und alle Holzgewächse fehlen. Aber nicht die Masse des Regens,
sondern die Vertheihing desselben und die Art und Weise der Bewässerung
ist hier das Entscheidende. Es wird übereinstimmend
bezeugt, dass die meisten Niederschläge in der Form von plötzlichen
Gewittergüssen erfolgen und zu andern Zeiten die Luft ungemein
trocken ist. Auf diesen weiten, mit Gras bewachsenen Ebenen entzieht
die nächtliche Abkühlung eines unbewölkten Himmels der
Atmosphäre die Feuchtigkeit, reichliche Thaubildungen werden stets
beobachtet4). Je weiter der Seewind, der den Wasserdampf des
atlantischen Meers mit sich führt, in das Innere fortschreitet,
desto weniger Feuchtigkeit ist übrig geblieben, weil sie durch den
Thau und durch die Entladung von Gewitterwolken beständig vermindert
wird. Dazu kommt die Unregelmässigkeit in dem Wechsel
der beiden herrschenden Luftströmungen, und dass diejenigen,
welche aus der Wüste Atacama und von den Anden kommen, die
häufigsten sind, wie aus der nach Norden schroffer abfallenden Gestalt
der Sanddünen«) in den Pampas hervorgeht. Es kommen daher
auch lange Perioden der Dürre vor, der Gewitterregen kann
ganze Jahre hindurch ausbleiben2) und die Viehzucht erleidet zuweilen
durch unterdrückten Graswuchs die grössten Verluste. Aber
mit seinen ausdauernden Organen widersteht auch der Grasrasen
dem regellosen Wechsel von Feuchtigkeit und Dürre, er erholt sich
und gedeiht freudig, wenn die Regengüsse wieder eintreten. Die
Holzgewächse bedürfen einer anderen, einer gesicherten Bewässerung,
sie müssen, so lange ihr Laub in Thätigkeit ist, einen stetigen
Zufluss aus dem Boden erhalten, und dieser kann bei Sträuchern,
im Ganzen betrachtet, geringer sein, als zum Wachsthum der
Gräser dienlich ist, wenn er nur während der Vegetationsperiode
nicht ausbleibt.
Auch das Relief der Oberfläche ist für die Bewässerung der
Holzgewächse und Gräser von Bedeutung. Die Pampas bilden von
der Küste bis zu den Anden zwar, wie die östlichen Prairieen, eine
schiefe Ebene, aber sie ist schwächer geneigt als dort, und ihr Bau
weniger regelmässig, wenn sie auch ebenso unbegrenzt dem Auge
sich darstellt. Burmeister bestimmte die Höhe von Mendoza zu
2350 Fuss, und zeigte, dass dieser westliche Theil der Pampas eine
für sich bestehende, flache Mulde ist5), deren Flüsse das atlantische
Meer nicht erreichen können. Die Neigungen des Bodens sind indessen
so schwach, dass sie nur durch Höhenmessungen in weiten
Entfernungen nachgewiesen werden können. Ueber die Waldlosig
keit der Pampas nun machte Darwin6) die Bemerkung, dass Bäume
in so ausgedehnten Flachländern schwer gedeihen, weil die Winde
ungehemmt darüber hinwehen und weil die Art der Bewässerung
ihnen nicht Zusage. Wenn es nicht regnet, trocknet der offene Boden
in der Sonne zu einer harten, undurchdringlichen Masse zusammen,
und das Wasser der Gewittergüsse gleitet nach Moussy’s Beobachtung4)
auf der geneigten Ebene der Pampas oberflächlich
hinab, ohne bis zu den tieferen Wurzeln einzudringen. Allein Darwin
hielt selbst solche Erklärungen nicht für befriedigend: denn Uruguay
sei von Höhenzügen erfüllt und doch ebenso baumlos wie diel ampas.
Dennoch kann man wohl behaupten, dass bewaldete Ebenen, um
ihre Bäume zu tränken, mehr Regen bedürfen als offene Grassteppen.
Auch empfangen sie denselben unter dem Schutz gegen
die Sonne, den der Wald sich selbst gewährt, in einer angemesseneren
Vertheilung während längerer Zeiträume. Das Waidgebiet der
Vereinigten Staaten erhält seinen Wasserdampf und seine Regenwolken
von drei Seiten, von Osten, von Süden und von den kanadischen
Seen, die Pampas nur bei der Windesrichtung vom atlantischen
Meer.
Der Zeitpunkt, in welchem die Niederschläge in den Pampas
am häufigsten sind, ist für die Gräser, die, so oft sie befeuchtet
werden, ihr Wachsthum wieder aufnehmen, gleichgültig, nicht aber
für die Holzgewächse, die in der Reihenfolge ihrer jährlich wiederkehrenden
organischen Arbeit an eine strengere Periodicität gebunden
sind. Nun zeigen sich in dieser Beziehung bemerkenswerthe
Verschiedenheiten, in einigen Gegenden vertheilen sich die Niederschläge
über alle Jahrszeiten, Mendoza und Montevideo verhalten
sich entgegengesetzt. Obgleich in der Breite von Mendoza das Klima
an beiden Seiten der Anden dürr ist, so fallen doch in Chile, welches
unter dem unmittelbaren Einflüsse der Wüste Atacama steht, die
Niederschläge im Winter, der in Mendoza regenfrei ist. Hier erfolgen
sie vorzugsweise im Sommer2) in der heissesten Jahrszeit, wo
die durch die Erhitzung aufsteigenden Luftströme mit der allgemeinen
Bewegung der Atmosphäre am leichtesten in jene Wechselwirkung
treten, die zu der plötzlichen Anhäufung von Gewitterwolken den
Anlass giebt. Dies ist für den Baumwuchs vortheilhafter als der
trockene oder selbst ganz regenlose Sommer der Grassteppen am
atlantischen Meere, der in diesen Breiten als das normale, durch das