher gereg e lt sind, ist diese
Erscheinung doch verständlicher als in Europ a .
In der trockenen Wüstenluft ist noch eine besondere Bedingu ng
für die Bildung von Niederschlägen zu erfüllen, es müssen dampfreichere
Regionen, wenn nicht in den unteren, so doch in den oberen
Schichten der Atmosphäre vorhanden sein, und dieser Wasserdampf
kann nicht durch Verdunstung an Ort und Stelle entstehen, sondern
nur von auswärts herbeigeführt werden. Man muss annehmen, dass
die Wintergewitter der S ah ara aus dem Antip a ssa t ihre Niederschläge
entlehnen, weil dies hier die einzige Quelle der Feuchtigke it ist, die
der A equator über die Wüste aussendet, wogegen der P a ssa t, von
dem asiatischen Kontinent herüberwehend, eben deshalb so wenig
Dampf enthält wie vielleicht nirgends weiter auf der E rd ku g e l. D ie
Kalahari steht ebenfalls unter dem Einfluss des Pa ssa tw in d e s, aber
hier ist es ein Südostwind, der, wenigstens im Sommer, seinen U r sprung
im indischen Ocean hat und deshalb Wasserdampf mit sich
führt. Zwar verliert der Somme rp assa t an der Küstenterrasse von
Natal seine F euch tigke it, aber dies gilt nicht von den oberen Schichten
dieses Windes, der über dem Gebirge ungebrochen hinübergleitet
und daher seinen W asserd am pf dem inneren Tafellande zuführt.
Denn die Luftsäule, welche als Passat sich bewegt, reicht weit höher
in die Atmosphäre als die südafrikanische Küstenterrasse. E s ist
daher zu erwarten, d a s s , wenn der Boden der Kalahari im Sommer
auf das stärkste erhitzt w ird , aufsteigende Luftströme sich daselbst
ausbilden, die durch den rasch aus der Höhe herabsinkenden Passat
ausgeglichen werden und durch Vermischung kalter und warmer
Schichten zur Gewitterbildung den A n la ss geben. Nach dieser A u ffassung
stammt der W a s se rd am p f, der zu R eg enwo lken sich v e rdichtet,
in der Kalahari aus dem Passat des indischen Meers, in der
Sahara hingegen aus dem A n tip a ssa t, der von Sudan kommt, dort
im Sommer den R e g en sp en d en d , wenn aufsteigende Luftströme
stärker entwickelt sin d , hier im W in te r, wenn sie den äquatoiialen
Wasserdampf in gering erer Höhe erreichen und daher leichter in
Wechselwirkung ziehen können.
E s ist aber für die Sommergewitter der Kalahari noch ein anderes
Verhältniss von B ed eu tu n g , welches auf den wechselnden
Winden von Natal beruht. In dieser Breite hat die afrikanische Ostküste
keinen dauernden P assat, sondern, wie schon in dem Abschnitt