sehen Periode verdanken, in welcher die daselbst einheimischen
Gewächse entstanden seien, dass sich zum Beispiel in Australien
erhielt, was in Europa seit der Tertiärzeit zu Grunde ging. Dieser
Schluss scheint äusserst gewagt zu sein, wenn man sieht, dass es
auch in den Floren der Gegenwart nicht an Vermischungen von Organisationen
der fernsten Vegetationscentren fehlt, ohne dass damit
eine völlige Identität der Arten verbunden ist. Die nordafrikanische
Flora enthält noch ein paar ähnliche Beispiele von Analogieën mit
entfernten Gegenden zwar desselben Erdtheils, von denen sie aber
durch die grosse Wüste oder noch weitere Räume geographisch geschieden
ist. In Algerien ist eine Synanthereengattung (Othonna)
vertreten, von welcher die übrigen Arten am Kap wachsen. Dies ist
also dasselbe Verhältniss, welches zwischen den westeuropäischen
Eriken und denen desKaplandes oder zwischen Apteranthes und den
südafrikanischen Stapelien besteht. Auch jene dornige Sapotee,
welche die Argan-Wälder Marokkos bildet, findet ihre nächsten
Verwandten erst jenseits der Sahara in den Tropen und ist einer der
wenigen Vertreter tropischer Familien an den Grenzen des Mittelmeergebiets
, ohne dass an einen genetischen Zusammenhang dabei
gedacht werden könnte.
Von den zwischen Spanien und Italien gelegenen Inseln sind die
Balearen und Korsika am sichersten als eigene Vegetationscentren
anzusehen. Zwar enthält die Flora der Balearen I4°) nur wenige
eigenthümliche Arten, aber im Verhältniss zu ihrer Grösse ist die
Zahl nicht unbeträchtlich zu nennen (Y10). Auch sind darunter
endemische Sträucher [Genista lucida, Hypericum balearicum); andere
Gewächse, die, auch an einzelnen Orten in Spanien wiedergefunden
sind, gehören auf Majorka zu den häufigsten [Buxus balearica, Hip-
pocrepis balearica).
Ueber das Verhältniss von Korsika zu Sardinien ist die oben
angeführte Bemerkung nun von einem allgemeineren Gesichtspunkte
aufzufassen. Je kleiner die Anzahl endemischer Pflanzen einer Insel
ist, je weniger eigenthümlich ihre Organisationen sind, so dass weder
Monotypen, noch Holzgewächse oder andere der Migration über das
Meer widerstrebende Pflanzen Vorkommen und kein bestimmter Typus
in der ursprünglichen Flora sich erkennen lässt, desto unsicherer
wird die Annahme besonderer Vegetationscentren. Finden sich
daselbst einzelne eigenthümliche Arten, so bleibt es unentschieden,
ob sie nicht noch an anderen Orten aufgefunden werden, von wo sie
eingewandert sein können, oder vielleicht gingen sie auch anderswo
zu Grunde und haben sich nur hier erhalten. Wenden wir diese
Sätze auf Korsika an, so müssen wir dieser Insel selbständige Cen-
tren mit Entschiedenheit zusprechen. Hier begegnet uns die eigenthümliche
Erscheinung , dass eine Reihe von winzigen Fabiaten mit
ausserordentlich kleinen Blattorganen auftritt, von denen mehrere
auf die Insel beschränkt sind, andere auch in Sardinien oder auf den
Balearen gefunden werden. Aehnliche Gewächse mit Blättern, deren
Durchmesser wenige Finien beträgt, kommen noch in drei anderen
Familien vor, und hiezu gehören die zwei Monotypen, sowie auch eine
dritte Pflanze in ihrem Bau allein steht (monotypisch sind die Cruci-
fere Morisia und die Synantheree Nananthea, isolirt steht unter den
europäischen Urticeen Helxine Soleirolii). Die Tendenz, Organisationen
mit kleinen Blättern zu erzeugen, ist also für diese Vegetationscentren
charakteristisch. Wiewohl nun jene drei isolirt stehenden
Gewächse sich auch nach Sardinien verbreiten. so ist doch die kor-
sikanische Heimath für diese ganze Reihe wahrscheinlich. Hierauf
weist der Umstand hin, dass die Fabiaten zum Theil auf Korsika
beschränkt blieben und kein sicherer Fall bekannt ist, dass Sardinien
ähnliche Formen besässe, die nicht auch auf der Nachbarinsel Vorkommen.
Zu demselben Gesichtspunkte werden wir in Bezug auf
die sämmtlichen endemischen, aber beiden Inseln gemeinsamen
Pflanzen dadurch geführt, dass die wenigen Sardinien eigenthüm-
lichen Arten ohne besonderen Charakter und den nicht endemischen
Gewächsen näher verwandt sind als dies bei so vielen korsikanischen
der Fall ist. Hiernach könnte es überhaupt unberechtigt erscheinen,
sardinische Centren anzunehmen, ebenso wie dies von einigen kleineren
Inseln gilt, wie von Capraja oder Lampedusa, wo man einzelne
eigenthümliche Arten angetroffen h a t142); Allein, was Sardinien
anbetrifft, so scheint die Vergleichung der Holzgewächse doch
die entgegengesetzte Ansicht zu unterstützen, die vielleicht durch
neue Standorte und durch systematische Forschungen weiter begründet
oder auch entkräftet werden kann. Das Inselpaar von Korsika
und Sardinien enthält nämlich nur drei endemische Sträucher, eine
Rhamnee und zwei Genisten, und von diesen ist keine Art Korsika
eigen, sondern eine Art [Genista corsica) beiden Inseln gemeinsam,
während die beiden andern auf Sardinien beschränkt sind [G. Monsii
und Rhamnus salicifolius).
Italien I43) ist, wie gesagt, das an endemischen Pflanzen ärmste