Die natürlichen Floren.
Zahlung der Vegetationsformen, wie Humboldt bemerkt, keiner
strengen Klassifikation fähig sei, vermindert ihre Wichtigkeit auch
für die vergleichende Geographie der Pflanzen nicht. Ein System
von organischen Naturkörpern ist überhaupt nicht nach logischem
Maassstabe allein zu beurtheilen, es soll höheren Zwecken dienen, als
zur Unterscheidung des Einzelnen- anzuleiten. Das physiognomische
System der Gewächse zeigt, wie die Organisation nach Maassgabe
ihrer physischen Hülfsquellen sich ändert, das natürliche oder morphologische
beleuchtet durch die Einsicht in die Verwandtschaft der
Formen das Dunkel ihrer Abstammung; auf das erstere beziehen
sich die klimatologischen, auf das "letztere die geologischen Forschungen,
beide angewendet auf die geographische Anordnung der
Pflanzen. Zuweilen fallen die Vegetationsformen mit den Gruppen
des natürlichen Systems zusammen, in den meisten Fällen kommt
dieselbe Bildungsweise der Ernährungsorgane bei dem verschiedenartigsten
Bau der Blüthen und Früchte vor. So entspricht der saftreiche
Stamm der amerikanischen Cacteen dem der fleischigen
Euphorbien Afrikas und anderen succulenten Vegetationsformen,
ist aber in jedem Falle ein Ausdruck trockener Klimate.
Jede natürliche Flora ist so darzustellen7),' dass zuerst die
Vegetationsformen und ihre Anordnung zu Formationen als vom
Klima abhängig nachgewiesen und sodann ihre Vegetationscentren
berücksichtigt werden, die auf ihren geologischen Ursprung zurück-
* weisen und nach den Normen des natürlichen Pflanzensystems von
einander abweichen. Zum Schluss dieser einleitenden Bemerkungen,
welche bestimmt sind, die bei der Darstellung der einzelnen Floren
gewählte Form der Behandlung zu begründen, stelle ich eine Ueber-
sicht der von mir unterschiedenen Vegetationsformen zusammen,
welche sowohl durch ihre Masse und Anordnung den Charakter der
Landschaften bestimmen, als sie auch an besondere klimatische
Bedingungen geknüpft sind. Diese Eintheilung entspricht dem phy-
siognomischen Pflanzensystem Humboldt’s, seine Bezeichnungsweise
der Formen, die von bekannten Gewächsen oder Bildungsweisen
der Vegetationsorgane abgeleitet war, habe ich beibehalten, aber
ihre Anzahl ist, da seine Unterscheidungen einer weiteren Ausführung
fähig und bedürftig schienen, beinahe auf das Dreifache erhöht
worden.
Uebersicht der Vegetationsformen. 11
I. Holzgewächse.
A, Einfacher Stamm ohne verzweigte Krone, auf dem Gipfel eine Laubrosette.
1. Palmen. Bäume mit einmal getheillen Blättern.
2. Fa rnbäume. Bäume mit mehrfach getheilten Blättern.
3. Pi sang form. Bäume mit ungetheilten, breiten Blättern : Adern parallel.
4. Clavi j aform. Bäume mit ungetheilten, breiten Blättern : Adern netzförmig verbunden.
5. Pandanusf orm. Bäume mit ungetheilten, schmalen Schilfblättern. (Liliaceenbäume).
6. Xanthor rhoeenform. Bäume mit ungetheilten, schmalen, saftarmen Grasblättern.
B. Einfacher Stamm ohne abgesetzte Krone, mit seitlichen Blattbüscheln.
7. B ambusenform. Bäume mit Grasblättern auf kurzen Zweigen an den Knoten
de s Stammes.
0. Belaubte Krone verzweigt.
8. Nadelhölzer. Bäume mit starrem, immergrünem, ungetheiltem Laub: Blatt
nadelförmig.
9. Lor beer form. Bäume mit starrem, immergrünem, ungetheiltem Laub: Blatt
breit, glänzend grün.
10. Ol ivenf orm. Bäume mit starrem, immergrünem, ungetheiltem Laub: Blatt
schmal.
11. E uk a ly p t us fo r m. Bäume mit starrem, immergrünem', ungetheiltem Laub:
Blatt breit, glanzlos blaugrün.
12. Syko morenform. Bäume mit starrem, periodischem, ungetheiltem Laub.
13. B uchen form. Bäume mit biegsamem, periodischem, ungetheiltem Laub: Blatt
breit.
14. Wei de n form. Bäume und Striiucher mit biegsamem, periodischem, ungetheiltem
Laub : Blatt schmal.
15. Li n den - und B o 111b a ce e n f or m. Bäume mit gerundeten oder handförmig
geaderten Blättern.
16. Esehen- und Tama r inden fo rm. Bäume mit einmal gefiederten Blättern.
17. Mimosenform. Bäume und Sträucher mit doppelt gefiederten Blättern : Blattflächen
klein.