Formen, welche von auswärts in das Gebiet eintreten. An die Kastanie
[Castanea vesca) reiht sich ein Ahorn, der aber hier gewöhnlich
strauchartig bleibt [Acer nionspessulanum), an die Zone der Edeltanne
ein anderer Ahorn [A. opulifoliuni), zwei sporadisch vorkommende
Ebereschen [Sorbus domestica und hybrida) und die Staphylea
[S. pinnata) : beiden Zonen gemeinsam ist die südeuropäische, behaarte
Eiche (Qnercus pubescens). Die übrigen rücken bis zu verschiedenen
Punkten an der unteren Donau aufwärts, am weitesten
die Cerris-Eiche [Quercus Cerris), dann die Silberlinde [Tilia ar-
gentea), die Syringa (Syringa vulgaris), bis zum Banat eine zweite
Linde des Orients (T. rubra) und ein Nussbaum (Corylus Colurna);
die saure Kirsche [Prunus Cerasus) ist nur in Bosnien und Illyrien
einheimisch gefunden worden.
Diesen Bestandtheilen des mitteleuropäischen Laubwaldes steht
endlich die Gruppe von Bäumen gegenüber, welche das südliche und
östliche Sibirien bewohnen (24 Arten): zuerst tritt am Altai eine
eigenthiimliche Pappel auf [P. laurifolia), jenseits des Baikal folgt
die sibirische Aprikose [Prunus sibirica); dann schliessen sich die
Laubhölzer des Amurgebiets mit ihren Vorposten in Daurien an (bis
jetzt 19 Arten): ausser den schon genannten 5 Vertretern der Eschenform
und der mongolischen Eiche noch 3 Amygdaleen [Prunus),
eine Pyree [Pyrus baccata), 4 Ahorne (Acer), 2 Linden (Tilia), eine
Esche (Fraxinus) und 2 Birken [Betula davurica und die japanische
B . ulmifolia). Zuletzt sind aus der Flora von Kamtschatka bis jetzt
drei Bäume als eigenthtimlich bekannt geworden: ausser der dortigen
Birke [B. Ertnani) eine Pappel [Populus suaveolens) und eine Eberesche
[Sorbus sambucifolia).
Wenn das periodische Laub der Buche und anderer Laubhölzer
an stammlose Sträucher übergeht, so entsteht die Rhamnusform, die
durch ein breiteres, übrigens mannigfach gestaltetes Blatt sich von
der Physiognomie der Weide unterscheiden lässt. Solche Sträucher
bilden gewöhnlich das Unterholz der Laubwälder und treten nur
selten als selbständige Formationen auf, wie die Erlen- und Birkengebüsche
des nördlichen Deutschlands und Russlands. Die Bestand-
theile des Unterholzes sind mannigfaltiger als die Bäume, die sie
beschatten, aber die dichter geschlossenen Bestände des Nadelwaldes
lassen weniger Holzgewächse aufkommen als die lichteren Laubhölzer,
oft schliessen sie überhaupt alles Fremdartige aus, bis auf
die Pilze des Herbstes. Die allgemeiner verbreiteten Vertreter der
Rhamnusform gehören zu einigen zwanzig Gattungen und vei
theilen sich unter etwa zwölf Familien. Doch um uns nicht in topographische
Einzelnheiten zu verlieren, die wenig zur Physiognomie
der Waldlandschaft beitragen, mögen einige Beispiele klimatischer
Einwirkungen auf ihre Verbreitung genügen. Dass auch hier, wie in
der arktischen Flora, mit abnehmender Wärme die holzigen Zweige
sich verkürzen und die Grösse des Blatts sich mindeit, lehit die
Strauchbekleidung des kälteren Sumpfbodens, sowie der oberen Ge-
birgsgehänge, wo die alpinen Formen in der Nähe dei Baumgienze
in die Wälder einzutreten pflegen. Die Zwergbirken [Betida nana),
die auf den alpinen Fjelden Norwegens fast das einzige Brennholz
liefern, finden sich in Gesellschaft einer andeien Stiauchbiike
[B . fruticosa) in den sumpfigen Ebenen wieder, welche den nordrussischen
Nadelwald unterbrechen, und in beiden Fällen ist das
Gesträuch niedrig und die Blätter sind kleiner als bei der Weissbirke.
Den kleinblättrigen Gagelstrauch [Myrica Gale) treffen wir ebenfalls
im Torfmoor, in den westlichen Gegenden der baltischen Ebene.
Ferner geht in dem wärmeren Klima der Laubwälder die Rhamnusform
häufiger in Dornsträucher über als im Norden und im Binnenlande:
bekannte Beispiele davon sind derWeissdorn [Crataegus) und
andere Rosaceen [Prunus, Rubus, Rosa), diesen entsprechen in Ostsibirien
die Araliaceen des Amurgebiets [Aralia, Eleutherococcusj .
Artenreichere, unbewaffnete Gattungen bezeichnen ein kontinentaleres
Klima, Cytisus in Ungarn, Spiraea in Sibirien. Merkwürdiger
ist die Zunahme der Beeren tragenden Sträucher in der nordischen
Zone der Nadelhölzer, nicht sowohl an Mannigfaltigkeit der Arten,
als wegen des geselligen Wachsthums der Individuen. Auch diese
Sträucher tragen meist kleine Blätter, wie diePIeidelbeere (Vaccinium
Myrtillus und uliginosurn), einige gehören zur Myrten- oder Eiiken-
form, zu jener die Preisselbeere (V. Iltis idaea), zu diesei die
Rauschbeere [Empetrum nigrwn). Ihre Häufigkeit ist ebenso charakteristisch
für die Wälder Skandinaviens, wie sie in Kamtschatka von
den Reisenden nicht unbemerkt blieb. Es scheint, dass, je länger
der Winter wird, der Erhaltung des Thierlebens auch eine giösseie
Produktion von solchen vegetabilischen Nahrungsstoffen dient, die
unter der Schneedecke frisch und geniessbar bleiben, und was im
arktischen Gebiete hierüber bemerkt wurde, gilt in noch höherem
Grade von den Wäldern des hohen Nordens. In diese, wie in die
Vorberge der Alpen, ziehen die überwinternden Thieie sich gern