sation ihre Einführung vermitteln konnte. Die natürliche Einwanderung
ging von der Küste des Isthmus aus, wo die nicht endemischen
Pflanzen der Galapagos allgemein Vorkommen, und zwar vermittelst
einer lokalen Meeresströmung, welche von der Panama-Bai
nach der Nordostseite des Archipels fliesst und hier das Meerwasser
oft um mehrere Grade wärmer macht als an den dem Humboldtstrome
ausgesetzten Südküsten. Auf den nach Nordosten frei liegenden
Inseln Chatham und James wurden mehr kontinentale Pflanzen
gefunden [53 und 47] 77] als auf Albemarie, welches grösser als
alle übrigen zusammengenommen, aber jener Strömung durch die
südwestliche Lage entzogen ist.
Unter den eingewanderten Pflanzen sind namentlich solche Familien
vertreten, die, wie die Leguminosen und Solaneen, lange Zeit
ihre Keimkraft bewahren und daher auch unter tropischen Sämereien
in europäischen Gewächshäusern am leichtesten aufkommen. Manche
haben feste Schalen, mit denen sie der Einwirkung des Seewassers
sicherer widerstehen können, nur wenige enthalten fette Oele, die
sich leicht zersetzen. Vergleicht man, welche Familien unter den
endemischen und nicht endemischen Arten die reichsten s in d 77] ; so
werden diese Unterschiede sofort bemerkbar: so sind unter 15 Ru-
biaceen, bei denen die Keimkraft des Samens rasch erlischt, nur 2,
unter 13 Solaneen 10 Arten kontinentalen Ursprungs.
Diejenigen, welche annehmen, dass die vikariirenden Arten
aus Umbildungen von eingewanderten hervorgegangen sind, können
auch unter den endemischen Gewächsen der Galapagos Beispiele
genug anführen, dass eine nahe Verwandtschaft dieselben mit Amerika,
als ihrem vorausgesetzten Stammkontinent, verbinde. Aber
allgemein lässt sich dieser Gesichtspunkt nicht durchführen. Gerade
unter den geselligen Holzgewächsen, durch welche die Physiognomie
des Buschwaldes im Gebirge bedingt wird, finden wir die eigenthüm-
lichsten Erzeugnisse, die Scalesien und andere Synanthereen, die
nach ihrer systematischen Stellung dem Festlande ebenso fremdartig
gegenüber stehen wie die Lobeliaceen des Sandwich-Archipels. Es
sind von den Galapagos allein 10 endemische G a ttu n g en 77] beschrieben
worden, deren Selbständigkeit unbestritten ist: sie sind
mit einer einzigen Ausnahme (,Scaiesia) monotypisch, und sechs davon
gehören zu den Synanthereen. Alle Beredsamkeit, womit die Abstammung
der Vegetation oceanischer Inseln von den Kontinenten
vertheidigt zu werden pflegt, kann die Thatsache nicht verdunkeln,
dass in solchen Fällen die Organisationen nicht anzugeben sind, aus
deren Variation man sie sich hervorgegangen vorstellen möchte. Die
nahe Verwandtschaft hingegen, welche zwischen vielen endemischen
Erzeugnissen des Archipels und denen der amerikanischen Floren
unläugbar besteht, kann aus dem Bildungsgesetz der räumlichen
Analogieën ebenso wohl, als aus einem genetischen Zusammenhänge
abgeleitet werden. Und warum sollte überhaupt das Festland vor
den Inseln den Vorzug selbständig entstandener Organisationen gehabt
haben, deren erste Erzeugung in den frühesten Perioden der
Erdgeschichte jeder Möglichkeit einer Variation vorausging'? warum
sollte sich nicht später und an verschiedenen Orten wiederholt haben,
was ursprünglich möglich war und wovon nur die Bedingungen ein
noch ungelöstes Räthsel geblieben sind?
Bei der Vergleichung der Standorte hat sich eine durchgreifende
Verschiedenheit der endemischen Gewächse auf den einzelnen Inseln
herausgestellt. Mehr als die Hälfte derselben wurde nur auf einer
einzigen der fünf untersuchten Inseln angetroffen [123] 77) und nur
wenige Arten (5) waren dem ganzen Archipel gemeinsam. Weder
durch die verschiedene Höhe der vulkanischen Hebungen, noch
durch die ungleiche Fruchtbarkeit des Bodens wurden diese Absonderungen
hervorgerufen: denn auf allen Inseln wiederholen sich dieselben
Formationen, und die Unterschiede zwischen denjenigen, die
am fruchtbarsten sind, weichen nicht weniger unter sich als von
den übrigen ab. Das Wesentliche der Erscheinung ist dies, dass die
gleichen Vegetationsformationen auf jeder Insel aus verschiedenen,
jedoch ähnlichen, sich gegenseitig vertretenden Arten zusammengesetzt
sind. Als Beispiel kann der Buschwald der Scalesien dienen,
der auf keiner der fünf untersuchten Inseln fehlt, aber auf jeder
derselben aus ein oder zwei eigenthümlichen Arten gebildet wird.
Wir entnehmen hieraus, dass die Natur ursprünglich sehr enge
Wohnorte für die Organismen bereitet hat, dass sie um so reichlicher
die Arten gründete, als sie spärlich die Individuen schuf, und finden
uns dadurch entschieden der Ansicht genähert, welche die Individuen
gleicher Art von einem einzigen Individuum abstammend sich
vorstellt. Diese ursprünglichen Verhältnisse haben sich auf den Galapagos
erhalten, weil der Austausch unter den einzelnen Inseln
durch ihre Lage und durch den Mangel verbindender Strömungen
besonders erschwert war. Noch jetzt sind viele endemische Arten,
wie in einem Garten gesondert, nur in wenigen Individuen vor-
Gr i seba ch, Vegetation der Erde. II. 2. Auf!. 33